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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Aufgrund des Gebrülls der Anführer sprang das Tor auf, und Ramses vergegenwärtigte sich sorgfältig jede Einzelheit der Innenanlage. Ein offener Innenhof, einige einfache Verschläge für Männer und Pferde, ein gewaltiger, auf der Innenseite des Tores angebrachter Riegel … Nein, es würde keineswegs schwierig werden, sofern Percy nicht bewegungsunfähig war.
    Er freute sich auf ein Wiedersehen mit seinem Cousin, doch zunächst mußte er Zaal gegenübertreten. Die Konfrontation hatte ihre interessanten Aspekte und war nur unwesentlich unangenehmer als erwartet. Zaal mußte sich seine Führungsposition ausschließlich aufgrund seiner Hinterhältigkeit erkämpft haben, da seine Körperstatur alles andere als beeindruckend war. Von mittlerer Größe, mit graumeliertem Haar und Bart, war er so fett, daß er dem gefräßigen, krummbeinigen Dämon Bes ähnelte, als er auf seinen Gefangenen zuwatschelte.
    »Wer ist denn dieser Bauer?« wollte er wissen. »Warum habt ihr ihn hergebracht?«
    »Er ist ein einflußreicher Mann«, beharrte der Bandenführer. »Er trug ein seidenes Gewand mit Goldstickerei …«
    »Ach? Und wo ist es dann?«
    Eine lautstarke Diskussion über den Verbleib der Kleidung schloß sich an. Ramses unterbrach die Männer. Er verschränkte seine Arme vor der Brust, blickte hochnäsig auf Zaal hinunter und offenbarte seine Scheinidentität.
    »So ist das also.« Zaals Schweinsäuglein hellten sich auf. »Der Sohn von Scheich Mohammed.«
    »Der älteste Sohn«, korrigierte Ramses entsprechend blasiert.
    »Soso. Dann würde er doch bestimmt eine hohe Summe für deine Freilassung zahlen?«
    »Wenn ich wohlbehalten zurückkehrte, ja.«
    Er dehnte das entscheidende Wort und senkte die Lider. Er hatte schon einiges über Zaals Methoden erfahren und keineswegs das Bedürfnis, in die verschlagenen Augen seines ihn taxierenden Gegenübers zu blicken.
    Grinsend kratzte sich Zaal den Kopf. »Selbstverständlich. Ich will doch auf gutem Fuß mit deinem ehrenwerten Vater stehen. Setz dich, und wir unterhalten uns. Trink mit mir Tee.«
    Vielleicht bleibe ich besser charakterfest stehen, dachte Ramses im stillen, insbesondere, wenn es meinem Vorhaben zweckdienlich ist. »Der Sohn meines Vaters setzt sich nicht mit Verrätern und Banditen an einen Tisch.«
    Zaals Grinsen wurde lediglich breiter.
    »Das ist unhöflich, junger Freund. Shakir, erteile ihm eine Lektion, wie er sich bei mir zu benehmen hat.«
    Während zwei Männer Ramses festhielten, gehorchte Shakir. Nach einigen Peitschenhieben entschied er, daß er seinen Standpunkt lange genug vertreten hatte, und sank in sich zusammen, allerdings etwas zu spät; ihm war kaum bewußt, daß sie ihn aus dem Zimmer und dann eine lange Treppe hinaufzerrten. Der Raum, in den sie ihn schleiften, hatte keinerlei Ähnlichkeit mit einer Gefängniszelle; durch seine halb geschlossenen Lider bemerkte er das Sonnenlicht, den mit Teppichen bedeckten Boden – und seinen Cousin, der bequem auf einem Stapel von Kissen thronte. Dann warfen sie ihn bäuchlings auf einen Diwan, woraus er schloß, daß er ebenfalls dort bleiben sollte.
    Eine kluge Entscheidung. Das sich daran anschließende Gespräch zwischen Percy und Zaal war aufschlußreich.
    »Wer zum Teufel ist das?« lautete die erste Frage seines Cousins.
    »Ein junger Mann, der, so hoffe ich, ein guter Freund von mir werden wird.«
    »Was ist mit dem Lösegeld?« drängte Percy. »Hast du irgendwas gehört?«
    »Nein. Es ist noch zu früh. Warum beklagst du dich? Du lebst hier wie ein Pascha. Willst du mehr Brandy? Haschisch? Eine Frau? Du mußt lediglich deine Wünsche äußern.«
    »Ja, aber …«
    »Sei nett zu meinem neuen Freund«, säuselte Zaal. »Erkläre ihm, wie angenehm er hier leben kann, wenn er ebenso kooperativ ist wie du.«
    Nachdem Zaal verschwunden war, schritt Percy eine Zeitlang leise murmelnd auf und ab. Dann vernahm Ramses das gurgelnde Geräusch einer Flüssigkeit. Er drehte sich auf die Seite und setzte sich auf. Percy beobachtete ihn mürrisch über den Rand seines Glases hinweg, aus dem er gerade trank.
    »Brandy«, erklärte er. »Willst du auch einen?«
    Ramses schüttelte den Kopf. »Das ist verboten.«
    »Dein Problem.« In einem Zug leerte Percy sein Glas.
    Ganz offensichtlich hatte er Ramses nicht erkannt. Letzterer erhob sich und ging zum Fenster, das offen und unvergittert war. Es überblickte den Hof, und in etwa zwei Metern Tiefe befand sich das Dach eines weiteren Gebäudes.
    Percy reagierte

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