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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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jemanden ins Vertrauen zu ziehen, dann ist sie nicht mehr zu bremsen.«
    »Jedenfalls ziehe ich das ihrer früheren Einstellung vor, uns ständig im dunkeln tappen zu lassen.«
    Seit ihrem Umzug war Ramses nicht mehr auf der Amelia gewesen. Ohne die früher überall verstreuten Bücher und Unterlagen mutete ihn der Salon merkwürdig an. David hatte noch nicht die Zeit gefunden, seine Zeichenmaterialien und die entsprechende Literatur auszupacken; der Raum wirkte beinahe ungemütlich steril.
    Lia saß auf dem geschwungenen Divan unter den Bullaugen; die Strahlen der untergehenden Sonne umgaben ihr blondes Haar wie einen Heiligenschein. Einer der Bediensteten mußte ihnen bereits die Mitteilungen und Briefe der vergangenen Wochen ausgehändigt haben; ein Stapel Umschläge lag auf dem Sofa neben ihr, und sie las gerade einen Brief. Dieser umfaßte mehrere Seiten, und sie war so vertieft, daß sie Ramses’ Anwesenheit erst wahrnahm, als er mitten im Zimmer stand. Sie stopfte den Brief in ihre Rocktasche und stürmte auf ihn zu. Als sie sich aus seiner herzlichen Umarmung befreit hatte, sah er die Tränen in ihren Augen.
    »Ich bin froh, daß wir für eine Weile unter uns sind«, erklärte sie, während sie seine Hand nahm und ihn zum Divan führte. »Heute abend essen wir gemeinsam mit der Familie, und ihr wißt genau, wie das sein wird – jeder fällt dem anderen ins Wort!«
    »Ich muß leider gestehen, daß einige Tage intensiven Feierns vor euch liegen«, bemerkte Ramses leichthin. »Selim hat ein Freudenfest organisiert und das ganze Dorf eingeladen, und Mutter sprach von einem Ball oder einer Abendgesellschaft, die sie euch zu Ehren geben will.«
    »Das kann sie getrost vergessen«, erwiderte Lia aufgebracht. »Das lehne ich rundweg ab – was ist daran so lustig?«
    »Wenn du dich aufregst, siehst du genauso aus wie Tante Evelyn. Eine hübsche kleine Hauskatze, die Tiger zu spielen versucht.«
    »Sie spielt nicht«, entgegnete David. Er warf seiner Frau einen Blick zu, und Ramses wäre am liebsten im Erdboden versunken.
    »Ich meine damit«, fuhr Lia fort, »daß wir nicht die Zeit für Bälle und Abendveranstaltungen haben, und schon gar kein Interesse an der sensationslüsternen Kairoer Gesellschaft. Ich kann dir nur schwerlich verzeihen, daß du uns nicht eingeweiht hast, Ramses.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »In jeder Hinsicht!« Sie machte eine heftige Handbewegung. »Es war schon schlimm genug, daß du die Geschichte mit den Fälschungen vor uns geheimzuhalten versuchtest, aber du hättest wenigstens erwähnen können, daß man auf dich geschossen hat.«
    »Auf Mutter«, erwiderte Ramses kleinlaut. »Man hat auf Mutter geschossen.«
    »Oh, tut mir leid!«
    »Ich entschuldige mich.«
    Sie drehte sich zu ihm um und nahm seine Hand. »Nein, ich muß mich entschuldigen. Ich hätte dich nicht zurechtweisen dürfen; du hast schon genug Ärger. Glauben die Leute tatsächlich, daß du für den Tod dieses Mädchens verantwortlich bist?«
    Ramses blinzelte verwirrt. Lia versetzte ihn immer wieder in Erstaunen. Genau wie ihre Mutter wirkte sie sanftmütig und naiv und doch besaß sie dieselbe Gabe, rigoros auf den Kern einer Sache zu sprechen zu kommen.
    »Wir begegneten uns im letzten Jahr«, fuhr Lia fort. »Ich kannte sie weder besonders gut, noch mochte ich sie sonderlich, aber einen solchen Tod hat sie wirklich nicht verdient, von den Händen eines … Oh, Karima. Ja, danke, wir nehmen jetzt den Tee ein.«
    Es nahm eine ganze Weile in Anspruch, bis Tablett und Geschirr zu Karimas Zufriedenheit plaziert waren. Nachdem sie den Salon verlassen hatte, fuhr Lia exakt an dem Punkt fort, wo sie geendet hatte. »Von den Händen eines Menschen getötet, den sie kannte und dem sie vertraute.«
    »Hat Mutter das gesagt?« fragte Ramses. »Das wissen wir doch gar nicht mit Bestimmtheit.«
    »Aber es ist ganz offensichtlich! Sie war zwar eine leichtlebige, vertrauensselige Person, aber sie wäre niemals so töricht gewesen, nachts allein das Haus zu verlassen. Sie hat jemanden getroffen, und dieser Jemand war mit Sicherheit nicht ihr Geliebter!«
    »Tut mir leid, aber ich muß dich einfach fragen, wie du zu dieser Schlußfolgerung gelangt bist«, murmelte Ramses.
    »Sie war in dich verliebt«, erwiderte Lia nüchtern. »Aber du warst nicht derjenige, mit dem sie in besagter Nacht verabredet war. Also –«
    »Lia!« entfuhr es David.
    »Es stimmt, nicht wahr? Ich weiß nicht, warum Männer diese Dinge so aufregen! Es gibt

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