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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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viele von euch umzulegen, bevor man mich schnappt.«
    »Das ist doch Unsinn«, erwiderte ich ungehalten. »Dein Schicksal ist augenblicklich noch ungewiß; sofern du niemanden von uns verletzt, ist die Möglichkeit, dem Gesetz zu entkommen –«
    »Peabody, würdest du bitte davon Abstand nehmen, irgendwelche Vermutungen anzustellen?« brüllte Emerson. »Emerson, würdest du bitte still sein?«
    Langsam erhob sich Nefret. »Geoffrey, du weißt, daß ich dir zur Seite stehen werde, wenn du keinen weiteren Schaden anrichtest. In guten wie in schlechten Zeiten, weißt du noch? Gib Tante Amelia … Nein, gib Ramses den Revolver.«
    Sein Gesicht entspannte, als sein Blick zu ihr schweifte.
    Auf diesen Augenblick hatte Emerson gewartet. Mit der lautstarken Aufforderung »Runter, Peabody!« machte er einen Satz nach vorn.
    Erst sehr viel später begriff ich den ausgesprochen heldenhaften Mut hinter dieser Geste. Sie dokumentierte die berechnende Entschlossenheit, Geoffreys Pistolenmündung von mir und seinem Sohn abzuwenden. Emerson war klar, daß Ramses eher einen Angriff riskiert als zugesehen hätte, wie ich kaltblütig niedergeschossen wurde, und auf diese Entfernung hätte Geoffrey auch ihn nicht verfehlt.
    Wir alle reagierten exakt so, wie mein werter Gatte es vorausgeahnt hatte. Die Kugel sauste über meinen Kopf hinweg, da ich mich auf den Boden fallen ließ. Ich hörte Emersons Aufschrei und Nefrets Kreischen; ich sah, daß Ramses sich auf Geoffrey stürzte, ihm die Waffe entriß und ihm gleichzeitig einen schmerzhaften Kinnhaken verpaßte.
    Geoffrey taumelte zurück. Er war dem Rand des Schachts gefährlich nahe gekommen; ein letzter Schritt und er verlor das Gleichgewicht. Für Sekundenbruchteile nahm ich sein Gesicht wahr, den zu einem lautlosen Entsetzensschrei aufgerissenen Mund und seine hektisch in der Luft rudernden Arme. Im gleichen Augenblick warf sich Ramses flach auf den Boden und tastete sich vor.
    Die Zeit schien stillzustehen. Als die aufgewirbelte Sandwolke sich über Ramses’ dunklen Schopf und sein verschwitztes Hemd senkte, sah ich, daß seine Arme und sein Oberkörper im Schacht verschwunden waren. Seine Hände umklammerten Geoffreys rechtes Handgelenk. Diese Umklammerung war das einzige, was die erbärmliche Kreatur noch von ihrem gräßlichen Tod trennte. Die Wände des Schachts waren zu glatt, als daß seine Füße Halt gefunden hätten. Er schien bewußtlos zu sein, denn er hing reglos und mit schlaff herabhängendem Kopf in der Tiefe.
    Emersons Fluchen zerstreute meine schlimmste Befürchtung. Doch eine andere war beinahe ebenso gräßlich, da mich der Eindruck beschlich, daß Ramses die Balance verlieren würde, sobald er versuchte, zurückzukriechen, geschweige denn, sich und Geoffrey aus dem Schacht herauszumanövrieren. Ich packte ihn an seinem Gürtel und schrie um Hilfe.
    Diese stand schon bereit. Aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse und meiner übersteigerten Erregung hatte ich nicht bemerkt, daß David und Selim mir zur Seite geeilt waren. Mit einem entsetzten Aufschrei umklammerte unser junger Rais Ramses’ Beine und versuchte ihn zurückzuzerren. David legte sich flach auf den Boden und griff in die Tiefe. »Geoffrey! Reich mir deine andere Hand«, rief er.
    Geoffrey hob den Kopf. Er war nicht in Ohnmacht gefallen, sondern konzentriert und bei vollem Bewußtsein. Seine Rettung befand sich in Reichweite. Der Mann, den er umzubringen versucht hatte, hielt ihn fest, und die Hand des Menschen, dem er so übel mitgespielt hatte, streckte sich ihm hilfsbereit entgegen.
    Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. Er hob seinen freien Arm; doch statt Davids Hand zu packen, bohrte er seine Nägel brutal in Ramses’ weiß hervortretende Fingerknöchel und entwand sich dessen Umklammerung. Der finstere Schacht verschlang ihn wie der Schlund eines Ungeheuers, und sein Schrei erstarb in einem gräßlichen Knirschen., Erschauernd sank ich auf die Knie. Eine weniger couragierte Frau hätte vermutlich in dieser Position verharrt und dem Allmächtigen gedankt, aber ich vergeude keine Zeit auf ein Gebet, wenn ich mich um drängendere Angelegenheiten kümmern muß. Ich eilte zu Emerson. Er war zwar blutüberströmt, aber auf den Beinen, und Nefret versuchte, ihn zu stützen. Sanft schob er sie beiseite.
    »Nur ein kleiner Kratzer, Peabody. Hat mich allerdings flachgelegt, verflucht. Ist Ramses –«
    »Unverletzt«, erwiderte Ramses. Er und David hatten sich zu uns gesellt. Beide waren blaß,

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