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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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beinahe zur Tür.
    »Halte sie auf, Kadija, sie ist unbekleidet!« entfuhr es mir.
    Kadijas große fürsorgliche Hände packten die Kleine und hielten sie fest. »Da du jetzt bei den Engländern wohnst, muß du etwas anziehen«, erklärte sie. »Zieh ein hübsches Kleid an. Du möchtest doch, daß er stolz auf dich ist, oder?«
    Wie von mir erwartet kam Ramses umgehend nach oben. Kadijas Aufforderung hatte Wirkung gezeigt; vor seinem Auftauchen blieb uns kaum Zeit, das ängstliche kleine Geschöpf in eines der neuen Kleidchen zu stecken. Nachdem er das Ergebnis bewundert hatte, bestand sie darauf, ihm ihren neuen Besitz Stück für Stück zu zeigen. Jedes Kleid, jedes Wäschestück, jedes Band und Spielzeug mußten untersucht und gelobt werden. Ramses war staubig und verschwitzt, doch seine verhärmten Gesichtszüge entspannten, während sie geschäftig hin und her lief, und als sie ihm schließlich eine Puppe auf den Schoß drückte, mußte er tatsächlich lachen.
    »Mutter, was ist denn in dich gefahren? Die Puppe ist beinahe so groß wie das Kind!«
    »Keine hatte dunkles Haar«, erwiderte ich mißfällig. »Es ist wirklich bedauerlich. Man sollte vermuten, daß blonde Locken und blaue Augen das einzig wahre Schönheitsideal darstellen. Geh und zieh dich um, Ramses. Da sie jetzt weiß, daß du zurückgekehrt bist, wird sie dich vermutlich für eine Weile entbehren können.«
    Nachdem er verschwunden war, unterhielt ich mich kurz mit Fatima. Sie wollte wissen, wie »diese unsägliche Karima« mit der Reinigung der Dahabije vorankam, und versicherte mir, daß sie persönlich letzte Hand an die Sache legen würde. Da mir auffiel, daß auch ich eine Reinigung nötig hatte, zog ich mich in mein Zimmer zurück, wo ich feststellte, daß Emerson bereits seine Säuberungsaktion beendet und den Innenhof aufgesucht hatte. Als ich mich zu ihm gesellte, bot er mir sogleich einen Whiskey-Soda an und führte mich zu einem der Sofas. Es gab eine Menge zu berichten, doch aus irgendeinem Grund war uns beiden nicht nach einem Gespräch zumute. Emerson schob mir ein Sitzkissen unter meine Füße. Dann setzte er sich neben mich und legte seinen Arm um meine Schultern. Welche Schwierigkeiten auch immer vor uns lagen – und das waren sicherlich viele –, wir würden sie Hand in Hand, Seite an Seite, Rücken an Rücken konfrontieren.
    Das äußerte ich gegenüber Emerson, woraufhin dieser erwiderte: »Du bringst deine Metaphern schon wieder durcheinander, Peabody, trotzdem bin ich grundsätzlich deiner Meinung. Vandergelt berichtete mir, daß Nefret nicht bei ihnen sei. Kann ich davon ausgehen, daß du sie nicht gefunden hast?«
    »Du kannst ebensogut davon ausgehen, daß ich sie erst gar nicht gesucht habe. Ich wußte nicht, wo ich anfangen sollte. Emerson – sie befindet sich doch nicht etwa in Gefahr, oder?«
    »Mit Sicherheit hat sie das Haus aus freien Stücken verlassen.« Emerson nahm seine Pfeife aus seiner Jackentasche. »Ali sagte, daß sie einen kleinen Koffer bei sich trug. Er wollte ihr eine Droschke besorgen, doch das lehnte sie ab. Sie ging zu Fuß in Richtung Straßenbahnhaltestelle. Wenn sie heute nacht nicht nach Hause kommt, werden wir morgen die Suche aufnehmen. Ich kann einfach nicht glauben, daß sie in Gefahr schwebt. Wenigstens«, fügte er nachdenklich hinzu, »glaube ich es nicht, solange ich keinen tieferen Sinn hinter diesen Vorfällen erkenne.«
    Narmers Gebell kündigte das Eintreffen unserer Freunde an. Katherine verschwendete keine Zeit. »Passen die Kleidchen? Wie gefällt ihr die Puppe? Kann ich sie sehen?«
    »Frauen!« brummte Emerson. »Könnt ihr immer nur an Kleider, Spielsachen und Babys denken? Äh – vermutlich gehe ich jetzt besser und hole sie.«
    Ich überzeugte ihn, unseren Gästen statt dessen Getränke zu servieren, denn kurz darauf kam Ramses mit dem Kind auf dem Arm die Treppe herunter. Sie trug eines der von mir erstandenen Kleidchen – ein hübsches weißes Hängerchen mit einem Kragen aus englischer Spitze – und die roten Lederschuhe. Beim Anblick der vielen Leute verbarg sie ihr Gesicht an Ramses’ Schulter.
    Ich setzte mich zu Katherine und Cyrus, der taktvoll Distanz wahrte und Emerson zum Vollidioten abstempelte, da dieser Sennia zu überzeugen versuchte, mit ihm zu plaudern. Seine tiefe, sonore Stimme wirkte merkwürdig im Vergleich zu ihren knappen, piepsenden Antworten. Sie klang tatsächlich wie ein kleiner Vogel. Schließlich willigte sie ein, sich auf Emersons Knie

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