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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sein.«
    »Hmmm, ja«, erwiderte Emerson. »Auch gut. Die Felsquader über die Treppe zu bergen dauert zwar länger, ist aber bei weitem nicht so gefährlich. Es tut mir leid, Selim, aber ich befürchte, daß eine weitere deiner Winden den Geist aufgegeben hat.«
    »Solange es keiner unserer Männer ist, Vater der Flü che.«
    »Treffend gesagt.« Emerson klopfte ihm auf die Schulter. »Kommt, wir wollen uns die Sache da unten einmal genauer anschauen.«
    »Hat das nicht Zeit bis morgen?« fragte ich.
    »Warum sollten wir warten? Es ist doch noch heller Tag.«
    Er hatte kaum die Hälfte der Strecke zwischen der Öffnung des Schachts und dem Eingang zur Treppe überwunden, als er abrupt stehenblieb – aus gutem Grund. Jack Reynolds hatte uns nicht in einem Hinterhalt aufgelauert. Er war die ganze Zeit hiergewesen und hatte sich am Fuße der in das Felsgewölbe gehauenen Treppe verborgen. Jetzt erhob er sich, staubig, mit hochrotem Gesicht, wutblitzenden Augen und angelegtem Gewehr.
    Es war auf Emerson gerichtet.
14. Kapitel
Man wird als Sahib geboren und nicht dazu gemacht. Der Kodex unserer Gesellschaftsschicht ist eindeutig: kompromißlose Ehrlichkeit, unerschütterlicher Mut, Respekt gegenüber den Frauen und anderen hilflosen Geschöpfen – und ein feinsinniges Ehrgefühl, wie es nur den Angelsachsen eigen ist.
    »Tu’s nicht, Emerson!« kreischte ich – denn ich hatte die plötzliche Anspannung seiner durchtrainierten Schultern wahrgenommen und wußte, daß er umgehend zum Angriff übergehen würde. »Versuche, vernünftig mit ihm zu reden!«
    Emerson erwiderte etwas, was ich nicht verstand – zweifellos handelte es sich um einen Fluch –, doch dann reagierte er auf Jacks bedrohliche Geste und wich langsam zurück, während der junge Mann näher kam. Schließlich blieb Jack stehen. »In Ordnung, Professor. Jetzt sind wir uns nahe genug, um uns nicht gegenseitig anschreien zu müssen. Ich habe eine trockene Kehle. Mein Wasservorrat hat sich schon vor einiger Zeit erschöpft.«
    Seine Stimme schnarrte, weil er durstig war, trotzdem klang er relativ vernünftig. Ich faßte mir ein Herz und bemerkte: »Jack, ich trage eine Wasserflasche bei mir. Wenn Sie erlauben –«
    »Nein danke, Ma’am. Erst wenn ich meine Rechnung mit Ramses beglichen habe.«
    »Ramses?« wiederholte ich. »Das kann nicht Ihr Ernst sein, Jack. Wir alle wissen von dem Schatz, und Ihr augenblicklich widersinniges Verhalten erhärtet unsere Theorie, wo er sich befinden muß. Sie bemühen sich vergeblich, wenn Sie die Substruktur jetzt noch verteidigen wollen. Sie können uns doch nicht alle töten.«
    »Würdest du die Güte besitzen und ihm nicht irgendwelche Flausen in den Kopf setzen, Peabody?« schnaubte Emerson.
    Jack runzelte die Stirn. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen, Mrs. Emerson. Kommen Sie nicht näher – das gilt auch für dich, Nefret. Ich will lediglich Ramses. Ansonsten möchte ich niemanden verletzen.«
    »Keiner von uns wird tatenlos zusehen, wenn du ihn erschießt, Jack«, hub Nefret an. »Bitte –«
    »Erschießen?« Ihm versagte die Stimme. »Glaubt ihr etwa, ich würde einen Unbewaffneten erschießen? Ich will lediglich eine ehrliche Auseinandersetzung.«
    Allmählich dämmerte mir die Wahrheit, doch diese war so entsetzlich, daß mein Verstand sie nicht wahrhaben wollte. Emerson reagierte als erster auf Jacks Äußerung. »Wenn Sie niemanden erschießen wollen, warum richten Sie dann die Waffe auf mich? Senken Sie sie, dann können wir alles besprechen.«
    »Sobald Sie mir Ihr Wort geben, daß Sie sich nicht einmischen. Ich will einen gerechten Kampf und nicht, daß sich alle gleichzeitig auf mich stürzen.«
    »Einen Augenblick, Vater«, warf Ramses ein, da Emerson wutschnaubend auf eine Antwort sann. »An was genau denkst du dabei, Reynolds? Sofern das eine Herausforderung sein soll, liegt die Wahl der Waffen bei mir.«
    »Verflucht, doch keine Waffen«, schnaubte Jack. »Ein Faustkampf reicht mir völlig.«
    »Mir auch«, erwiderte Ramses rasch.
    »Nein, Jack!« schrie Geoffrey. »Du kannst nicht gewinnen. Er kämpft nicht wie ein Gentleman!«
    »Halt dich aus der Sache raus, Geoff.« Jack strich sich mit seinem Ärmel über sein verschwitztes Gesicht. »Er hat Maude ermordet und will mir die Schuld in die Schuhe schieben, und wenn ich kann, werde ich ihn umbringen; aber das erledige ich mit meinen bloßen Händen in einem fairen Kampf. Falls er mich tötet … nun, welchen Sinn hat mein Leben denn

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