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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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runde Öse deutete darauf hin, daß es als Schutzamulett an einem Band oder einer Kette getragen worden war – sicherlich von einer Frau, da die vorstehende Nase und der gerundete Leib die Nilpferdgöttin Taueret darstellten, die Beschützerin von Müttern und Kindern.
    »Wie entzückend«, murmelte ich.
    »Ein Erinnerungsstück an unsere letzte Begegnung?« Mit hochgezogenen Braunen wandte sich Emerson in barschem Ton an unseren Gast. »Sie legen noch weniger Taktgefühl an den Tag als sonst, Sir Edward; für uns war Taueret ein Symbol für Gefahr und Unglück.«
    »Aber Sie bezwangen das eine wie das andere«, meinte Sir Edward diplomatisch. »Ich dachte, es würde Sie vielleicht an Ihren Erfolg erinnern, doch wenn es Mrs. Emerson nicht gefällt, kann sie es selbstverständlich ablehnen. Vermutlich ist es ohnehin eine Fälschung; einige Gurnawis stellen hervorragende Imitationen her.«
    Sorgfältig vermied er, in Davids Richtung zu blicken, doch ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob seine Bemerkung zufälliger Natur gewesen war. Sir Edward war in dem Jahr zu uns gestoßen, als wir David kennenlernten, der damals für einen der besten Fälscher rund um Gurneh gearbeitet hatte.
    »Sicherlich nicht«, sagte ich rasch. »Es ist … vielen Dank, Sir Edward. Allmählich habe ich eine ganze Sammlung von hübschen kleinen Amuletten; Ihres paßt hervorragend zu Bastet, einem Geschenk von Ramses vor einigen Jahren, und diesem, welches ich erst kürzlich erhielt.«
    Ich hatte die kleine Pavianstatue an der gleichen Kette befestigt, an der ich auch Ramses’ Katzengott und den Skarabäus Thutmosis III. trug, ein Hochzeitsgeschenk von Emerson. Sir Edward beugte sich vor, um die Anhänger zu begutachten.
    »Der Pavian ist das Symbol für die Gottheit Thot, nicht wahr? Ein hübsches Stück, Mrs. Emerson. Darf ich fragen, welche besondere Bedeutung dieses Amulett hat?«
    »Es steht für eine Sache, die mir wirklich sehr am Herzen liegt, Sir Edward – für die Gleichberechtigung der Frau. ›Huquq al ma’ra’‹, wie sie hier bezeichnet wird. Ich habe es von einer Dame erhalten, die sich aktiv für diese Bewegung engagiert.«
    »Dann erstaunt es mich nicht, daß Sie es tragen. Aber existiert in Ägypten tatsächlich eine solche Bewegung?«
    »Die Flamme der Freiheit brennt in den Herzen aller Frauen, Sir Edward.«
    Emerson schnaubte – sicherlich nicht wegen meiner Geisteshaltung, sondern wegen meiner Ausdrucksform. Ich revanchierte mich, indem ich einen kleinen (oder, um genau zu sein, einen längeren) Vortrag über die Geschichte der ägyptischen Frauenbewegung hielt, die uns aufgefallene Zeitschrift und die Unterrichtsstunden erwähnte. Sir Edward war viel zu wohlerzogen, um jemals gelangweilt zu wirken, dennoch hatte ich eher das Gefühl, daß er ernsthaftes Interesse zeigte, worauf auch seine gelegentlich eingeworfenen Fragen hindeuteten.
    Emerson war gelangweilt und brachte das auch zum Ausdruck.
    Wie ich es erwartet hatte, war Sir Edwards Widerstand, nicht als Eindringling erscheinen zu wollen, rasch gebrochen; ich wies den Gästen den Weg ins Haus, und wir versammelten uns um das Klavier. Sir Edwards klangvoller Bariton bereicherte unseren Chor, und nach einer Weile entspannte Emerson und stimmte mit ein. Emerson verdächtigt ständig irgendwelche Männer, mir Avancen zu machen. Diese Vorstellung ist zwar schmeichelhaft, aber auch störend, und in diesem Fall war sie vollkommen unbegründet. Falls Sir Edward ein Auge auf jemanden geworfen hatte, dann sicherlich nicht auf mich; als ich bemerkte, wie schmachtend sein Gesichtsausdruck bei Nefrets Anblick wurde, war mir klar, daß er die Hoffnung nicht aufgegeben hatte. Sorgfältig vermied sie jeden Blickkontakt, was mich noch mißtrauischer machte.
    Der einzige, der sich nicht an unserer musikalischen Runde beteiligte, war Ramses. Als Kind hatte er ständig unmelodisch vor sich hin gesummt, was mir fürchterlich auf die Nerven gegangen war. Auf meine Bitte hin hatte er diese Angewohnheit abgelegt, und es bedurfte Nefrets sämtlicher Überredungskünste, bis er sich schließlich dazu herabließ, in unsere kleinen Familienkonzerte einzustimmen. Zu meinem Erstaunen klang seine Stimme gar nicht übel, und irgend jemand (mit Sicherheit nicht sein Vater) hatte ihm beigebracht, den Ton zu halten. An diesem Abend entschuldigte er sich mit der Begründung, daß er leichte Halsschmerzen habe. Nefret bedrängte ihn nicht weiter.
    Aus Manuskript H
    »Das ist er!« Ramses ließ

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