Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken
Katherines Kindern aus deren erster, unglücklicher Ehe begleitet.
»Nicht zu vergessen Tante und Onkel der Braut, deren Begegnungen mit absonderlichen Mumien und Meisterverbrechern nur zu oft die Seiten der Sensationspresse bereichern«, erwiderte ich mit einem gewinnenden Lächeln.
»Von Ihren Verwandten ist niemand anwesend?« »Gütiger Himmel, Katherine, Sie wissen genug von meinen Brüdern, um zu verstehen, daß sie zu den letzten gehören, die ich hier sehen will. Mein Neffe Percy, den Sie vor einigen Jahren kennenlernten, steht stellvertretend für alle anderen. Vermutlich haben Sie sein widerliches kleines Buch gelesen. Er hat doch allen Exemplare geschickt.«
»Es ist überaus unterhaltsam«, meinte Katherine mit einem Lächeln, das ihre Wangen rundlicher wirken ließ und ihre mandelförmigen Augen zu Schlitzen verengte. Bei unserer ersten Begegnung hatte mich ihr großflächiges Gesicht an das einer Tigerkatze erinnert; ihr Lächeln besaß einen Anflug von Zynismus, genau wie bei Katzen –
die zumeist von Natur aus und aufgrund der gesammelten Erfahrung Zyniker sind.
»Das ist mir zu Ohren gekommen. Allerdings kann ich meine Zeit nicht auf solchen Unsinn verschwenden. Was Emersons Familie betrifft, so besteht sie lediglich aus Walter. Ich glaube, die Familie ist zerstritten; auf meinen Vorschlag, daß diese Hochzeit ein passender Anlaß für eine Familienzusammenführung sein könnte, erklärte mir Emerson, daß es dafür zu spät sei, da seine Eltern beide verstorben wären. Selbstverständlich verfolgte ich das Thema nicht weiter, da es meinen geliebten Gatten schmerzlich berührte.«
»Selbstverständlich«, pflichtete mir Katherine bei. Evelyn und Walter bewegten sich nicht in den gesellschaftlichen Kreisen der Umgebung, trotzdem wußten sie genau, was ihre engstirnigen ländlichen Nachbarn von dieser Verbindung hielten. Leider wurde diese Einstellung von den meisten unserer archäologischen Bekanntschaften geteilt, die die Ägypter, mit denen sie zusammenarbeiteten und -lebten, als minderwertig ansahen. Gewisse Anhänger beider Gruppen wären einer Einladung bestimmt gefolgt, aber nur aus schnöder Neugier. Deshalb hatten wir entschieden, sie nicht einzuladen. Lediglich unsere engsten Freunde und Anverwandten waren anwesend, und Katherine hatte mit der unkonventionellen Zusammenstellung der Gästeliste sicherlich recht.
Gargery plauderte mit Kevin O’Connell und dessen Frau. Kevins fragende blaue Augen blickten von Daoud, der in seinem bombastischen Turban fast zwei Meter groß war, zu Rose, deren überschwenglich mit Seidenblumen geschmückter Hut jeden Augenblick abzuheben schien. Ich zweifelte keine Sekunde lang daran, daß er insgeheim schon die Story formulierte, die er zu gern in seiner verfluchten Zeitung abgedruckt gesehen hätte. Der Gentleman und der Journalist standen in Kevin stets auf Kriegsfuß, trotzdem war ich mir sicher, daß der Gentleman bei dieser Gelegenheit sein Wort hielt. Schließlich hatte ihm Emerson damit gedroht, daß er im Falle einer Veröffentlichung einige Indiskretionen über O’Connell verbreiten würde.
Die fröhlichen Stimmen der Kinder übertönten die leise geführte Unterhaltung der Erwachsenen. Ich sah sie immer noch als Kinder an, obwohl die meisten von ihnen bereits zu jungen Männern und Frauen herangereift waren; wie rasch doch die Zeit vergeht, dachte ich in einem Anflug von Melancholie. Raddie, der älteste Sohn der jüngeren Emersons, hatte Oxford mit Auszeichnung absolviert; genau wie sein Vater war er ein höflicher, gebildeter Mann, der sich gerade angeregt mit Nefret unterhielt. Die Zwillinge Johnny und Willy standen zusammen mit Ramses in einer Ecke. Johnny, das komödiantische Talent der Familie, hatte wohl gerade eine hanebüchene Geschichte zum besten gegeben, denn ich hörte Ramses’ schallendes Gelächter, was bei ihm selten vorkommt. Lias jüngere Schwester Margaret balgte sich mit Bertie und Anna, den beiden Kindern von Katherine. Evelyn unterhielt sich mit Fatima, die zur Feier des Tages ihren Schleier abgelegt und auf ihr tristes schwarzes Gewand verzichtet hatte. Emerson hatte Walter und Cyrus Vandergelt beiseite gezogen und gestikulierte angeregt. Hinsichtlich ihres Gesprächsthemas gab ich mich keinen Illusionen hin.
Katherine lachte. »Ist es nicht typisch – die Männer hocken zusammen und diskutieren über die Archäologie, und die Frauen sprechen von … Sie müssen mich bremsen, Amelia, daß ich mich nicht einer
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