Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
mit dem Rücken gegen die Hauswand gestützt hin, umschlang fröstelnd seine Knie und schalt sich einen sentimentalen Idioten. Wer auch immer der Eindringling gewesen war, er würde nicht mitten in der Nacht zurückkehren, und außerdem war es kalt. Trotzdem hatte es keinen Sinn, zu Bett zu gehen. Er konnte ohnehin nicht schlafen.
    Einige Zeit später registrierte er eine Bewegung. Der Mond war hinter einer Wolke verschwunden, doch die Sterne verbreiteten ihr helles Licht. Die Gestalt eines Tieres löste sich aus der Dunkelheit. Mit aufgerichtetem Schwanz und angelegten Ohren stolzierte sie einher. Als sie ihn bemerkte, blieb sie in einiger Entfernung von ihm stehen und starrte ihn an. Ramses starrte zurück.
    Manche Ägypter nahmen an, daß er mit Tieren kommunizieren konnte. Es bedurfte keiner übersinnlichen Wahrnehmungskräfte, um zu wissen, wo Horus gewesen war und was er getan hatte. Seit sie in Luxor eingetroffen waren, tat er das jede Nacht. Mit seinem überschäumenden Temperament, dem muskulösen, wohlgenährten Körper und einem Ego, das dem eines Löwen gleichkam, hatte er keinerlei Schwierigkeiten, Rivalen auszuschalten und sich an die Katzendamen der Gegend heranzupirschen. Die Katze Bastet hätte keinem Eindringling erlaubt, auch nur zwei Meter an Nefret heranzukommen, aber diese egoistische, eigensinnige Bestie war viel zu vertieft in ihre eigenen Vergnügungen gewesen, als sie zu beschützen. Er hatte das Gefühl, daß Horus genau wußte, was er dachte, und daß es Horus verflucht nicht interessierte. Nach einem langen, stummen, hochmütigen Mustern setzte der Kater seinen Weg fort. Er sprang auf Nefrets Fenstersims, warf ihm einen letzten verächtlichen Blick zu und verschwand im Inneren. Zum erstenmal in seinem Leben war Ramses versucht, irgend etwas hinter dem Tier herzuschleudern. Irgend etwas unangenehm Hartes und Schweres.
    »Woher stammt er?« fragte Emerson.
    Er sprach mit der sanften, schnurrenden Stimme, die seine Familienmitglieder kannten und fürchteten. Ohne mit der Wimper zu zucken, begegnete Nefret dem Blick seiner stahlblauen Augen, doch ich bemerkte, daß sie allen Mut zusammennahm.
    »Er ist Eigentum der Stiftung«, erwiderte sie. »Ah, ja. Der Stiftung für die Erforschung und Erhaltung ägyptischer Kunstschätze.« Emerson lehnte sich zurück und rieb sich über sein Kinngrübchen. Im gleichen sanften Tonfall fuhr er fort: »Eurer Stiftung.«
    »Unserer«, korrigierte ihn Nefret. »Du bist im Vorstand, ebenso wie Ramses, David und Tante Amelia.«
    »Gütiger Himmel«, entfuhr es Emerson. »Diese Tatsache muß mir entfallen sein. Oder vielleicht eher die Tatsache, daß der Vorstand seine Zustimmung für diesen speziellen Kauf gegeben hat? Du meine Güte, ich werde alt und vergeßlich.«
    »Es reicht, Emerson«, sagte ich schroff.
    Meinen Einwurf hätte Emerson vermutlich überhört, denn er war wirklich ungeheuer aufgebracht. Es war Nefrets Gesichtsausdruck, der ihn schließlich verstummen ließ. Ihr wohlgerundetes Kinn zitterte, und in ihren Augen schimmerten Tränen. Als ein kristallklarer Tropfen über ihre Wange rollte, brummte Emerson ungnädig.
    »Hör sofort auf, Nefret! Verflucht, das ist unfair.« Nefrets zitternde Lippen formten sich zu einem breiten, erleichterten Grinsen. Niemand scherte sich um Emersons Gebrüll. Sie ließ sich auf seiner Stuhllehne nieder und strich ihm übers Haar. »Professor, Schätzchen, du hast mich die Stiftung gründen lassen, als ich mein Erbe antrat – tatsächlich stammte die Idee sogar von dir –, aber du hast nie auch nur einen Pfennig angenommen, geschweige denn, es einem anderen Familienmitglied gestattet. Das hat mich tief betroffen gemacht, obwohl ich das selbstverständlich nie angesprochen habe.«
    »Du könntest genausogut nachgeben, Vater«, sagte Ramses. »Wenn nicht, wird sie erneut losheulen.«
    »Hmhm«, machte Emerson. »Wie ich sehe, hat sie dich und David bereits überzeugt. Wenn ich mich recht entsinne, erfordert jede größere Ausgabe die Zustimmung der einfachen Vorstandsmehrheit. Ihr drei bildet eine Mehrheit. Amelia, warum zum Teufel hast du mir das bei der Ausfertigung der Verträge nicht erläutert?«
    »Ich habe einfach nicht darüber nachgedacht«, gab ich zu. Ich hatte seine Weigerung, finanzielle Unterstützung von Nefret anzunehmen, immer schon für absurd gehalten – als weiteres Beispiel für männlichen Stolz. Warum sollte sie ihr Geld nicht darauf verwenden, was ihr Spaß machte? Und wer wäre ein

Weitere Kostenlose Bücher