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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Kairo benommen schwankend, aber unverletzt zurückkehrte, verblüffte mich. Jetzt ist mir alles klar. Im großen und ganzen schreibt er Unsinn, dennoch wäre ihm seine Flucht nicht ohne deine Unterstützung gelungen, und wer außer dir hätte der ›hagere‹ junge Prinz ansonsten sein können? Mit Sicherheit nicht Feisal. Er wird dich umbringen, wenn er erfährt, daß du dich törichterweise seines Namens bedient hast.«
    »Ich werde ihm erklären, daß du es warst.«
    Grinsend schüttelte David den Kopf. »Ich hätte nicht Kopf und Kragen für Percy riskiert. Warum hast du es getan?«
    »Verflucht, wenn ich das wüßte!«
    David schien empört. »Wieviel von diesem … diesem
    Unsinn ist wahr?«
    »Also …« Ramses leerte sein Bier und wischte sich den Mund an seinem anderen Ärmel ab. »Also, wenn du es genau wissen willst – nicht viel.«
    Ramses hatte genau gewußt, was zu tun war, als die Lösegeldforderung bei ihnen eingetroffen war. An ihrer Echtheit bestand kein Zweifel; mit eigener Hand hatte Percy einen verzweifelten Hilferuf hinzugefügt. Selbst sein Vater mußte eingestehen, daß sie Percy nicht der Gnade des wankelmütigen Zaal ausliefern durften; er war ein Verräter und ein Trunkenbold, und nur Gott allein wußte, wozu er in seiner Brutalität fähig war.
    »Dann«, bemerkte Emerson düster, »würde sich England verpflichtet fühlen, diesen blutrünstigen Irren zu rächen, und unschuldige Menschen müßten sterben. Hölle und Verdammnis! Wir werden das Geld aufbringen müssen, vermute ich.«
    »Onkel James wird es dir niemals zurückerstatten«, warf Ramses ein. »Eher würde er einer verhungernden Bettlerin ihren letzten Pfennig abschwatzen.«
    Keiner unterzog sich der Mühe, diese Stellungnahme zu entkräften, nicht einmal seine Mutter. Sie kannte ihren Bruder nur zu gut und verabscheute ihn vermutlich noch mehr als Emerson. Die Familienehre verlangte allerdings eine rasche Reaktion, und Ramses nahm sich der Sache an, indem er einige Tage früher als geplant nach Palästina aufbrach.
    Er wußte, wo er Zaal finden konnte. Als er im Jahr zuvor mit Reisner in Palästina gearbeitet hatte, hatte er eine Menge von dem Burschen gehört. Zaal war ein Räuber alten Stils, der Araber und Europäer gleichermaßen ausplünderte und nach jedem Beutezug auf sein verfallenes, zum Hauptquartier umfunktioniertes Schloß zurückkehrte. Seine Anhänger waren ein dreckiger Haufen, genauso feige und korrupt wie Zaal, dennoch wäre ein direkter Angriff auf das Schloß aufgrund seiner Lage und der Festungswälle gefährlich gewesen. Die alten Kreuzritter hatten gewußt, wie man eine Festung errichtete.
    Ramses hatte nicht die Absicht, direkt anzugreifen. Es dauerte nicht lange, bis er seine Vorbereitungen getroffen hatte; schließlich hatte er überall Freunde und Bekannte. Die kleine, von ihm ausgewählte Oase befand sich in der Nähe des Schlosses. Mit einem beeindruckenden Bart und der eleganten Verkleidung eines weithin bekannten, vornehmen Zeitgenossen ließ er sich dort nieder und wartete in der Gewißheit auf Zaals Reaktion, daß dieser von ihm erfuhr. Ein einsamer, wohlhabend wirkender Reisender mit einem schwer beladenen Lastkamel stellte ein unwiderstehliches Angriffsziel dar.
    Er leistete nur geringen Widerstand, als die zusammengewürfelte Reiterhorde ihn fortschleppte. Von zwei der Männer stümperhaft gefesselt, ertrug er einige Tritte und Schläge mit der den Arabern eigenen, stoischen Gelassenheit, bis ein Freudenschrei derjenigen, die das Lastkamel inspizierten, seine Peiniger ablenkte. Diese hinterhältigen Schweine kamen nicht einmal auf die Idee, ihn zu fragen, welches Mißgeschick ihn so lange in der Oase aufgehalten hatte, oder Vermutungen anzustellen, warum der edle, fromme Prinz Feisal eine Ladung Whiskey auf seinem Kamel transportierte.
    Sie hatten mehrere Flaschen geleert, bevor sie ihn auf ein Pferd warfen und seine Füße an den Steigbügeln festbanden. Insgeheim wünschte sich Ramses, daß sie etwas mehr Eile an den Tag legten. Einer der Schurken hatte sein elegantes Gewand und seine Lederstiefel für sich beansprucht, und die Sonne brannte auf seine nackte Haut. Er war erleichtert, wenn auch nicht erstaunt, daß sie den Whiskey entluden und untereinander aufteilten, bevor sie aufsaßen. Zaal hätte ihn ansonsten für sich und seine Günstlinge beansprucht.
    Nachdem sie über einen steilen, gewundenen Felspfad geritten waren, zeichnete sich schließlich die Turmruine vor dem Himmel ab.

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