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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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niederzulassen, wo er sie mit Keksen fütterte.
    Erst in diesem Augenblick konnte Katherine ihr Gesicht genauer betrachten. Ihr stockte der Atem. »So langsam kann ich Nefret verstehen«, flüsterte sie. »Die Ähnlichkeit ist verblüffend, Amelia. Sie hat sogar Ihre Kinnpartie geerbt.«
    »Das befürchte ich leider auch. Das arme Kind. Emerson, keine Kekse mehr. Das verdirbt ihr nur den Appetit.« »Was habt ihr mit ihr vor?« fragte Cyrus.
    »Diese Frage stellt sich uns im Augenblick nicht, Cyrus. Selbst wenn Percy seine Vaterschaft zugäbe, wäre er nicht in der Lage, die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Er würde sie in irgendeine ägyptische Familie in Pflege geben, ihnen eine geringe Summe zahlen, und das wäre es.«
    »Vielleicht ist sie in einer ägyptischen Familie aber besser aufgehoben«, wandte Cyrus ein. »Zu Selim oder Daoud oder einem der anderen hätte ich vollstes Vertrauen, wenn sie die Vormundschaft übernähmen.«
    »Kadija würde sie sofort zu sich nehmen. Aber die Kleine ist auch Engländerin, und ich bin keineswegs bereit, die unverantwortliche Gedankenlosigkeit an den Tag zu legen, die so viele englische Herren gegenüber den unschuldigen Opfern ihrer kurzen Affären demonstrieren. Für mich ist das eine Sache des Prinzips.«
    Prostend hob Cyrus sein Glas. Seine Augen waren von Lachfältchen umrahmt. »Nicht zu vergessen Ihres Dickkopfs? Sie wollen sich dem Geschwätz der Leute stellen und ihnen raten, sich zum Teufel zu scheren? Wir werden Sie auf jedem Schritt begleiten, Amelia, aber – nun ja – ist das hinsichtlich Ramses nicht etwas zuviel verlangt?«
    »Selbstverständlich habe ich auch darüber nachgedacht. Ramses vertritt meine Einstellung, dessen bin ich mir sicher; er ist sogar noch dick… – äh – entschlossener als ich. Wir können ihre Existenz nicht mehr verleugnen, und Sie können sicher sein, daß es immer Gerede geben wird, ganz egal, was wir tun. Cyrus, würden Sie so nett sein und mir noch einen Whiskey-Soda eingießen? Danke. Emerson, ich sagte doch, keine Kekse mehr! Ich dulde keine Bestechungsversuche mit Süßigkeiten. Es wird Zeit, daß sie zu Bett geht. Heranwachsende brauchen viel Schlaf. Nein, Ramses, du bringst sie nicht nach oben, sie muß sich an Basima gewöhnen.«
    Dieser Entscheidung folgte längeres Protestgeschrei. Es endete, als Emerson Basima einen Keks zusteckte, den sie dem Kind vor die Nase hielt, während sie es hochtrug. Ich tat so, als bemerkte ich es nicht.
    Schmunzelnd meinte Katherine: »Sie hat schon einen eigenen Willen, nicht wahr? Bemerkenswert für ein Kind, das solche Lebensumstände kennenlernen mußte. Amelia, was wollen Sie hinsichtlich der Mutter des Mädchens unternehmen?«
    »Da liegt das Problem«, gestand ich. »Das bedauernswerte Geschöpf scheint wie vom Erdboden verschluckt; Ramses hat sie gesucht, aber bislang erfolglos. Wenn wir sie finden, werden wir sie selbstverständlich schützen und unterstützen … Ich darf gar nicht daran denken, was das Kind alles gesehen, gehört und erfahren hat. Werden wir diese Erinnerungen jemals auslöschen können?«
    »Kleine Kinder vergessen schnell, Amelia. Ich habe das Gefühl, daß ihr das Schlimmste erspart geblieben ist. Einer Mutter gelingt das – sie versucht es zumindest.«
    Katherines erster Ehemann war ein Trinker gewesen, der seine Frau verprügelt hatte. Ich bezweifelte nicht, daß sie aus Erfahrung sprach.

    Während des Abendessens hatte ich eine Idee, die ich so rasch wie möglich umsetzen wollte. Ich sah keinen Anlaß, Emerson einzuweihen – schließlich konnte ich mich irren –, deshalb erklärte ich ihm lediglich, daß ich Jack Reynolds schon seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen habe und daß ich ihm einen Pflichtbesuch schuldig sei.
    »Er trägt es recht gefaßt. Trotzdem verwahrlosen Männer häufig, wenn sich keiner um sie kümmert«, erklärte ich. »Katherine wird mich begleiten, nicht wahr, Katherine?«
    Das Angebot der Herren, uns ebenfalls zu begleiten, lehnten wir ab, da ich befürchtete, daß, falls Jack betrunken war, er feindselig und unberechenbar reagieren könnte. In Begleitung zweier mit Laternen ausgestatteter Bediensteter machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Es war eine zauberhafte Nacht, und Katherine betonte, daß ihr ein kurzer Spaziergang guttun würde.
    Jack war allein und nüchtern. Er saß in seinem Arbeitszimmer, kam aber – seine Lektüre unter den Arm geklemmt – umgehend, um uns zu begrüßen. Ich war froh, daß es sich bei

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