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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hegte ein ausgeprägtes Mißtrauen gegenüber der modernen Medizin, und allein die Vorstellung, von einer jungen Frau untersucht zu werden, erfüllte ihn mit Entsetzen.
    »Wenn sie nicht bei uns gewesen wäre, weilte ich jetzt vielleicht nicht mehr unter euch, Großvater«, sagte David. »Sie ist so flink wie eine Katze und so beherzt wie ein Löwe.«
    Ich hielt es für angeraten, Einfluß auf die Diskussion zu nehmen, die in eine Reihe von Gefühlsausbrüchen abzudriften drohte. Das ist häufig der Fall, wenn Männer ein Gespräch führen.
    »Erzähl uns den weiteren Fortgang der Geschichte, Ramses«, sagte ich.
    Emerson, der anfing zu entspannen, nahm mit einem hörbaren Vorschnellen seiner Muskeln Haltung an. »War das noch nicht alles?«
    »Ich nehme es an. Wir werden Ibrahim bitten müssen, die Angeln von Nefrets Zimmertür zu reparieren. Nun, Ramses?«
    »Ich erzähl’ es euch«, sagte Nefret.
    Emerson mußte den Zenit seiner Verärgerung bereits überschritten haben, denn seine einzige Reaktion bestand in einem leichten Zusammenzucken. Abdullah schlürfte sein Wasser, während er Nefret argwöhnisch über den Rand seines Glases hinweg beobachtete. Nefret ließ keinem der beiden die Gelegenheit zu einem Kommentar.
    »Ich gestehe, daß wir euch schon früher von dem Papyrus hätten berichten sollen«, sagte sie. »Aber es ist, wie es ist, und wir wissen, wie ihr empfindet, und im umgekehrten Fall ist es ebenso, also laßt uns nicht die Zeit damit verschwenden, uns gegenseitig anzubrüllen.«
    »Ich darf doch bitten, junge Dame«, setzte Emerson an.
    »Ja, Professor, Schätzchen, wir alle wissen, daß du nie laut wirst. Die Frage ist: Was sollen wir jetzt tun? Wie ich die Sache sehe«, fuhr sie ohne Umschweife fort, »stehen zwei Fragen zur Klärung an. Erstens, wer war der Mann, der vorige Nacht in mein Zimmer eingedrungen ist? Und zweitens, woher stammt der Papyrus? Ist ein neues Grab entdeckt worden?«
    »Eine gute Überlegung«, bemerkte ich anerkennend. »Ich wollte gerade die gleiche Frage stellen. Denkst du, daß der Eindringling Yussuf Mahmud war?«
    »Es war kein gewöhnlicher Dieb«, knurrte Abdullah. »Nicht ein einziger Einwohner Thebens würde den Zorn des Vaters der Flüche heraufbeschwören.«
    Emerson brummte zustimmend. »Er hat keinerlei Spuren hinterlassen?«
    Ramses antwortete ihm. »Heute morgen habe ich den Bereich unter Nefrets Fenster untersucht. Der Sand war zwar aufgewühlt, aber er zeigt keine Fußspuren. Er war auch nicht so taktvoll, irgendein Kleidungsstück zu hinterlassen oder …«
    »Ja, ja«, sagte Emerson, der den Beginn eines von Ramses’ Monologen witterte. »Es fällt mir schwer zu glauben, daß Yussuf Mahmud die Unverfrorenheit besäße, in mein Haus einzubrechen. Er ist in jeder Hinsicht zweitklassig.«
    »Diese Unverfrorenheit besaß er vielleicht, weil er jemanden noch mehr fürchtete als uns«, gab Ramses zu bedenken. Emerson rieb sich sein Kinn. »Damit meinst du die Person, von der er den Papyrus hat. Er wurde mit der Zusicherung hierhergeschickt, daß sein wertloses Leben verschont würde, wenn es ihm gelänge, ihn zurückzuholen? Möglich. Verflucht, Ramses, warum hast du mir das nicht schon vor unserer Abreise aus Kairo erzählt? Ich denke da an mehrere Leute, die mit Kunstschätzen von außergewöhnlicher Qualität handeln und die keine Skrupel kennen.«
    »Ich auch, Vater. Allerdings sah ich keinen Sinn darin, diese Spur zu verfolgen. Der Schuldige würde rein gar nichts gestehen, und die anderen zu fragen würde lediglich zu den von uns so verhaßten Spekulationen führen.«
    »Vermutlich.« Dieses Zugeständnis kam zähneknirschend. Emerson zog es normalerweise vor, alle Verdächtigen zu verhören und einen von ihnen zum Geständnis zu zwingen. Sein Blick fiel erneut auf den Papyrus, der in Davids fachmännisch gezimmerter Schatulle auf dem Tisch lag. Eine der reizenden kleinen Vignetten war sichtbar; sie zeigte den Sarkophag der Prinzessin, der von einem Ochsengespann gezogen wurde. Emerson kratzte sich sein Kinngrübchen – eine Angewohnheit, wenn er ratlos oder nachdenklich war. Halb zu sich selbst sagte er: »Dennoch ist es merkwürdig. Der Papyrus ist sehr kostbar, das steht völlig außer Frage; aber ich hätte keiner der mir vorschwebenden Personen zugetraut, daß sie zum Äußersten greifen würde, um ihn zurückzubekommen. Einen schmuddeligen Burschen wie diesen Schwindler Ali die Ratte anzugreifen ist eine Sache. Aber um mich zu berauben, bedarf es

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