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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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habe.«
    »Ich weiß nicht, was du deiner Meinung nach getan hast. Aber das würde meine Liebe zu dir nicht beeinflussen.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch sie weinte nicht. »Bald schon werde ich mich besser fühlen. Das verspreche ich.«
    »Da bin ich mir ganz sicher. Möchtest du nicht – darf ich dich in die Schweiz begleiten?«
    Für Augenblicke schwieg sie. Dann murmelte sie wie zu sich selbst: »Ich muß den Anfang machen. Ansonsten verletze ich sie nur noch mehr.«
    Mein Mitgefühl – und selbstverständlich meine Neugier – quälten mich, dennoch hätte ich es nicht gewagt, sie zu bedrängen. Also wartete ich und hielt ihre Hand, bis sie nickte. »Es wäre schön, wenn du mitkommen würdest.«
    »Ich danke dir«, erwiderte ich tief berührt. »Was ist mit … den anderen? Emerson ist so besorgt um dich, daß er es nicht mehr mit ansehen kann. Ich glaube nicht, daß ich seine Temperamentsausbrüche noch lange ertrage.«
    Erneut lächelte sie. »Der Gute. Würde er denn seine Exkavation verlassen?«
    »Er würde das prachtvollste Grab von ganz Ägypten aufgeben, um bei dir sein zu können.«
    Ihre Lippen zitterten. »Wenn er das wirklich möchte …«
    Ich entschied, daß ich mein Glück besser nicht überstrapazierte, indem ich Ramses ins Gespräch brachte. Umgehend stürmte ich zu Emerson, um ihm die gute Nachricht mitzuteilen, und war selbst den Tränen nahe, als sein gramzerfurchtes Gesicht sich aufhellte.
    Während der vergangenen Woche hatte Emerson weder im Ausgrabungsgebiet gearbeitet noch die Felsquader entfernen lassen, die den Stollen blockierten. Gütiger Himmel, wir waren vollauf damit beschäftigt gewesen, Geoffreys Familie zu telegrafieren, die Vorkehrungen für ein stilles Begräbnis zu treffen und uns mit verschiedenen Regierungsbeamten sowie mit Mr. Russell von der Polizei auseinanderzusetzen. (Bei dieser Begegnung erklärte ich ihm unverblümt, daß Ramses niemals Polizist werden würde.) Der arme Jack Reynolds brauchte Trost und Betreuung, Karl von Bork mußte wieder auf den Pfad der Tugend gebracht werden. Die Vandergelts waren nach Kairo zurückgekehrt, als sie von der Tragödie erfuhren, und Katherine war mir eine wertvolle Hilfe hinsichtlich der beiden zuletzt genannten. So war es ihr Vorschlag, daß Karl die Verantwortung für Jack übernehmen sollte, und die Reaktion unseres deutschen Freundes bestärkte mich in der Hoffnung, daß das der rettende Anker für beide Männer war.
    Hinsichtlich Geoffreys Beerdigung möchte ich Stillschweigen wahren. Ich war dort, weil ich das als meine Christenpflicht ansah. Ramses begleitete mich als einziger aus unserer Familie. Ich hatte ihm erklärt, daß seine Anwesenheit nicht erforderlich sei, aber er kam trotzdem mit.
    Ich hatte keine Vorstellung, was ich mit Ramses anstellen sollte. »Laß ihn allein«, riet Emerson. »Laß mich allein«, war die unausgesprochene Botschaft, die mir auch Ramses überaus deutlich zu verstehen gab.
    Nachdem sich seine Besorgnis um Nefret etwas gelegt hatte, erklärte Emerson schließlich, daß er die Substruktur der Pyramide erforschen wolle. Mir gegenüber behauptete er, daß er das lediglich vorhabe, weil er hoffte, »Ramses damit auf andere Gedanken zu bringen«. Ich äußerte mich nicht zu seinen Motiven – jedenfalls nicht laut.
    Als wir an jenem Morgen nach Zawiet aufbrachen, war herrliches Wetter; in zarten Rosatönen kündigte sich im Osten der Sonnenaufgang an. Ein lauer Wind zerzauste Lias Haar. Alle waren mitgekommen – ausgenommen natürlich Nefret –, und sechs unserer vertrauenswürdigsten Männer erwarteten uns bereits. Nichts erinnerte mehr an das vergangene Drama; selbst die Blutspuren hatte der Wüstensand verweht.
    Als Selim sich zu uns gesellte, wußte ich aufgrund der auffälligen Nervosität des jungen Mannes sogleich, daß er Neuigkeiten für uns hatte.
    »Nun?« wollte mein Gatte wissen.
    »Oh, Vater der Flüche, alles ist vorbereitet. Wir haben das Geröll aus dem Tunnel entfernt und Reisigbesen mitgebracht.«
    »Emerson!« entfuhr es mir aufgebracht. »Wie konntest du nur?«
    »Aber, Peabody«, hub Emerson an.
    Aufgeregt mischten sich die anderen in unser Gespräch ein. Ich war erfreut, daß sogar Ramses auflebte. »Was hast du denn gesehen, Vater?« fragte er. »Reisigbesen? Wieso denn das?« wollte Lia wissen, und David ereiferte sich: »Ich dachte, der Durchgang wäre vollständig blockiert.« Selbstbewußt musterte Emerson mich. »Eigentlich ist es allein Selim zu

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