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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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verdanken. Nachdem er einige der gestürzten Felsquader tiefer in den Schacht manövriert hatte, fand er heraus, daß er sich in den weiteren Verlauf des Durchgangs zwängen konnte. Ich bat ihn, den Bereich vor der Grabkammer genauer zu inspizieren. Ich hatte bereits – äh – zufällig festgestellt, daß der Boden dort sehr uneben war. Die Oberfläche war staubig und voller Geröll, und es war zu finster für eine genaue Überprüfung, und ich – äh – hmhm.«
    »Warum hast du mir das nicht mitgeteilt?« versetzte ich ungehalten.
    »Weil du dann mit Sicherheit selbst dort unten herumgekrochen wärest«, konterte Emerson. »Und dann von einstürzendem Gestein zerquetscht oder lebendig begraben worden wärest. Ich wollte, daß der Schacht völlig geräumt wurde, bevor wir weitermachten, und dann – nun ja, du weißt selbst, was passiert ist. Ich bin mir immer noch nicht im klaren, ob wir die richtige Stelle gefunden haben.«
    »Dann sollten wir uns vergewissern«, kreischte ich, während ich in Richtung Treppe stürmte.
    Selbstverständlich bestand Emerson darauf, mich zu begleiten. Selim hatte einiges mehr geleistet, als lediglich einige Felsquader beiseite zu räumen; der Weg war frei, und wir erreichten problemlos den Gang, der in der sogenannten Grabkammer mündete. Dort angelangt, bemerkte auch ich, was Emersons geschultem Auge aufgefallen war. Nachdem das jahrtausendealte Geröll teilweise beseitigt worden war, sah man es eindeutig – die Oberfläche war leicht abgesunken und an mehreren Stellen von auffällig gleichmäßigen Rissen durchzogen.
    »Gib mir den Besen!« schrie ich und entriß ihn Selim.
    Meine energisch eingeleitete Reinigungsaktion des Bodens wirbelte eine solche Staubwolke auf, daß die anderen zurückwichen und ich einen Niesanfall erlitt. Den überflüssigen Rat meines Gatten befolgend, mäßigte ich meine Aktivitäten; und bald schon bewahrheitete sich Emersons Vermutung. Ein Teil des Felsgesteins war herausgefräst und durch kunstvoll eingelassene Steinquader ersetzt worden. Ursprünglich war dieser Kunstgriff nicht unterscheidbar von der naturgegebenen Oberfläche gewesen, doch der Zahn der Zeit hatte den Mörtel an einigen Stellen porös werden lassen.
    »Diesen hier hat er entfernt«, bemerkte Ramses und deutete auf einen der Steinquader. »Er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, den Mörtel zu ersetzen. Vater, soll ich …?«
    »Paß auf deine Hände auf«, brummte Emerson und reichte ihm ein kleines Brecheisen.
    Dieser Beweis väterlicher Zuneigung trieb mir die Tränen in die Augen – besser gesagt, weitere Tränen, da die staubige Luft dafür gesorgt hatte, daß wir alle wie Trauergäste weinten.
    Nach kurzer Zeit hatte Ramses den Stein entfernt. Emersons ausgesprochene – man sollte fast sagen, himmlische – Geduld hielt an. Normalerweise hätte er mit roher Gewalt jeden, einschließlich meiner Wenigkeit, beiseite geschoben, um eine solche Entdeckung als erster zu begutachten. Diesmal jedoch reichte er Ramses die Taschenlampe und trat einen Schritt zurück.
    Ramses lag flach auf dem Boden und richtete den Strahl der Taschenlampe ins Innere.
    »Was ist?« kreischte ich.
    Ramses blickte zu mir auf. Staub und Schweiß hatten sein Gesicht mit einer starren Maske überzogen. Im Bereich seiner Mundwinkel knirschte diese unmerklich. »Sieh selbst, Mutter. Neben mir ist noch genug Platz.«
    Während ich mich bäuchlings auf den Boden legte und in die Öffnung spähte, hielt er mit ruhiger Hand die Taschenlampe. Zunächst bemerkte ich lediglich ein chaotisches Gewirr aus verwinkelten, gerundeten, glatten und unebenen Konturen. Dann nahmen sie zu meiner Verblüffung Gestalt an. Es handelte sich um Alabaster- und Granitgefäße, die in einem merkwürdigen Rahmen aus zerfasertem Holz und Gewebe lagen – einem umgestürzten Bett oder einer Liege. Darunter befand sich eine weitere Holzoberfläche – ein Sarg, dachte ich, war mir allerdings nicht sicher. Ringsum verstreut lagen weitere Gegenstände.
    Überwältigt von meinen Eindrücken, ließ ich mir widerspruchslos von meinem Gatten aufhelfen, der daraufhin meinen Platz einnahm. Nachdem jeder, auch Selim, einen Blick riskiert hatte, meldete sich Emerson zu Wort. Aufgrund seiner Emotionen klang seine Stimme heiser, möglicherweise lag es aber auch am Staub, dennoch äußerte er sich so getragen wie ein Vortragsredner.
    »Wie ihr sicherlich festgestellt habt, befinden sich keine kleinen, tragbaren Gegenstände in Griffweite. Die

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