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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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beispielsweise mit langen, in ein breites Holzbrett geschlagenen Nägeln.«
    »Genau«, sagte Nefret, während sie ihr Whiskeyglas leerte. »Die Wunden befanden sich am Kopf und am Körper, und mir ist der Schimmer eines Stück Metalls aufgefallen. Wie ich vermutet hatte, handelte es sich um die abgebrochene Spitze eines Nagels oder Eisendorns.«
    »Du … du hast ihn herausgezogen?« David schluckte.
    »Ja. Wie du weißt, ist das ein Beweisstück.« Sie klopfte auf ihre Jackentasche. »Ich habe ihn mitgebracht, da er für niemanden von Interesse zu sein schien. Es befand sich lediglich ein weiterer auffälliger Gegenstand an dem Leichnam – ein Stück Seil, das sich tief in die Haut an seinem Hals eingegraben hatte.«
    »Ein Würgeseil«, hauchte ich. »Die Anhänger der Göttin Kali …«
    Ein seltsamer Laut aus Ramses’ Kehle unterbrach mich. Seine Lippen waren so fest zusammengepreßt, daß sie eine einzige schmale Linie bildeten.
    »Der arme Kerl wurde nicht erwürgt, Tante Amelia«, sagte Nefret. »Das Stück befand sich in seinem Nackenbereich und nicht an seiner Kehle. Wahrscheinlicher ist, daß er ein Kruzifix oder ein Amulett um den Hals trug und jemand so lange daran zerrte, bis es zerriß.«
    »Ich nehme an, daß du auch das … äh … entfernt hast«, bemerkte Emerson resigniert.
    »Ja. Die Frage ist, warum greift jemand zu solch außergewöhnlichen Mitteln, um einen Mord zu begehen?«
    »Ein neuer Opferkult«, entfuhr es mir. »Wie der Kult der Kali in Indien. Ein Wiederaufgreifen der Verehrung des Krokodilgottes Sobek durch unberechenbare Fanatiker …«
    »Bitte, sei so nett und halte deine blühende Phantasie im Zaum, Peabody«, schnaubte Emerson. »Die Metallbacken irgendeiner Maschine wie beispielsweise … äh … nun ja, irgendeine Maschine könnte ähnliche Verletzungen hervorrufen. Falls er betrunken war und in etwas Derartiges hineingelaufen ist …«
    »Kopfüber?« fragte ich mit, wie ich annehme, verzeihlichem Sarkasmus. »Und der Bediener der Maschine sah die zappelnden Beine nicht und machte einfach weiter?«
    David wurde, zartbesaitet wie er war, eine Spur blasser. Da seine Hypothese offensichtlich absurd war, unternahm Emerson nicht den Versuch, sie zu verfechten. »Eine wesentlich wichtigere Frage ist: Wer war der Tote?«
    »Das Gesicht war unkenntlich«, sagte Ramses. »Allerdings fehlten Yussuf zwei Drittel seines linken Mittelfingers. Die Extremitäten waren von kleineren Folterwerkzeugen zerfleischt, doch nur die Fingerspitzen und die Zehen fehlten, und dieser besagte Finger …«
    Ruckartig sprang David auf und verschwand.
    »Ich glaube, ich genehmige mir noch einen Whiskey Soda, Emerson«, sagte ich.
    Alles in allem war die Nachricht verflucht entmutigend. Man kann keinen Toten verhören. Wenn man die Sache allerdings von allen Seiten beleuchtete – und ich bin stets dafür, die Dinge von ihrer positiven Seite zu sehen –, bestätigte der Mord an Yussuf Mahmud unsere Theorie, daß eine weitere Gruppe von Schurken daran beteiligt war – gefährlichere Schurken als ein Händler zweitrangiger Kunstschätze. Emerson konnte meine Theorien hinsichtlich geheimnisvoller Opferkulte nach Herzenslust belächeln (was er auch tat), dennoch war ich nach wie vor davon überzeugt, daß Yussuf Mahmuds Tod sämtliche Kennzeichen eines Ritualmordes aufwies – insbesondere die Durchführung. In irgendeiner Weise hatte er die anderen hintergangen und dafür einen entsetzlichen Preis gezahlt. Aber wie hatte er sie hintergangen?
    Die Antwort war offensichtlich. Yussuf Mahmuds verzweifelter Versuch, den Papyrus wieder an sich zu bringen – denn nur ein verzweifelter Mann hätte das Risiko auf sich genommen, in das Haus des Vaters der Flüche einzudringen –, war sein letzter Hoffnungsschimmer, der Rache des Kultes zu entgehen. Ich bezweifelte nicht, daß die Anhänger des Sobek (wie ich sie bezeichnete) wertvolle Kunstschätze wie den Papyrus einsetzten, um potentielle Opfer in ihre mörderische Gewalt zu bringen. Yussuf Mahmud hatte nicht nur die Opfer und den wertvollen Gegenstand in der Hand gehabt, er hatte sogar die Auswahl für den Ritualmord betrieben, sich jedoch keinen naiven Touristen ausgesucht, sondern die Mitglieder einer Familie, die in ganz Ägypten für ihre Erfolge auf dem Gebiet der Verbrechensbekämpfung bekannt waren.
    Yussuf Mahmud konnte nicht gewußt haben, wer Ali die Ratte wirklich war, ansonsten hätte er ihn nicht angesprochen. Irgend jemandem war diese Tatsache

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