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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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vorziehen«, sagte Nefret. »Du etwa nicht?«
    Emersons sorgenvoller Gesichtsausdruck entspannte, und er schlang liebevoll den Arm um sie. »Für ein so junges Mädchen bist du sehr weise, mein Liebes. Was hast du ihm gegeben?«
    »Mir war klar, daß er die von mir erhaltenen Nitroglyzerintabletten verlieren oder wegwerfen würde, deshalb habe ich einen neuen Vorrat mitgebracht. Ich trage sie immer bei mir.«
    Als wir das Haus erreichten, waren die Jungen bereits eingetroffen, und als Nefret sagte, sie würde gern nach Gurneh reiten, um sich zu vergewissern, daß es Abdullah wieder besserging, begleiteten sie sie.
    Aus Manuskript H
    Das Haus, eines der größten in Gurneh, lag auf halbem Wege auf einer Anhöhe in der Nähe des Grabmals von Amosis. Abdullah bewohnte es mit seinem Neffen Daoud und dessen Frau Kadija, einer großen grauhaarigen Frau mit dunkelbrauner Haut und Muskeln beinahe so beeindruckend wie die ihres Mannes. Nefret behauptete, sie sei eine überaus unterhaltsame Gesprächspartnerin mit einem wohltuenden Sinn für Humor, in Ramses’ Gegenwart jedoch legte Kadija weder ihren Schleier ab, noch äußerte sie mehr als einen gemurmelten Gruß.
    Unter dem Vorwand, ihre Pferde versorgen zu müssen, waren sie bei ihnen hereingeschneit. Kadija servierte ihnen süßen schwarzen Tee und zog sich dann in eine Ecke des Zimmers zurück. Nachdem Nefret Abdullah eine Zeitlang heimlich beobachtet hatte, gesellte sie sich zu Kadija, und eine leise Unterhaltung begann, die nur von Nefrets gelegentlichem melodischem Lachen unterbrochen wurde.
    Als sie aufbrachen, hatten sie das unangenehme Thema von Abdullahs Gesundheitszustand mit keinem Wort erwähnt. Im Freien angelangt, meinte David besorgt: »Er sieht wieder besser aus, aber er könnte jederzeit einen weiteren Anfall erleiden. Was ist, wenn du dann nicht mit deinem Medikament zur Stelle bist?«
    »Ich habe Kadija einen Vorrat überlassen und ihr erklärt, worauf sie achtgeben muß. Sie wird dafür sorgen, daß er es nimmt.«
    »Jedenfalls besitzt sie das entsprechende Durchsetzungsvermögen«, bemerkte Ramses. »Aber hat sie auch den Willen?«
    »Selbstverständlich. Sie ist eine überaus intelligente Frau. Sie hat mir eine sehr witzige Geschichte erzählt über …« Nefret lachte. »Nun, vielleicht ist sie für empfindliche männliche Ohren ungeeignet.«
    Es war noch recht früh, deshalb unternahmen sie auf Davids Vorschlag hin einen Streifzug durch das Dorf – »Die Wirkungsstätte meiner Jugend heimsuchen«, meinte er mit einer für ihn untypischen Ironie.
    Das Haus, in dem David viele bedauernswerte Jahre als Lehrling des Antiquitätenfälschers Abd el Hamed zugebracht hatte, war in den Besitz von dessen Cousin übergegangen, der das gleiche Handwerk ausübte. Offiziell stellte die Werkstatt Kopien her, die auch als solche verkauft wurden, trotzdem wußte jeder, daß ein solches Geschäft nur zur Verschleierung der Fälschungsproduktion diente.
    »Er ist lange nicht so gut wie mein verstorbener Lehrherr«, sagte David. »In den Antiquitätengeschäften habe ich einige seiner Fälschungen gesehen, die so schlecht gemacht sind, daß nur ein absolut naiver Tourist darauf hereinfiele. Ich möchte wetten, daß fünfzig Prozent der berühmten Museen auf dieser Welt Reproduktionen von Abd el Hamed besitzen.«
    »Du klingst, als bedauertest du seinen Tod«, entfuhr es Nefret. »Nach allem, was er dir angetan hat!«
    »Es ist tragisch, daß Begabung und moralische Werte nur bedingt vereinbar sind«, sagte David. Ein Schauer durchzuckte seine schlanke, große Gestalt, und er wandte sich abrupt von dem Haus ab. »Abd el Hamed war ein sadistisches Schwein, aber er war auch ein Genie. Und nur durch ihn habe ich euch kennengelernt. Kommt, laßt uns gehen. Ich hatte genug Nostalgie.«
    Sie hatten die Pferde am Fuße des Abhangs zurückgelassen. Als sie den schmalen Weg zurückgingen, bildete Ramses das Schlußlicht. Die Strahlen der untergehenden Sonne stellten Bemerkenswertes mit Nefrets Haarpracht an.
    Mit einem leisen Geräusch fiel etwas vor ihm auf den Weg. Aus seinem Wachtraum herausgerissen, sprang er zurück und entspannte sich, als er sah, daß es sich nur um eine Blume gehandelt hatte – eine Hibiskusblüte in leuchtendem Orange mit samtenen Blütenblättern. Er vernahm leises Lachen. Die Tür des Hauses, an dem er gerade vorüberging, stand offen. An den Türrahmen gelehnt, stand dort eine Frau. Er erkannte sogleich, um welche Art Frau es sich handelte- ihr

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