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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zurückgekehrt; abgesehen von Fatima, die den Tisch eindeckte, war er allein.
    »Ist es Ihnen nicht gelungen, ihn mitzubringen?« fragte ich.
    »Wen?« wollte Emerson wissen, der gerade auftauchte.
    Ich erklärte es ihm. Geoffrey gab zu, daß er Jack nicht hatte überzeugen können, ihn zu begleiten. »Während ich bei ihm war, kam von Bork vorbei«, fügte er hinzu. »Vermutlich hatte Jack das Gefühl, daß er seinen Besucher nicht abwimmeln durfte.«
    »Sie hätten Karl ebenfalls einladen sollen«, wandte ich ein.
    »Oh, das hätte ich mir niemals erlaubt.«
    Jack einzuladen hatte er sich allerdings erlaubt. Ich bedeutete Nefret, den Tee einzugießen. Geoffrey sprang auf, nahm ihr die Tasse ab und brachte sie mir. »Für Sie, Mrs. Emerson.«
    »Vielen Dank. Ich denke, daß du mich so langsam Tante Amelia nennen könntest, natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Darf ich?« Sein Gesicht hellte sich auf. »Ich hoffte, daß du mir das anbieten würdest, aber ich wagte nicht –«
    »Zu fragen«, vollendete Emerson seinen Satz, während er an seinem Pfeifenmundstück kaute. Allerdings klang er keineswegs boshaft, und die Grübchen in Geoffreys hageren Wangen wurden sichtbar, während er von Emerson zu mir blickte. Ich nahm an, daß man ihn bereits gewarnt hatte, Emerson unter gar keinen Umständen mit Onkel Radcliffe anzureden.
    »Und wie geht es Jack?« wollte ich wissen. »Was meinst du, soll ich ihn einmal einladen?«
    »Jedenfalls trinkt er nicht«, erwiderte Geoffrey. »Wenigstens nicht viel. Wie du weißt, sind die Anzeichen untrüglich. Ich würde sagen, er leidet immer noch an seiner Melancholie.«
    »Depression lautet der moderne Begriff in der Psychologie«, bemerkte ich.
    »Peabody«, knurrte Emerson bedrohlich.
    »Ja, mein Lieber. Ich bitte um Verzeihung. Ich kenne dein Verhältnis zur Psychologie. Nenn es, wie du willst, jedenfalls ist Jacks Gemütszustand kritisch. Wir müssen ihm helfen!«
    »Einverstanden«, erwiderte Geoffrey aufrichtig. »Ich wollte ihn überreden, daß er heute abend mit uns den Empfang besucht, aber er behauptete, andere Verpflichtungen zu haben.«
    »Ich besuche den Empfang nicht«, entgegnete Emerson in demselben Tonfall, in dem er auch erklärt hätte, daß die Sonne tagtäglich im Osten aufgeht.
    »Oh, nein, Sir. Das hatte ich auch nicht erwartet.«
    Nefret saß kerzengerade auf ihrem Stuhl und hielt ihre Teetasse umklammert. »Hast du etwa erwartet, daß ich dich begleite?« fragte sie mit gefährlich sanfter Stimme.
    »Aber, mein Schatz, du hast doch zugestimmt!« Abrupt drehte sich Geoffrey zu ihr um. »Gestern. Erinnerst du dich nicht mehr? Sir John Maxwell wird dort sein, und du weißt doch, welchen Einfluß er auf die Antikenverwaltung ausübt. Eine an ihn gerichtete Bitte – insbesondere von dir – könnte dem Professor große Dienste erweisen.«
    »Oh.« Nefret stellte ihre Tasse auf dem Tisch ab. »Tut mir leid, daß ich nicht aufmerksam zugehört habe. Bist du sicher, daß du hingehen möchtest?«
    »Was ist denn los, Geoffrey?« bohrte ich.
    »Gar nichts, Ma’am. Mein Ehrenwort. Ich bat Nefret lediglich, nicht alles so aufzubauschen.«
    Er warf seiner Ehefrau einen unterschwellig vorwurfsvollen Blick zu. Sie errötete. »Schon gut, einverstanden.« »Zieh dein neues Kleid an«, drängte Geoffrey. »Dessen Stoff in den Blautönen der Ägäis schimmert. Es läßt deine Augen wie Aquamarine funkeln. Äh – würde es Ihnen etwas ausmachen, uns zu begleiten, Mrs. – äh – Tante Amelia?«
    »Ich glaube, ihr braucht keine Anstandsdame«, erwiderte ich trocken. »Habt ihr Fatima mitgeteilt, daß ihr zum Abendessen nicht zu Hause seid?«
    »Gütiger Himmel, das hatte ich völlig vergessen«, bemerkte Geoffrey schuldbewußt.
    Fatima, die gerade ein Tablett mit Gurkenhäppchen herumreichte, beschwichtigte ihn sofort. Emerson hatte leise vor sich hin gebrummelt. »Ich will nicht, daß irgendwelche Leute bei der Antikenverwaltung für mich Fürsprache halten«, verkündete er schließlich laut. »Irgend jemand muß es schließlich tun«, wandte ich ein. »Da du M. Maspero aus dem Weg gehst und mir verbietest –«
    Natürlich fiel er mir ins Wort, und wir steigerten uns in eine kurze, herzerfrischende Diskussion hinein. Nach der Teezeit verließen uns Nefret und Geoffrey, um sich umzukleiden, und Emerson und ich machten uns auf den Weg zum Kinderzimmer. Gezwungenermaßen hatte ich Sennia untersagt, den Tee mit uns gemeinsam einzunehmen, bis Emerson den richtigen

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