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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ihrem Stallburschen, und es kostete ihn einige Anstrengung, seine Schultern zu straffen und ihrem Blick standzuhalten.
    Nefret nickte. »Doch. Das ist überaus interessant. In etwas abgewandelter Form findet sich das auch bei dem Professor. Nicht bei David, auch wenn ihr beiden euch wie Brüder ähnelt.«
    David, der bereits im Sattel saß, sagte leichthin: »Ist das eine Beleidigung oder ein Kompliment, Nefret?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Sie wandte sich erneut zu Ramses, der das kurze Ablenkungsmanöver genutzt hatte, um sich auf Risha zu schwingen. Ihm war jedoch bewußt, daß sie ihn nicht so leicht davonkommen lassen würde.
    »Wer ist sie?«
    »Sie sagte, sie hieße Layla. Das ist alles, was ich weiß.«
    »Layla!« entfuhr es David. »Sie kam mir gleich bekannt vor. Ich habe sie seit mindestens fünf Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Du kennst sie, David?« fragte Nefret erstaunt.
    »Nicht … nicht unbedingt kennen. Nicht in dieser Hinsicht.«
    »Ich nehme auch nicht an, daß du sie dir hättest leisten können«, folgerte Nefret.
    David brach in schallendes Gelächter aus. »Also wirklich, Nefret, du solltest dir solche Äußerungen verkneifen.«
    »Es stimmt aber doch, oder nicht?«
    »Oh, sicher.« Sie hatten das Dorf hinter sich gelassen und ritten Seite an Seite in leichtem Trab. David fuhr fort: »Erinnerst du dich nicht mehr an sie? Sie war die dritte Frau meines früheren Lehrherrn Abd el Hamed. Sie hat eine bemerkenswerte Karriere durchlaufen. Es heißt, daß sie im Haus der Schwalben in Luxor begonnen hat …«
    »In welchem Haus?« entfuhr es Nefret.
    »Vermutlich ist der Name entweder beschönigend oder ironisch gemeint«, murmelte Ramses. »Ist ja auch egal. Würde es dir etwas ausmachen, das Thema zu wechseln? Mit unserem Gesprächsinhalt wäre Mutter sicherlich nicht einverstanden.«
    »Fahre fort«, sagte Nefret grimmig.
    »Versteht mich bitte nicht falsch, ich gebe nur wieder, was ich während meiner Jahre in Gurneh gehört habe«, nahm David den Gesprächsfaden wieder auf. »Das Etablissement ist das beste … hm … in ganz Luxor, was nicht viel heißt. Die Mädchen werden entsprechend gut bezahlt, und einige von ihnen heiraten, nachdem sie … hm … nach einer gewissen Zeit. Layla war eine von ihnen.
    Mit ihrer Hilfe stieg ihr Ehemann in den Handel mit Antiquitäten und Diebesgut ein und machte ein kleines Vermögen. Dann starb er – ziemlich plötzlich, heißt es – und machte Layla zur wohlhabenden Witwe. Später heiratete sie diesen alten Saukerl Abd el Hamed, ich habe nie verstanden, warum. Sie weigerte sich, in seinem Haus zu leben, vielleicht hast du sie deshalb nie kennengelernt.« »Sie kennt meinen Vater«, sagte Ramses nachdenklich.
    »Sie äußerte irgend etwas von gewissen Ähnlichkeiten zwischen uns beiden.«
    Nefret warf ihm einen rätselhaften Blick zu, doch noch ehe sie etwas erwidern konnte, sagte David voller Entsetzen: »Jeder in Ägypten kennt den Vater der Flüche, Ramses. Er würde sich nie mit einer … einer solchen Frau einlassen.«
    »Nein«, wandte Nefret ein. »Das würde kein anständiger Mann tun.« Sie mußte bemerkt haben, daß die beiden Blicke austauschten, denn sie fuhr mit wutschnaubender Stimme fort: »O ja, ich weiß, daß einige äußerst ehrenwerte ›Herren‹ Prostituierte aufsuchen. Zumindest bezeichnen sie sich selbst als Herren! Die Gesetze dieser ehrenwerten Herren verbieten den Frauen, ihren Lebensunterhalt in anständigen Berufen zu verdienen, und wenn diese armen Geschöpfe gezwungen werden, ein Leben in Krankheit, Armut und Erniedrigung zu führen, dann kommen diese scheinheiligen Lügner zu ihnen und werfen den Frauen auch noch Unmoral vor!«
    Ihre Augen waren tränenfeucht. David griff nach ihrer Hand und tätschelte sie. »Ich weiß, Nefret. Es tut mir leid. Weine nicht.«
    »Du kannst die Welt nicht in einem Tag reformieren, Nefret. Zerbrich dir nicht den Kopf über Dinge, die du nicht ändern kannst.« Ramses war bewußt, daß seine Stimme hart und gleichgültig klang, aber es zerriß ihn innerlich, sie so weinen zu sehen und sie nicht trösten zu können, was sein sehnlichster Wunsch gewesen wäre. Wenn er es jemals wagte, sie in seine Arme zu nehmen, würde er dahinschmelzen.
    Wie auch immer, dachte er, ein Mädchen aus ihrem Sattel zu zerren und gewaltsam auf den seinen zu hieven war wahrscheinlich eher schmerzhaft als romantisch.
    Sie wischte sich mit dem Handrücken über ihre Augen und warf ihm ein zwar tränenfeuchtes,

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