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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Besserung.«
    »Ich habe den Eindruck«, bemerkte Ramses, »daß ihr alle eines der Grundprinzipien der britischen Gesetzgebung außer acht laßt. Wir haben nicht den geringsten Beweis, daß Jack Reynolds diese Schüsse abgefeuert hat.«
    »Ich war im Begriff, diesen Beweis zu liefern, wenn deine Mutter mich nicht daran gehindert hätte«, erwiderte Emerson, während er mir mit feindseligem Blick einen Whiskey-Soda reichte.
    Ramses beugte sich vor, stützte die Unterarme auf seinen Knien ab und faltete die Hände. »Das ist ja alles schön und gut, Sir, und ich stimme dir zu, daß einer von uns ihn aufsuchen sollte; aber zunächst müssen wir eruieren, was wir uns davon erhoffen. Er hatte genug Zeit, um die Waffe zu säubern und wegzulegen. Falls er ein Alibi für die fragliche Zeit besitzt, um so besser; falls nicht, was ich für wahrscheinlicher halte, ist das noch lange kein Beweis für seine Schuld.«
    »Hmhm«, brummte Emerson. »Schließlich schadet es nicht, ihn danach zu fragen, oder? Seid ihr damit einverstanden, wenn ich Reynolds aufsuche und ihn taktvoll und vorsichtig frage, wo er war und was er heute nachmittag gemacht hat, um schätzungsweise … Wie spät war es eigentlich?«
    Eine weitere kurze und wenig aufschlußreiche Diskussion schloß sich seinen Worten an. Keiner von uns hatte sich die fragliche Zeit gemerkt. Schließlich erklärte Emerson, daß wir lange genug diskutiert hätten und daß er sofort aufbrechen wolle. Allein.
    Selbstverständlich begleitete ich ihn. Das Unwetter war fast vorüber, und die Abendluft war wohltuend. Emerson hatte sich mit einer Taschenlampe ausstaffiert und ich mit meinem Schirm. Er weigerte sich, unter dem Schirm neben mir herzugehen, da er behauptete, die Spitzen piekten ihn ständig ins Gesicht; deshalb marschierten wir durch Pfützen und Schlammlöcher wie zwei Fremde, die zufällig dasselbe Ziel hatten.
    Genau wie Emerson hing ich meinen Gedanken nach. Ich hatte Lia und David zum Bleiben und zu einem gemeinsamen Abendessen überredet, war mir allerdings sicher, daß sie im Anschluß daran gemeinsam mit Ramses aufbrächen – und daß er und David kurz darauf nach Kairo fahren und sich Gefahren aussetzen würden, die nicht auszudenken waren. Ich wünschte mir beinahe, daß eine der Kugeln Ramses erwischt hätte – natürlich kein lebenswichtiges Organ, sondern eine Stelle, die einige Tage für Bewegungsunfähigkeit gesorgt hätte.
    Das kleine Haus, das früher einmal von Frohsinn und (meistenteils) harmlosen Freuden erfüllt gewesen war, wirkte einsam und verlassen. Nur wenige Lichter brannten. Der Regen tropfte in einer melancholischen Melodie von den umstehenden Bäumen. Der Portier hatte sich ins Haus zurückgezogen. Wir mußten rufen und minutenlang klopfen, bevor es eine Reaktion gab, und diese war beileibe nicht positiv.
    »Verschwindet«, brüllte eine Stimme auf arabisch. »Der Effendi ist nicht zu Hause.«
    Emerson brüllte zurück. Seine Stimme ist unverwechselbar; kaum, daß er den Mund öffnete, sprang die Eingangstür auf, und der mißmutige Bedienstete ließ uns ein. Wir schickten ihn mit der Bitte weg, unseren Besuch anzukündigen, während ich Emerson zu überzeugen versuchte, seine Füße abzuwischen.
    »Wozu diese Mühe?« wollte er mit einem kritischen Blick auf den unsauberen Boden der Eingangshalle wissen.
    Man ließ uns ziemlich lange warten, und mein Gatte verlor schon fast die Geduld, als schließlich jemand kam. Der werte Leser wird mein Erstaunen nachvollziehen, daß es sich um Karl von Bork handelte. Eigentlich hätte mich das nicht überraschen müssen, da ich mitbekommen hatte, daß Karl sich angewöhnt hatte, den Großteil seiner Zeit mit seinem Freund Jack zu verbringen. Trotzdem konnte ich mir nicht recht vorstellen, welche Gemeinsamkeiten die beiden – abgesehen von ihrem Interesse an der Ägyptologie – teilten. Erst als er uns in den Salon bat, musterte ich ihn genauer.
    Offenbar verbrachten er und Jack einen gemütlichen Herrenabend zu Hause. Männer empfinden es vermutlich um so gemütlicher, je unordentlicher ihre Umgebung ist. Karl hatte in aller Eile sein Jackett übergestreift und sich verknöpft; sein Versuch, sein Haar mit den Händen zu glätten, war nicht von Erfolg gekrönt. Sein Gesicht war gerötet, sein Blick glasig. Er fing an, Jack zu entschuldigen, der sich, wie er erklärte, unwohl fühlte.
    »Betrunken, meinen Sie?« bohrte ich. »Es tut mir wirklich leid, Karl, daß ich mit ansehen muß, wie Sie seine

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