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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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würdigerer Empfänger gewesen als der renommierteste Archäologe dieses oder auch jedes anderen Zeitalters – Radcliffe Emerson, um genau zu sein? Taktvoll lenkte ich Emersons Aufmerksamkeit erneut auf den Papyrus. »Er ist einer der schönsten, die ich je gesehen habe«, sagte ich. »Ein wertvoller Ankauf für die Stiftung, denn wenn ihr ihn nicht – illegal vermutlich? – erworben hättet, wäre er sicherlich an einen privaten Sammler verkauft worden und für die Wissenschaft verloren gewesen. Also, Emerson, jetzt fang nicht wieder mit der Verwerflichkeit des Erwerbs durch Händler an, diesen Vortrag haben wir mindestens tausendmal über uns ergehen lassen. In diesem Fall war er wirklich notwendig. Du begreifst die tieferen Verflechtungen dieser Entdeckung, vermute ich?«
    Emerson funkelte mich an. Ich war froh, daß meine Frage seine Aufmerksamkeit von den Kindern lenkte.
    »Hältst du mich für einen Idioten, Peabody? Natürlich begreife ich das. Allerdings werde ich dir nicht gestatten, Zeit in müßige Spekulationen zu investieren, solange wir nicht die Fakten sichergestellt haben. Bitte erlaube mir, daß ich dieses Verhör durchführe. Ich wiederhole: Woher habt ihr ihn?«
    Mit eisigem Blick musterte er die drei jungen Leute. Nefrets Lächeln verschwand; Davids Lider zuckten; und beide blickten erwartungsvoll zu Ramses, der, wie ich erwartet hatte, nur zu gern das Reden übernahm.
    »Von Yussuf Mahmud in Kairo. David und ich waren …«
    »Ausgeschlossen«, sagte Emerson. »Yussuf Mahmud handelt mit Fälschungen und minderwertigen Kunstobjekten. Wie sollte er an einen solchen Papyrus gelangt sein?«
    »Eine berechtigte Frage«, bemerkte Ramses. »Vater, wenn du mir jetzt bitte erlaubtest, meine Schilderung ohne weitere Zwischenfragen …«
    Emerson faltete seine Hände. »Das gilt auch für dich, Peabody. Ramses, fahre fort.«
    Während Ramses seine Schilderung darlegte, empfand ich es als schwierig, meine Äußerungen des Entsetzens, Erstaunens und Befremdens zu unterdrücken. Ich denke, daß Ramses bei dieser Gelegenheit nicht nur die Wahrheit, sondern die ganze Wahrheit sagte. Es mußte sich um die ganze Wahrheit handeln, da es nichts Schrecklicheres hätte geben können. Emersons Gesichtsausdruck veränderte sich nicht; doch seine Hände waren so fest verschränkt, daß die Fingerknöchel weiß wurden und die Venenstränge deutlich hervortraten.
    »Unser Rückweg zum Boot verlief ohne weitere Vorfälle«, schloß Ramses.
    »Weitere Vorfälle«, wiederholte Emerson. »Hmmm, ja. Das waren ja auch genügend Vorfälle. Nun gut. Es ist nicht das erstemal, daß ihr euch unbesonnen verhalten habt, und vermutlich auch nicht das letztemal. Da ist nur eine Sache, die mir nicht einleuchtet.«
    »Ja, Vater?« meinte Ramses unbehaglich. Er ließ sich von Emersons sanftem Tonfall nicht beirren.
    »Ich verstehe nicht, warum …« Emerson versagte vor Zorn die Stimme, und dann steigerte sie sich zu einem solchen Brüllen, daß die Tassen auf ihren Untertellern vibrierten. »Warum in drei Teufels Namen hast du deine Schwester mitgenommen?«
    Der Kater Horus schoß mit angelegten Ohren und eingezogenem Schwanz unter dem Tisch hervor und stürzte zur Tür. Dort stieß er mit Abdullah zusammen, der auf der Veranda auf uns gewartet hatte und – vermutlich von Emersons Geschrei alarmiert – den Grund für den Lärm in Erfahrung bringen wollte. Der Kater verhedderte sich in Abdullahs Umhang, und nach vorübergehendem Schwanken (von Abdullah), Kratzen (von Horus) und Fauchen (von beiden) gelang es ihm, sich zu befreien und zu flüchten. Deshalb wiederholte Ramses seine Schilderung, während ich Abdullahs Schienbein mit Jodtinktur verarztete. Normalerweise hätte er sich einer solchen Behandlung widersetzt, doch sein Interesse an der Geschichte lenkte ihn ab; seine Augen wurden immer größer, und als Ramses geendet hatte, seufzte er: »Ihr habt Nur Misur mitgenommen?«
    »Sie haben mich nicht mitgenommen«, warf Nefret ein. »Wir sind zusammen gegangen. Abdullah, bitte reg dich nicht auf. Das ist nicht gut für dich.«
    »Aber … aber … Yussuf Mahmud«, entfuhr es Abdullah. »Diese kriechende Schlange … Nach el Wasa … Mitten in der Nacht …«
    »Wenn du nicht augenblicklich zur Ruhe kommst, werde ich mein Stethoskop holen und dein Herz abhören.« Mit ihrer schlanken gebräunten Hand drückte Nefret ihn in seinen Sessel zurück und bot ihm mit der anderen ein Glas Wasser an. Die Drohung zeigte Wirkung. Abdullah

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