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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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noch? Maude ist tot, du hast die Frau geheiratet, die ich begehrte, und er hat genug manipuliertes Beweismaterial gegen mich, um mich an den Galgen zu bringen. Dennoch werde ich keinen Menschen kaltblütig erschießen.«
    Aufrichtigkeit – die Aufrichtigkeit eines rechtschaffenen, ziemlich törichten Mannes – klang aus jedem seiner Worte. Falls er die Wahrheit gesagt hatte, und dessen war ich mir sicher, bedeutete das, daß die gegen ihn sprechenden Beweise von jemandem manipuliert worden waren, ebenso wie seine Handlungen und Überzeugungen. Die Liste der von mir Verdächtigten schrumpfte schlagartig zusammen.
    Und jetzt erkannte dieses Individuum, daß sein Plan ins Wanken geriet, weil er nicht reflektiert hatte, wie weit die Grenzen eines Ehrenmannes gesteckt sind. Er durfte nicht tatenlos zusehen, wie der absurde Faustkampf seinen Lauf nahm; Jack würde verlieren, da Ramses nicht wie ein Ehrenmann kämpfte, und im Zuge eines Verhörs (unter Berücksichtigung der besonderen Methoden meines Gatten) würde Reynolds den tatsächlichen Übeltäter preisgeben.
    Er mußte umgehend handeln, und das tat er auch. Er hatte die Hände in den Taschen; schlagartig riß er den Revolver hoch und zielte mit der für ihn charakteristischen, eiskalten Berechnung auf den einzigen Bewaffneten. Die Kugel traf den armen, fassungslosen Jack am Oberschenkel; er ließ sein Gewehr fallen und brach im Sand zusammen. Ramses, der zum Sprung angesetzt hatte, blieb abrupt stehen, da der Pistolenlauf umschwenkte, allerdings nicht in seine, sondern in meine Richtung. »Mach dir nicht die Mühe, deine kleine Schreckschuß pistole hervorzuzaubern, Tante Amelia«, versetzte Geoffrey. »Und ihr anderen rührt euch nicht von der Stelle.
    Bevor ihr mich erreicht, habe ich mindestens drei von euch umgelegt, und sie wird die erste sein.«
    »Dann wirst du bei mir anfangen müssen«, erwiderte Nefret mit leiser, sachlicher Stimme. »Ich werde sehen, was ich für Jack tun kann.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst«, murmelte ihr Ehemann unschlüssig. »Aber rühr die Waffe nicht an.« »So unvernünftig würde sie nie sein«, meldete sich Ramses zu Wort. »Du könntest und würdest abfeuern, bevor sie den Revolver überhaupt erreicht hätte. Du hast soeben bewiesen, daß du ein hervorragender Schütze bist und daß dein Abscheu vor Waffen Teil der Fassade war, die du uns und allen anderen vorgegaukelt hast. Es war eine meisterhafte Darbietung.«
    »Aus deinem Mund klingt das in der Tat wie ein Kompliment«, erwiderte Geoffrey. »Ich habe schon einige Geschichten über deine Fähigkeiten in der Kunst der Verstellung gehört. Aber du bist mir bereits auf die Schliche gekommen, nicht wahr? Hast du zufällig gestern abend die Kugeln aus meiner Pistole entfernt, während ich heimlich das Haus verlassen hatte, um Jack anzuraten, sich rar zu machen? Keine schlechte Idee, trotzdem hast du mich unterschätzt, falls du damit rechnetest, daß ich die Waffe nicht überprüfen würde. Ich ersetzte die Munition aus Jacks Vorrat, als ich heute morgen sein Haus aufsuchte.« Währenddessen nahm ich eine Bestandsaufnahme unserer derzeitigen Lage vor. Sie war alles andere als ermutigend. Nefret kniete neben Jack, der zwischen uns und dem Eingang zur Substruktur kauerte. Mit geballten Fäusten und bedrohlich zusammengezogenen Brauen stand Emerson gut und gerne drei Meter entfernt von mir, Lia und David befanden sich hinter ihm. Ramses stand als einziger nahe genug, um Geoffrey gefährlich werden zu können, aber aus Angst um mich wagte er keine Bewegung. Ich wußte, daß er trotz seines unbeteiligten Gesichtsausdrucks eiskalt kalkulierte und überlegte, wie er das Blatt zu unseren Gunsten wenden könnte. Er blickte zu seinem Vater und dann erneut zu Geoffrey.
    »Ich habe dich unterschätzt«, gestand er.
    »Das zeigt nur, wie irreführend die menschliche Physiognomie sein kann«, erwiderte Geoffrey mit seinem anziehenden, jungenhaften Grinsen. »Ich sehe aus wie ein Ästhet, nicht wahr? In meiner Jugend versuchte ich den Anforderungen meiner Familie gerecht zu werden, aber es war vergebens. Ich konnte noch so gut jagen, schießen oder reiten, dennoch machte sich mein alter Herr lustig über meine Statur und meine weichen, mädchenhaften Züge. Daraufhin beschloß ich, meinen eigenen Weg zu gehen und aus meinen Defiziten Kapital zu schlagen. Das funktionierte recht gut, bis ihr mir in die Quere kamt. Sicherlich könnt ihr verstehen, warum ich es genießen werde, möglichst

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