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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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stellen, sobald ihr unter vier Augen seid. Ich werde dafür sorgen, daß auch er heute einige Stunden Ruhe bekommt.«
    »Werden sie heute nacht wieder herumstreifen?«
    »Ich weiß nicht. Ramses schlief schon im Stehen ein, und ich wollte die anderen nicht warten lassen.«

    Der Nebel löste sich zwar langsam auf, bedeckte allerdings immer noch die Hochebene von Gizeh; nachdem Geoffrey und Emerson in einen Seitenpfad abgebogen waren, verschwanden ihre Silhouetten in der undurchdringlichen Nebelwand. Wir anderen setzten unseren Weg über die Hauptstraße fort, die von dem üblichen morgendlichen Verkehr belebt war – von Kamelen bis Fahrrädern war alles anzutreffen. Zu viert nebeneinander herzureiten wäre unhöflich gewesen (und aufgrund der Launenhaftigkeit der Kamele auch keineswegs sicher). Ich wies die Mädchen an, mir und David zu folgen, und dann versuchte ich, Informationen aus ihm herauszubekommen. Die direkte Methode hielt ich für die sinnvollste.
    »Was ist mit Ramses’ Händen passiert?«
    »Mit seinen Händen?« Davids erstaunter Blick hätte nicht einmal ein Kind täuschen können.
    »Sie waren grün.«
    »Gütiger Himmel. Ich dachte, wir hätten den Mist abgeschrubbt.«
    »Ich erkenne Kadijas Heilsalbe, und das sogar an einem nebligen Morgen und obwohl besagte Person alles daransetzt, ihre Handflächen zu verbergen. Es ist gar nicht so einfach, sie mit Wasser und Seife zu entfernen. Was ist passiert?«
    »Lediglich Abschürfungen von einem Seil«, erwiderte David. »Er hing daran und mußte in aller Eile hinunterklettern.«
    »Weil man auf ihn schoß?«
    »Um Himmels willen, nein.« David unterdrückte ein Kichern. »Sie wollten lediglich … hm … das Seil durchtrennen. Es wäre ein tiefer Sturz gewesen, verstehst du. Auf das Kopfsteinpflaster.«
    Er versuchte abzuschweifen, so daß ich ihn erneut bedrängte. »Wann war das?«
    »Vorgestern nacht.«
    »Deshalb ist er mir gestern aus dem Weg gegangen«, sinnierte ich. »Haben sie ihn genau wahrgenommen?«
    »Seiner Meinung nach nicht.«
    »Seiner Meinung nach nicht«, wiederholte ich. »Und wie steht es mit dir?«
    »Mich auch nicht. Ich war bereits unten.«
    »Und was war gestern abend?«
    »Nichts.« David griff nach einem Taschentuch und wischte sich die Stirn. »Irgend etwas ist schiefgelaufen. Ach, verflucht. Ich kann es dir auch erzählen.«
    »Das solltest du auch.«
    »Also gut. Du mußt dir vorstellen, daß Ramses gerade belauscht hatte, daß Failani den – äh – Effendi gestern abend treffen sollte, und dann trat jemand ans Fenster und bemerkte ihn. Leider wurde der Treffpunkt nicht genannt. Wir verfolgten Failani sechs Stunden lang. Er besuchte eine Reihe aufschlußreicher Plätze, falls dort allerdings ein Treffen stattfand, ist es uns entgangen. Das war auch zu erwarten, da wir ihm in … gewisse Lokalitäten nicht folgen konnten.«
    Ich beschloß, diesen Punkt nicht weiter zu vertiefen. »Du erwähntest, daß Ramses vorgestern abend beobachtet wurde, auch wenn man ihn nicht erkannte. Ist euch nicht der Gedanke gekommen, daß Failani eine Bespitzelung vermutet haben könnte? Daß er Katz und Maus mit euch gespielt hat, statt seine Verabredung einzuhalten? Daß er dafür sorgte, daß man euch verfolgte?«
    »Doch, Ma’am«, erwiderte David zerknirscht. »Wir haben daran gedacht. Aber erst später.«
    »David, das alles wird zu gefährlich. Ihr müßt aufhören.«
    »Darauf habe ich keinen Einfluß«, meinte David sanft, aber entschieden. »Wohin mein Bruder geht, da werde auch ich hingehen.«

    Kurz nach uns traf Emerson im Ausgrabungsgebiet ein und gab sich erstaunt, als ich nach Mr. Reisners Reaktion fragte. »Er hatte nichts zu entscheiden. Was gab es da noch zu sagen?« Er musterte David von Kopf bis Fuß und runzelte die Stirn. »David, ich kann dich für einige Stunden entbehren. Geh zur Südseite und stelle eine Photoserie der dortigen Pyramidenbasis zusammen. Verflucht, irgendein Hinweis auf eine Ummantelung muß sich doch finden lassen! Selim? Wo zum Teufel ist … Oh. Kommt, wir machen uns an die Arbeit im Schacht.«
    »Willst du, daß ich David bei den Photoarbeiten helfe?« fragte Nefret.
    »Nein, Lia kann ihm dabei zur Hand gehen.« Er vermied es, sie anzuschauen, was mich insgeheim betrübte. Emerson und ich hatten die Kinder hinsichtlich unserer Pläne zwar gelegentlich im ungewissen gelassen, aber noch nie hatten wir Nefret in stummem Einvernehmen als Außenseiterin behandelt. Sicher, in gewisser Weise war sie das.

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