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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Informationen. Aber«, fuhr Ramses hastig fort, »keiner von uns hat eine Vorstellung, wo es sein könnte. Vermutest du es in dem Stollen, Vater?«
    »Nein«, erwiderte Emerson, offensichtlich verärgert, daß er seine Fehlbarkeit eingestehen mußte. »Die Grabkammer muß relativ leicht zugänglich sein, da unser Freund diese ansonsten nicht ohne fremde Hilfe aufgespürt hätte. Die Fundstücke in dem Schacht sind jahrtausendelang nicht berührt worden. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder befindet sich dort unten ein verborgener Eingang zu der tatsächlichen Grabkammer, oder die gesamte Pyramide ist ein Ablenkungsmanöver, und der König wurde in einer der unscheinbaren Grüften auf den Grabfeldern bestattet. Ich tippe auf ersteres, da –« Ich sah mich gezwungen, ihn zu unterbrechen. »Geoffrey, ist alles in Ordnung? Dieser Husten ist ja entsetzlich;
    vielleicht hilft dir eine Tasse Tee.«
    Der junge Mann richtete sich auf. »Mir geht es schon wieder besser«, meinte er kurzatmig und lächelte Nefret an, die ihren Arm um seine Schultern gelegt hatte. »Ich war lediglich … lediglich überrascht.«
    »Sprich weiter, Vater«, sagte Ramses. »Wieso denkst du, daß sich die verborgene Grabkammer in der Pyramide befindet?«
    »Was? Ach so. Nun, würde eine Bestattung auf den Grabfeldern potentiellen Dieben und auch uns leichteren Zugang ermöglichen. Der Schatz muß sich in der Pyramide befinden – unter dem Boden eines Tunnels oder einer der Kammern oder sogar unter der vermeintlichen Grabkammer. Dennoch werde ich unsere Männer erst hinunterschicken, wenn der Schacht völlig ausgehoben ist. Einverstanden?« Ohne eine Antwort abzuwarten, sprang er auf. »Dann macht euch also wieder an die Arbeit.« Die anderen folgten ihm und ließen mich allein mit Geoffrey und Nefret zurück. »Sorge dafür, daß er sich eine Weile ausruht«, bemerkte ich.
    »Ja, Tante Amelia.« Mehr sagte sie nicht. Als ich ihren verschlossenen Gesichtsausdruck und ihre zusammengepreßten Lippen bemerkte, beschlichen mich nicht etwa Selbstvorwürfe, sondern der bohrende Schmerz des Verlustes. Würde unsere Beziehung jemals wieder wie früher sein?
    Im Verlauf des Tages schwand meine Wachsamkeit.
    Jack war nicht aufgetaucht, und ich hoffte, daß er vielleicht die Flucht ergriffen hatte. Als ich diese Möglichkeit gegenüber Emerson erwähnte, schnaubte er lediglich ungehalten. Er konzentrierte sich voll und ganz auf seine Arbeit.
    Ich bin überzeugt, daß Emerson einen sechsten Sinn für die Archäologie besitzt – so wie ich für das Verbrechen. Er bemerkte die Anzeichen, die nur wenigen Exkavatoren aufgefallen wären; als die Katastrophe eintrat, war er als einziger von uns darauf vorbereitet.
    Die Männer hatten vier der Felsquader entfernt und eine weitere Schicht freigelegt. Es war eine harte, langwierige Tätigkeit, und die Seile, mit denen sie sich auf Emersons Befehl hin gesichert hatten, verhedderten sich ständig; stöhnend und fluchend gingen sie ihrer Arbeit nach. Schließlich sollte der fünfte Felsbrocken geborgen werden. Man zog die in der Grube arbeitenden Männer hoch und bewegte dann den Steinquader. Er war schon halb an der Oberfläche, als das Seil riß oder die Knoten nachgaben – ich weiß nicht genau, was passierte, ich sah nur, daß der Brocken abstürzte. Eine Ecke traf auf dem Boden auf, und aufgrund dieses Aufpralls gab der gesamte Untergrund mit einem Krachen nach, das der Explosion einer Dynamitladung entsprach. Eine Sandwolke wirbelte aus dem Abgrund hoch, und Emerson stürzte sich auf einen der angeseilten Männer, der den Halt verloren hatte und unweigerlich vom Rand der Grube abgerutscht wäre.
    Alle kamen angerannt. Als sich die Staubwolke gelegt hatte, richtete sich Emerson auf, zählte seine Männer und seufzte erleichtert auf. »Gott sei Dank ist nichts passiert«, verkündete er und wischte sich mit seinem Handrücken über den Mund, was nicht sonderlich effektiv war, da Hände und Gesicht gleichermaßen schmutzig waren. Ein Stöhnen des von ihm geretteten Arbeiters ließ ihn aufhorchen; er richtete den Burschen auf, untersuchte ihn, klopfte ihm den Staub ab und übergab ihn zwei seiner Freunde. »Es ist nichts passiert«, wiederholte er.
    »Das entledigt uns der mühsamen Aufgabe, den Schacht freizulegen«, bemerkte Ramses, während er in die Tiefe spähte.
    »Verschwinde vom Rand der Grube«, wies ich ihn an.
    »Du auch, Geoffrey. Gütiger Himmel, der Stollen muß inzwischen ungefähr 20 Meter tief

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