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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nachts die heimlichen Erkundungsgänge auf den Straßen – oder sind es die Kais oder die Wüstenpfade? Was hast du eigentlich geglaubt, wie lange du das durchhältst? Hier, trink aus.«
    Der Tee war so heiß, daß seine Zunge beim Trinken schmerzte, dennoch nahm er einige Schlucke. »Das wirkt Wunder«, stellte er erstaunt fest.
    »Komm, laß uns verschwinden.« David hakte ihn unter und zog ihn hoch. »Vielleicht brauchst du einen Drink. Wir werden im Shepheard’s vorbeischauen und von dort aus eine Droschke nehmen. Und auf der Rückfahrt zur Amelia wirst du mir haarklein von deinen Aktivitäten berichten, so daß wir die Entscheidung treffen können, was wir als nächstes unternehmen.«
    Das Nachtleben von Kairo nahm bis in die frühen Morgenstunden seinen Lauf, und die Straßen des europäischen Viertels waren hell erleuchtet und belebt. Lichter schimmerten in den dunklen Hainen der Ezbekieh Gärten.
    »Ich will keinen Drink«, wandte Ramses ein. »Laß uns heimfahren.«
    »In Ordnung.« David winkte einer der offenen Kutschen, und sie stiegen ein. »Also?«
    »Also was?«
    David schlug ihm mitten ins Gesicht, gerade so fest, daß es ihn aufrüttelte. »Wach auf! Noch bin ich nicht wütend, Ramses, aber das wird sich bald ändern, wenn du mir ständig Dinge verheimlichst. Warum hast du dich einverstanden erklärt, mit Russell zusammenzuarbeiten? Ein Mädchen wurde ermordet, deine Mutter wurde angegriffen, die Familie befindet sich vielleicht in Gefahr, und du planst den glatten Selbstmord, weil du einen Mann zur Strecke bringen willst, der nichts zu tun hat mit … Oh, großer Gott! Hat er doch, nicht wahr? Ich hätte es wissen müssen. Verflucht, so rede doch endlich!«
    »Schlag mich nie wieder«, knurrte Ramses. »Ich werde reden. Ich hätte es längst getan, wenn du mich nicht pausenlos anschreien würdest. Ja. Ich meine, doch, das hat er. Es ist derselbe Mann, David. Genau dieser ›Sahib‹ verwendet auch deinen Namen.«
12. Kapitel
Im östlichen Mittelmeerraum muß ein Engländer bereit sein, eher zu sterben, als eine Spur von Feigheit zu zeigen. Der Mut des einzelnen erhöht das Prestige von allen; und die Feigheit eines Mannes wirft einen Schatten auf all seine Landsleute. In der mir eigenen Bescheidenheit beschloß ich, Vorbildfunktion zu beweisen …
    Ich saß in dem kleinen Zimmer, das ich als Büro eingerichtet hatte, und blickte über den Garten, der jetzt erneut in seiner früheren Schönheit erstrahlte;
    und ich mußte immer wieder daran denken – man verzeihe mir meine Selbstgefälligkeit –, wie hervorragend unsere neuen Lebensbedingungen gewählt waren. Ursprünglich hatte Emerson Bedenken wegen der Größe des Hauses gehabt, doch wie sich herausstellte, brauchten wir so viel Wohnraum. Unser kleines Pflegekind benötigte (meiner sachverständigen Kenntnis zufolge) mehrere Räume, einschließlich eines Zimmers für sein Kindermädchen. Die Kellerräume, die ich für die Lagerung der Artefakte benutzte, füllten sich in Windeseile – natürlich nicht mit Statuen und Stelen, wie sie Mr. Reisner entdeckt hatte, sondern mit Knochen und zerbrochenen Steinkrügen und Töpferwaren.
    Nefret und Geoffrey bewohnten den gesamten Flügel, der früher einmal den Harem beherbergte. Sie verfügten über die gewünschte Privatsphäre, genau wie das andere junge Paar – obwohl Ramses einen Großteil seiner Zeit mit ihnen verbrachte. Seit neuestem schlief er häufiger auf der Dahabije als in unserem Haus. Es ging mich selbstverständlich nichts an, wenn er das bevorzugte.
    Ich hatte meine Zimmertür offengelassen, und da diese zum Hauptflur führte, hörte ich das leise Klappern von Nefrets Absätzen und rief sie im Vorbeigehen. Vermutlich wäre sie ansonsten nicht stehengeblieben. So schaute sie ins Zimmer und bemerkte: »Ich wollte dich nicht stören, Tante Amelia.«
    »Komm rein.« Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück.
    »Es ist bald Teezeit. Ich wollte gerade –«
    »Wenn du einen Augenblick wartest, begleite ich dich. Wo ist Geoffrey?«
    Mir fiel auf, daß ich sie verunsichert hatte, denn sie schlenderte zum Fenster und blickte hinaus. Auf dieser Seite des Hauses war der geschnitzte Sichtschutz vor den Fenstern entfernt worden; die hölzernen Fensterläden standen offen und ließen die laue Nachmittagsluft herein. Mit dem Rücken zu mir erwiderte sie: »Er wollte Jack besuchen, da er um ihn besorgt ist.«
    »Warum? Ramses behauptet, er verhielte sich völlig normal.«
    Nefret wandte sich zu mir

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