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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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um. »Ramses ist ein verdammter Lügner.«
    »Ramses lügt nie. Allerdings«, gab ich zu, »ist er ein Experte auf dem Gebiet der Doppeldeutigkeit. Wieso glaubst du, daß er uns hinsichtlich Jack – äh – irreführt?«
    »Jack verhält sich sehr merkwürdig. Er schlug unsere letzte Einladung aus, und er meidet jede Gesellschaft. Geoffrey meint, daß er den Großteil seiner Freizeit mit dem Gewehr bewaffnet die Hügel durchstreift. Wenn er nichts anderes findet, schießt er auf Schakale.«
    »Trinkt er wieder?«
    Nefret hob ihre schmalen Schultern.
    »Ich komme besser mit und bilde mir selbst ein Urteil«, sagte ich, während ich meine Unterlagen ordentlich zusammenlegte und mich dann erhob.
    »Das hatte ich befürchtet. Bitte, Tante Amelia, bemühe dich nicht. Geoffrey sagte, daß er versuchen würde, Jack heute zum Tee mitzubringen.«
    »Auch gut. Dann werde ich abwarten, ob er kommt.«
    Nefret schlenderte zu mir und blieb vor dem Schreibtisch stehen. Sie nahm ein Blatt Papier in die Hand und überflog es. »Wird Ramses ebenfalls hier sein?«
    »Ich weiß nicht. Er hat sich angewöhnt, den Tee mit David und Lia einzunehmen. In der Tat glaube ich sogar, daß er nach seiner Rückkehr von Gizeh gleich zur Dahabije aufgebrochen ist.«
    »Wir haben die beiden in der letzten Zeit kaum zu Gesicht bekommen.«
    »Du siehst sie doch jeden Tag im Grabungsgebiet«, stellte ich richtig. »Zweifellos ziehen sie die Zweisamkeit vor. Nefret, du weißt, daß ich es absolut nachvollziehen kann, wenn du und Geoffrey den Tee oder die anderen Mahlzeiten lieber in euren Räumen einnehmen wollt.«
    »Danke, aber wir sind beide sehr glücklich mit dem gegenwärtigen Zustand.«
    »Nefret …«
    »Ja?« Sie blickte mich unverhohlen an, und meine ursprünglich beabsichtigte Äußerung erstarb mir auf den Lippen. Es erweckte den Eindruck, als wäre vor meinen Augen eine Tür ins Schloß gefallen.
    »Ich habe meine kleine Geschichte überarbeitet«, sagte ich und deutete auf das Blatt in ihrer Hand. »Was hältst du davon?«
    »Ich bin kein Experte, Tante Amelia.« Sie blickte auf das Blatt. Mich beschlich das Gefühl, daß sie es bis zu diesem Augenblick gar nicht wahrgenommen hatte.
    »Für die Sprache? Ich auch nicht. Aber was hier gefordert ist, ist eine Erklärung für Sinuhes Motive, und das setzt nicht nur ein umfassendes Wissen hinsichtlich der menschlichen Psyche voraus, sondern auch Erfahrung im Umgang mit den gelegentlich verwirrenden Begriffen, die die alten Ägypter verwendeten.
    Jeder vermutet, daß Sinuhe ein Mitglied der Verschwörung gegen den rechtmäßigen Erben war, und es ist in der Tat schwierig, eine andere Erklärung für seine Flucht und seine Furcht vor der Rückkehr nach Ägypten ins Feld zu führen. Allerdings behauptet Sinuhe, er habe von dem Plan lediglich erfahren, weil er ein Gespräch der Verschwörer belauschte – zumindest ist das meine Interpretation einer ziemlich rätselhaften Passage –, und daß er aufgrund seines Entsetzens überstürzt geflohen sei. Falls diese Version zutrifft, machte er sich lediglich der Feigheit schuldig.«
    »Augenscheinlich trifft sie nicht zu«, erwiderte Nefret. »Das ist die offizielle Version – die diplomatische Lüge. Ich denke, er steckte bis zum Hals in der Verschwörung, und was er belauschte, war die Stellungnahme eines von Sesostris’ Anhängern. Und diese beinhaltete, daß der neue Pharao bereits auf dem Weg zur Thronbesteigung war, daß er alles über die Verschwörung wußte und daß die loyalen Soldaten im Begriff waren, die Schuldigen zu verhaften.«
    »Hmmm«, murmelte ich. »Ja, das ist auch meine Interpretation. Und als er viele Jahre später um Vergebung bat –«
    » Sie hat ihm vergeben«, warf Nefret ein. Sie hob eine Zeichnung auf, von der ich wußte, daß es ihr Lieblingsmotiv war – die Skizze von dem alten Mann, der friedlich in seinem Garten saß und die Symbole des ewigen Lebens betrachtete. »Er stand in den Diensten der Prinzessin, nicht wahr? Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits Königin. Sie verzieh ihm, weil sie ihn liebte und weil sie wußte, wie sehr er sich nach seiner Heimat sehnte.«
    Das sich daran anschließende Schweigen wurde lediglich von dem leisen Zwitschern der in dem Tamariskenbaum vor dem Fenster sitzenden Spatzen unterbrochen – bis Narmers plötzliches Gebell Nefret zum Lachen brachte, woraufhin ich fluchte (leise, versteht sich).
    Ich legte meine Arbeit beiseite, und wir schlenderten in den Innenhof. Geoffrey war

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