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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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eine gute Idee«, warf David ein. »Ich habe Asfur und Risha noch nicht begrüßt. Was hältst du davon, Lia?«
    Offenbar hatte sie mit etwas Derartigem bereits gerechnet, denn sie trug Reitgarderobe – nicht die widersinnige Kleidung, die früher einmal als der letzte Schrei für die berittene Damenwelt galt, sondern einen schmalgeschnittenen Hosenrock und die festen Stiefel, die die Mädchen normalerweise zur Exkavation trugen –, und ihr bereitwilliges Einverständnis signalisierte mir, daß sie es kaum erwarten konnte, das aufregende Leben wieder aufzunehmen, das sie mittlerweile ebenso liebte wie wir alle.
    »Hat Nefret – oder Geoffrey – in irgendeiner Form erwähnt, daß sie heute vorbeikommen?« fragte ich, während wir durch den Garten zu den Stallungen schlenderten.
    »Ich glaube schon, daß sie das vorhaben«, entgegnete Lia. »Werden sie tatsächlich … Stimmt es, daß sie bei euch einziehen?«
    »Gütiger Himmel, Lia, du hörst dich an, als gefiele dir diese Vorstellung absolut nicht.«
    »Nein, ganz im Gegenteil, Tante Amelia. Ich meine, nein, so sollte es beileibe nicht klingen. Sind das die Stallungen? Was für ein herrlicher Garten! Schön, daß wir die Pferde endlich wiedersehen.«
    »Selim hat sich hervorragend um sie gekümmert«, warf Ramses ein, während David Asfurs Nacken umschlang und die Stute ihn mit ihren Nüstern anstupste. »Also, wollen wir ausreiten? Mutter, vielleicht möchtest du lieber –«
    »Wenn alle aufbrechen, schließe ich mich euch selbstverständlich an«, erklärte ich. »Die Stute, die Selim besorgt hat, leistet mir gute Dienste.«
    Aus der geöffneten Tür am Ende des Stalles drangen unterdrückte Geräusche – Quieken, Krächzen und das Rascheln von Stroh. »Wie ich sehe, kuriert Nefret wieder die gewohnte Patientenschar«, bemerkte Lia, während sie einen Blick hineinwarf. »Was um Gottes willen befindet sich denn in diesem riesigen Käfig, und warum ist er zugedeckt?«
    »Ach, du meine Güte«, entfuhr es mir. »Den hatte ich ganz vergessen. Ich hoffe, Mohammed …«
    »Ihm geht es gut«, sagte Ramses hinter mir. »Er muß lediglich abgeschirmt und zugedeckt werden, damit er keine Flugversuche unternimmt und sich verletzt.« Er hob das über dem Käfig ausgebreitete Tuch, und Lia kreischte vor Mitgefühl und Bewunderung auf. Bei dem Vogel handelte es sich um einen jungen männlichen Wanderfalken, dessen Gattung schon in der Hieroglyphenschrift die Gottheit Horus symbolisierte. Reglos kauerte er mit seinen gewaltigen Klauen auf der Stange.
    »Wer hat ihn denn gefüttert?« fragte ich schuldbewußt. Ich hatte kaum einen Gedanken an Nefrets Tiere verschwendet; ich wußte, daß ich mich auf Mohammed verlassen konnte, der auch die anderen versorgte, allerdings hatte er eine abergläubische Furcht vor diesem riesigen Raubvogel. Trotzdem war mir die Antwort bereits klar. Genau wie Nefret verstand sich Ramses hervorragend mit Tieren und näherte sich selbst ungezähmten Raubtieren, was nur wenige gewagt hätten. Der Raubvogel bewegte sich unruhig, wehrte sich jedoch nicht, als Ramses’ schlanke braune Hand seinen Körper umschloß und vorsichtig sein Gefieder streichelte.
    »Der Flügel ist verheilt«, erklärte er. »Sie wollte, daß er sich noch ein paar Tage ausruht, bevor sie ihn frei läßt.«
    »Sie verabscheut es jedesmal, wenn sie sie freilassen muß«, meinte Lia leise. »Vermutlich hat sie ihm sogar einen Namen gegeben.«
    »Harakhte«, erwiderte Ramses. »Schließlich konnte sie ihn nicht Horus nennen, da dieser verfluchte Kater bereits so heißt.«
    »Das bedeutet ›der Horus am Horizont‹«, erklärte ich. »Horus war nicht nur der Sohn des Osiris, sondern auch eine Sonnengottheit. Nachdem er die Schrecken der Unterwelt hinter sich gelassen hatte, schwang er sich durch die Pforten der Morgendämmerung in den neuen Tag hinein.«
    »Danke, Tante Amelia«, meinte Lia.
    Die Fenster wurden abends stets verschlossen, um nächtliche Räuber fernzuhalten. Ramses entriegelte einen der Fensterläden und drückte ihn auf. Leise krächzend hob der Falke Schultern und Flügel und ließ sie dann erneut sinken. Das Sonnenlicht fiel auf sein elegantes schwarzes Gefieder und den furchteinflößend gekrümmten Schnabel. Ramses griff in seine Jackentasche. Bevor er sich uns anschloß, mußte er noch kurz in der Küche gewesen sein, denn das von ihm hervorgezauberte Päckchen schimmerte feucht und tropfte trotz des schützenden Ölpapiers.
    »Tut mir leid, aber das ist

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