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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gehandelt haben?« fragte er.
    »Der Stollen wurde keinesfalls für die Tierbestattungen angelegt«, erwiderte Emerson. »Sie sind späteren Ursprungs. Du hast selbst gesehen, daß sie in einem schmaleren Seitenschacht lagen.«
    Der werte Leser ahnt zweifellos, wohin meine Gedanken während dieses Gesprächs abschweiften.
    Nach einer (für mich) ruhelosen Nacht standen wir zeitig auf. Wieder lag dichter Nebel vor den Fenstern; und wieder stürmte ich nach unten. Nefret und Geoffrey hatten sich bereits zum Frühstück eingefunden, und Fatima hatte die Speisen vor dem Eintreffen der anderen aufgetragen. Ich war unglaublich erleichtert, als ich sie bemerkte, doch nach einem intensiven Blick auf Ramses mußte ich einen Aufschrei unterdrücken.
    Um ehrlich zu sein, wurde er von Emerson unterdrückt, der mir gewaltsam seine Serviette auf den Mund drückte. »Du hast Butter am Kinn, meine Liebe«, meinte er. »Ich wische sie rasch weg.«
    Mein geliebter Emerson und ich kommunizieren auch ohne Worte, und er hatte genau wie ich den erschöpften Gesichtsausdruck unseres Sohnes bemerkt. Schon bald darauf hatten sein scharfer Verstand und seine liebevolle väterliche Besorgnis den Tagesablauf vorprogrammiert. »Ich bitte um eure geschätzte Aufmerksamkeit«, hub er an. »Gewisse Änderungen in der Planung machen es erforderlich, daß ich Ramses für einige Tage von Reisner loseisen muß. Geoffrey kann ihn solange vertreten.« Geoffrey verschluckte sich an seinem Kaffee und nahm Zuflucht hinter seiner Serviette.
    »Du kannst die Leute doch nicht wie Werkzeuge hin und her schieben, Emerson«, entfuhr es mir. »Hast du Mr. Reisner denn schon informiert?«
    Geoffrey räusperte sich. »Tut mir leid, Sir, aber dem wird er nicht zustimmen.«
    Emerson schlug mit der Faust auf den Tisch. »Reisner ist nicht der liebe Gott! Er wird zustimmen müssen, weil ich es so will. Ich brauche Ramses zur Durchsicht der Fahnen meines nächsten Buches. Gestern erhielt ich erneut einen verfluchten Brief von dieser verdammten Oxford University Press, der besagte, daß sie die Publikation um ein halbes Jahr verschieben müssen, wenn sie die Fahnen nicht bis Ende Februar zurückerhalten. Ich schätze deinen Umgang mit der Sprache, Geoffrey, glaube aber dennoch, daß ich dich nicht brüskiere, wenn ich behaupte, daß sie nicht vergleichbar ist mit Ramses’ Sachkenntnis. Außerdem ist er mit der Materie vertraut.«
    Diese Stellungnahme war verräterisch ausführlich für einen Mann, der sich normalerweise nur selten zu Erklärungen hinreißen läßt. Ich war mir sicher, daß ich sein eigentliches Motiv erkannt hatte, und bewunderte seine Genialität.
    »Keine weiteren Einwände?« wollte Emerson wissen, während er jeden von uns bedrohlich musterte. »Hmhm. Dann werde ich auf dem Weg zum Ausgrabungsgebiet im Harvard Camp Station machen und Reisner meinen Entschluß mitteilen. Du reitest besser mit mir, Geoffrey, und bleibst in Gizeh – sofern du einverstanden bist. Ramses, komm bitte in mein Arbeitszimmer, damit ich dir vor unserem Aufbruch die nötigen Anweisungen geben kann. Alle anderen halten sich bereit.«
    »Ja, Sir«, erwiderte Ramses. Dann begleitete er Emerson aus dem Zimmer.
    Ich ließ ihnen fünf Minuten, bevor ich ihnen folgte. Emerson verließ gerade sein Arbeitszimmer. Durch die geöffnete Tür bemerkte ich, daß Ramses bereits auf dem Sofa eingeschlafen war. Er lag reglos da wie eine Ritterstatue auf einem Grabrelief, und er wirkte so unschuldig mit seinen schlaff herabhängenden Händen und den geschlossenen, von dunklen Wimpern umrahmten Lidern. Leise schloß Emerson die Tür.
    »Ich konnte es nicht mehr aushalten«, erklärte ich. »Waren sie letzte Nacht erfolgreich? Äh … ihm fehlt doch nichts, oder?«
    Emerson hauchte mir einen Kuß zu. »Er braucht nur Schlaf. Und das war die einzige Möglichkeit, mit der ich sein Fernbleiben von der Arbeit erklären konnte.«
    »Noch dazu ausgesprochen geschickt, Emerson.«
    »Hmhm.« Emerson kratzte sich sein Kinngrübchen, eine Angewohnheit, wenn er tief in Gedanken versunken ist. »Er war noch nie so geschafft, Peabody. Das ist mehr als körperliche Erschöpfung, dahinter verbirgt sich nervöse Anspannung. War er in dieses Mädchen verliebt?«
    »In Maude? Aber nein.«
    »Und du würdest es mit Sicherheit wissen.« Er hakte mich unter und führte mich aus dem Haus. »Gütiger Himmel, wir klingen wie zwei Klatschmäuler. Was den gestrigen Abend anbelangt, so wirst du David zweifellos zur Rede

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