Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
einschmeichelnder Stimme. »Komm zu Nefret, böser Horus. Hast du mich vermißt? Du hast mir auf jeden Fall gefehlt. Komm und begrüße mich. Horus, sei ein braver Junge …«
    Das verfluchte Vieh drehte nicht einmal den Kopf. Ich vernahm ein weiteres Geräusch, dessen Lautstärke Nefrets gemurmelte Koseworte übertönte. Es klang zwar so unangenehm wie eine rostige Kettensäge, trotzdem handelte es sich zweifellos um Horus’ wohlmeinenden Versuch eines Schnurrens.
    »Gütiger Himmel«, entfuhr es mir.
    »Gütiger Himmel«, wiederholte Emerson. »Peabody, glaubst du –«
    Horus warf sich auf den Rücken und strampelte mit den Pfoten. Er bot ein Bild der Lächerlichkeit.
    »Es ist eine Finte«, zischte Ramses. »Ein Trick, um uns abzulenken. Nefret, geh mir aus dem Weg.«
    »Nein, das werde ich nicht tun.« Sie schob seine erhobene Jacke beiseite und griff nach dem Kater. Als sie Horus hochhob, blieb er teilnahmslos und bleischwer auf ihren Armen liegen und reckte lediglich den Hals, um Sennia weiterhin fixieren zu können. Nefret setzte sich neben Emerson, der von ihr wegrückte.
    »Ich sage euch, er wird ihr nichts tun. Er möchte sich mit ihr anfreunden.«
    »Pah!« schnaubte Emerson.
    »Ich halte ihn fest«, versicherte ihm Nefret, während sie Horus’ Vorderpfoten unnachgiebig umklammerte. Dann blickte sie das Kind – zum ersten Mal – direkt an und lächelte. »Streck deine Hand aus, kleine Taube. Streichle den Löwen. Sanft, ganz sanft.«
    Es war ein überaus rührender Augenblick, der sicherlich noch ergreifender gewesen wäre, wenn die Kleine nicht freudestrahlend an einem der langen Katzenohren gezerrt hätte.
    »Sanft«, wiederholte Nefret, während wir anderen vor Entsetzen erstarrt zuschauten. Sie nahm die kleine Hand und legte sie auf den reglosen Kopf der Katze. »So.«
    Während ich beobachtete, wie diese Kreatur geduldig das unsanfte Streicheln und die ungeschickten Finger hinnahm, empfand ich zum ersten Mal Zuneigung für den Kater. Bei ihrem Versuch, die kleinen Hände zu führen, erklärte Nefret Emerson, daß Horus sich nur gegenüber ausgewachsenen Tieren heimtückisch verhielt, einschließlich (und meiner Ansicht nach im besonderen) Menschen. Er hatte noch nie den Katzennachwuchs angegriffen, selbst wenn dieser an seinem Schwanz knabberte oder ihm auf den Rücken sprang.
    Ich wandte mich an Ramses, der das Ganze mit betont ausdruckslosem Gesicht beobachtete. »Aus deiner Wunde tropft Blut auf den Teppich«, bemerkte ich. »Und vermutlich hast du auch deine Jacke völlig verschmiert.«
    Das hatte er in der Tat.
    Horus hatte das Eis nicht gebrochen, es war geschmolzen. Seine Unberechenbarkeit sorgte für ausgiebigen Gesprächsstoff. Unter erheblichen Schwierigkeiten gelang es uns schließlich, Sennia in ihr Kinderzimmer zurückzubringen, und Horus konnte unter noch größeren Schwierigkeiten davon abgehalten werden, ihr zu folgen. Wir ließen ihn auf der Türschwelle liegen, da er sogar Nefret anfauchte, als diese ihn verscheuchen wollte.
    »Vermutlich muß ich mir eine neue Katze zulegen«, erklärte sie. »Horus ist mir untreu geworden.«
    »Um ehrlich zu sein, bedaure ich das nicht«, meinte Geoffrey lachend. »Wie du weißt, mein Schatz, würde ich dir keinen Wunsch abschlagen, aber mein Nachtlager mit Horus zu teilen wäre mir schwergefallen. Er haßt mich.«
    »Er haßt jeden«, erwiderte Ramses, während er seinen Suppenlöffel in die linke Hand nahm. Horus hatte seinen rechten Daumen glatt bis auf den Knochen durchgebissen; ich mußte ihn so fest verbinden, daß er merkwürdig abstand. Mir war klar, daß Ramses den Verband abnehmen würde, sobald ich nicht in der Nähe war, aber ich hatte zumindest meine Pflicht erfüllt. »Fast jeden«, fuhr er fort. »Du brauchst ihn nicht aufzugeben, Nefret; du und Geoffrey werdet doch hier wohnen, oder?«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht«, erwiderte sie.
    »Nun, dann wird es aber Zeit«, bemerkte Emerson. »Ich brauche dich bei der Exkavation, Nefret. Wir haben jede Menge alter Knochen für dich gefunden und schon seit Tagen nicht mehr photographiert.«
    »Lia und ich werden die Photoarbeiten übernehmen«, warf David ein. »Und wir können anfangen, wann immer es dir recht ist. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich so lange fortwar.«
    »Also dann morgen«, hub Emerson an.
    »Emerson, sei nicht töricht«, entfuhr es mir. »Sie sind gerade erst angekommen. Das Freudenfest findet übermorgen abend statt; Selim und die anderen

Weitere Kostenlose Bücher