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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nicht erklären, was ihn geweckt hatte. Im Zimmer war es recht dunkel, da die Kletterrosen das einzige Fenster teilweise überwuchert hatten. Sein Sehvermögen bei Nacht war zwar gut – wenn auch nicht so hervorragend, wie manche Ägypter glaubten –, aber er sah nur die üblichen dunklen Konturen: Tische und Stühle, Kommoden und seine Kleidung, die an Wandhaken hing. Er warf die dünne Bettdecke beiseite. Seit jenem ärgerlichen Vorfall vor wenigen Jahren hatte er sich angewöhnt, im Bett eine weite ägyptische Hose zu tragen. Diese behinderte seine Bewegungen nicht, als er auf nackten Füßen geräuschlos zur Tür schlich und diese vorsichtig öffnete.
    Wie bei allen anderen Schlafräumen führte auch seine Tür in einen gemauerten Innenhof. Nichts bewegte sich im Sternenlicht; eine dürre Palme und die Topfpflanzen seiner Mutter warfen schwache, seltsam verzerrte Schatten. Hinter den Fenstern zeigte sich kein Licht. Der Schlafraum seiner Eltern befand sich am Ende des Flügels, dann kam der von David, dann sein Zimmer und am anderen Ende schließlich das von Nefret. Wie das Zimmer seiner Eltern hatte auch ihres sowohl Fenster an der Außenmauer als auch auf der Hofseite.
    Er registrierte die friedvolle Atmosphäre mit dem gleichen unerklärlichen Unbehagen, das ihn bei seinem Erwachen befallen hatte. Er hatte Nefrets Zimmer erreicht, noch ehe er ihr Schreien vernahm – keinen lauten Aufschrei, sondern ein leises, unterdrücktes Geräusch, das schon wenige Meter weiter unhörbar gewesen wäre. Ihre Tür war unverschlossen. Das wäre auch unerheblich gewesen; die Türangeln gaben unter seinem Gewicht nach, und die Tür sprang auf. Das Zimmer war ebenso dunkel wie sein eigenes; irgend etwas klemmte im Außenfenster und verdeckte das Sternenlicht. Dann verschwand dieses Hindernis, und er nahm das weiße Nachthemd von Nefret wahr, die reglos zwischen dem Bett und dem Fenster am Boden lag.
    »Verflucht!« zischte sie, während sie sich aufsetzte. »Er ist entkommen! Nimm die Verfolgung auf!« Als sie ihren Arm ausstreckte, glitt der Ärmel ihres Nachthemds zurück. Er war vom Ellbogen bis zum Handknöchel durchtrennt, und der Stoff war auch nicht mehr weiß.
    »Zu spät«, sagte Ramses. Zumindest hatte er vorgehabt, das zu sagen. Sein Herz raste, da es die Schläge nachzuholen versuchte, die es ausgesetzt hatte, bevor sie sich bewegte und sprach, und die Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Sie bemühte sich aufzustehen, doch ihre Bewegungen waren langsam und fahrig, und ihr langes Nachthemd behinderte ihre Beine. Er sank auf die Knie und umschlang ihre Schultern. »Bleib ruhig liegen. Wer auch immer das war, er ist längst über alle Berge, und du wirst gleich in Ohnmacht fallen.«
    Unwirsch entgegnete Nefret: »Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie …« Ihr Kopf sank nach hinten, und er fing ihren schlaffen Körper mit seinen Armen auf.
    Er hielt sie immer noch fest, als er ein Licht im Türrahmen bemerkte und sein Blick auf David fiel, der mit einer Laterne und einem Messer bewaffnet war.
    »Großer Gott! Ist sie …«
    »Halb erstickt«, sagte Nefret mit unterdrückter Stimme. Vermutlich stimmte das, dachte Ramses. Er lockerte seinen Griff, so daß sie ihren Kopf von seiner Schulter abwenden konnte, und sie grinste ihn fröhlich an. »Das ist schon besser. Mach die Tür zu, David, und stell die Lampe dort ab. Laß mich los, Ramses. Nein, setz mich nicht auf dem Bett ab, die Laken müssen nicht unbedingt blutverschmiert sein.«
    Wortlos ließ Ramses sie auf den Teppich gleiten.
    »Du siehst aus, als würdest du gleich ohnmächtig«, bemerkte sie.
    »Setz dich hin, und nimm deinen Kopf zwischen deine Knie.«
    Ramses setzte sich. Er nahm zwar nicht seinen Kopf zwischen die Knie, überließ es jedoch David, ihre Verletzung zu säubern und zu verbinden. Als er damit fertig war, hatte er seine Hände und seine Stimme wieder einigermaßen unter Kontrolle.
    »Also«, sagte er rauh. »Was ist passiert?«
    Nefret ließ sich von David aufhelfen und zu einem Stuhl führen. »Ein Mann kletterte durch das Fenster ins Zimmer«, erklärte sie. »Ich wachte erst auf, als er bereits im Raum war. Er suchte den Papyrus.«
    »Woher weißt du das?« wollte Ramses wissen.
    »Weil ich in dem Augenblick wach geworden bin, als er die Schatulle unter dem Bett hervorholte. Dabei entfuhr ihm ein zischendes Geräusch und …«
    »Und du hast versucht, ihn davon abzuhalten?« Seine Stimme war erzürnt, und Nefret starrte ihn an.
    »Ich

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