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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Rücken gefallen. Ein schwarzer Vollbart betonte die Gesichtszüge eines klassischen Arabers – schmale Lippen, eine auffällige Hakennase und dichte, schwarze Brauen. Brust und Arme waren von Striemen übersät, dennoch schien er nicht ernsthaft verletzt. Vermutlich war er vor lauter Angst ohnmächtig geworden.
    Ich richtete ihn auf, doch als ich ihn in Sitzhaltung brachte und ihm einen Schluck Brandy einflößen wollte, spuckte er diesen aus.
    »Das ist verboten«, erwiderte er in kehligem Arabisch und wiederholte diese Aussage dann in holprigem Englisch. Er war jünger als von mir zunächst angenommen und für einen Araber recht groß, wenn auch hager.
    »Ich spreche deine Sprache«, erwiderte ich. »Wer bist du, und warum hat man dich gefangengenommen?«
    »Mein Vater ist Scheich Mohammed. Ich bin Feisal, sein ältester Sohn. Zwischen ihm und Zaal besteht eine Blutfehde.«
    »Dann geht es also nicht um Lösegeld?«
    Der junge Bursche zuckte heftig zusammen. »Nein. Er wird mich foltern und meinen Kopf- sowie diverse andere Körperteile – meinem Vater überbringen lassen.«
    »Dann müssen wir fliehen, und zwar bald.«
    »Wir?« Erstaunt starrte er mich an. »Warum solltest du ein solches Risiko eingehen? Dir wird Zaal kein Haar krümmen. Sicherlich werden deine Freunde das Lösegeld zahlen.«
    Ich unterzog mich nicht der Mühe einer Erklärung. Schließlich hätte das nur ein Engländer nachvollziehen können.
    Ich plante, ihn in jener Nacht fortzuschaffen, noch bevor Zaal mitseiner Folter beginnen konnte. Unseligerweise hatte sich Zaal in den Kopf gesetzt, uns an selbigem Abend noch einmal aufzusuchen. Er war sturzbetrunken und suchte Zerstreuung. Ich kann weder den genauen Wortlaut des entsetzlichen Vorschlags wiedergeben, den er meinem Gefährten machte, noch Feisals ablehnende Antwort. Mit der Bemerkung »Also ziehst du die Peitsche vor?« befahl Zaal vieren seiner Männer, die hagere, eingesunkene Gestalt des Burschen zu packen und ihn festzuhalten.
    Mein Angebot, mich anstelle von Feisal auspeitschen zu lassen, beruhte nicht ausschließlich auf meiner edlen Gesinnung. Mein Fluchtplan wäre ernsthaft ins Wanken geraten, wenn mich ein bewußtloser oder verletzter Begleiter behindert hätte – denn es war selbstverständlich undenkbar, daß ich ihn zurückließ. Ich wußte, daß ich Folterqualen bei weitem besser überstehen würde als ein Araber.
    Aufgrund des Alkohols und seiner Blutrünstigkeit war Zaal viel zu erregt, um einem solchen Angebot widerstehen zu können. Dieser Kreatur hätte es eine gewaltige Befriedigung verschafft, einen Engländer um Gnade flehen zu hören. Natürlich hatte ich das keineswegs vor. Feisal trat einen Schritt auf mich zu. Ich rief ihm zu, daß er mein Angebot annehmen solle, und dann preßte ich entschlossen meine Lippen zusammen, damit diesen kein weiterer Laut entfuhr. Sie rissen mir das Hemd vom Leib und warfen mich auf den Diwan. Zwei von ihnen packten meine Fußknöchel, die beiden anderen meine Handgelenke, und dann hielten sie mich fest. Zaals Peitsche knallte auf meinen Rücken. Ich biß die Zähne zusammen, um den brennenden Schmerz auf meiner Haut lautlos ertragen zu können …
    Mit seinem Hemdsärmel saugte Ramses den Spritzer Bier von der Seite auf, an der er den Großteil des Tages gearbeitet hatte. Als er David das Buch zuwarf, krümmte er sich immer noch vor Lachen. »Hier, mehr kann ich einfach nicht ertragen.«
    »Du hast das Beste verpaßt«, erwiderte David, während er einige Seiten umblätterte. »Als du und er eure Blutsbrüderschaft besiegelt, bevor er dich sicher im Zelt deines Vaters abliefert und dann allein in die Nacht hinausreitet.«
    »Zweifellos auf seinem getreuen weißen Hengst, unter dem kalten Licht der Sterne am Wüstenhimmel. Er hat eine Vorliebe für banale Adjektive, schätze ich …« Zu spät dämmerte ihm die Bedeutung mehrerer Pronomen. Schlagartig wurde er ernst. »Wovon sprichst du eigentlich?«
    David warf das Buch zu Boden. »Vielleicht bin ich etwas langsam, Ramses, aber ich bin keineswegs dumm. Percy war in die Wüste geritten, und wir anderen trafen in jenem Frühjahr gerade die Vorbereitungen für unsere Rückreise nach England, als der Professor und Tante Amelia die Lösegeldforderung von Zaal erhielten. Du hattest Reisner bereits zugesagt, den Sommer über mit ihm in Samarra zu arbeiten. Ich dachte mir nichts dabei, als du einige Tage früher als geplant aufbrechen wolltest, doch daß Percy kurz nach deiner Abreise aus

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