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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Aufschrei.
    »Gütiger Himmel! Ist das etwa – welch eine Überraschung – Sir Edward? Was tun Sie denn hier?«
    Sir Edward Washington – er war es tatsächlich – nahm seinen Hut ab und verbeugte sich. »Ich fühle mich geschmeichelt, daß Sie sich noch an mich erinnern, Mrs. Emerson. Unsere letzte Begegnung liegt nun schon einige Jahre zurück.«
    Um genau zu sein, lag sie mehr als sechs Jahre zurück. Er hatte sich nicht sonderlich verändert; seine schlanke Gestalt war so durchtrainiert wie damals, sein blondes Haar dicht und kräftig, und seine blauen Augen blickten mich mit derselben verhaltenen Ironie an. Ich besann mich meiner gesellschaftlichen Umgangsformen, die ich aufgrund meiner Überraschung nicht beachtet hatte. Überraschung – und ein gewisses Unbehagen. Während dieses letzten Zusammentreffens hatte ich Sir Edward freimütig erklärt, daß er jede Hoffnung auf eine Eroberung Nefrets aufgeben müsse, und er hatte mir – zwar weniger freimütig, aber dennoch unbeirrt – zu verstehen gegeben, daß er es erneut versuchen würde. Jetzt war er wieder aufgetaucht, und Nefret lächelte ihn verdächtig errötend an.
    Ich erhob mich, um ihn zu begrüßen. »Es ist eher unwahrscheinlich, daß ich einen Menschen vergessen würde, der so hervorragend mit uns an Tetisheris Grab gearbeitet hat und der darüber hinaus für meine Rettung aus einer besonders unangenehmen Situation verantwortlich zeichnete.«
    Aufgrund dieser Äußerung besann sich Emerson auf seine Umgangsformen. Sie waren alles andere als perfekt, und er hatte Sir Edward nie sonderlich leiden können; doch seine Dankbarkeit überwog seine Abneigung. »Vermutlich kann man Erwürgen mit ›unangenehme Situation‹ umschreiben«, meinte er trocken. »Guten Abend, Sir Edward. Ich hatte nicht damit gerechnet, Sie wiederzusehen, aber wo Sie nun schon einmal hier sind, können Sie sich auch setzen.«
    Diese alles andere als überschwengliche Einladung schien Sir Edward eher zu belustigen als zu brüskieren. Seine Umgangsformen waren bewundernswert. Seine an Nefret gerichtete Begrüßung war freundlich, aber in keinster Weise vertraut; seine Äußerung, wie sehr Ramses und David seit ihrer letzten Begegnung doch gewachsen waren, war lediglich etwas gönnerhaft. Ramses’ Reaktion bestand darin, sich zu seiner vollen Körpergröße aufzurichten, woraufhin er Sir Edward um circa drei bis fünf Zentimeter überragte, und ihm die Hand weitaus heftiger zu schütteln, als es die Gesetze der Höflichkeit vorsahen.
    Wie sich herausstellte, kannte Sir Edward sämtliche Anwesenden mit Ausnahme von Katherine.
    »Ich habe von Mr. Vandergelts Glück gehört und freue mich, die Bekanntschaft der überaus geschätzten Dame machen zu dürfen«, sagte er mit einer galanten Verbeugung.
    »Ganz meinerseits«, erwiderte Katherine. »Auch ich habe von Ihnen gehört, Sir Edward, allerdings nicht im Zusammenhang mit dem bemerkenswerten Vorfall, den der Professor erwähnte. Ist das ein Geheimnis, oder werden Sie uns davon erzählen?«
    Als Sir Edward beharrlich schwieg, bemerkte ich: »Es ist kein Geheimnis mehr. Nicht wahr, Emerson?«
    Emerson funkelte mich an. »Es ist keineswegs ungewöhnlich, daß Menschen den Wunsch verspüren, dich zu erwürgen, Amelia. Dieser – äh – Vorfall ereignete sich vor einigen Jahren, Katherine, als meine kluge, vorsichtige Gattin sich davonschlich, um einem Verdächtigen nachzuspionieren, ohne mich vorab über ihr Vorhaben in Kenntnis zu setzen. Wäre ihr Sir Edward – aus Gründen, die nie zu meiner vollen Zufriedenheit geklärt wurden – nicht gefolgt, wäre sie vermutlich ermordet …«
    »Emerson!« entfuhr es mir. »Ich habe genug von diesem morbiden Humor. Wir wollten gerade in den Salon überwechseln, um eine Erfrischung zu uns zu nehmen und das eine oder andere Lied anzustimmen, Sir Edward. Ich hoffe, Sie schließen sich uns an.«
    »Ich hatte keinesfalls die Absicht, hier hereinzuplatzen«, entfuhr es besagtem Herrn. »Ich kam nur, um Ihnen meine Weihnachtsgrüße zu übermitteln und Ihnen ein kleines Zeichen meiner Wertschätzung zu überreichen.« Er nahm eine Schachtel aus seiner Manteltasche und gab sie mir. »Es ist wirklich nicht der Rede wert«, fuhr er, meinen Dank übergehend, fort. »Es fiel mir vor ein paar Tagen in einem Antiquitätengeschäft in die Hände, und ich dachte, daß es Ihnen gefallen könnte.«
    In der Schachtel befand sich ein Amulett von ungefähr fünf Zentimeter Länge in blauer Fayencearbeit. Eine

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