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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Kleidung; seine rechte Hand tastete nach einer Pistole, wurde aber im gleichen Augenblick von seinem Gegner gepackt, bei dem es sich – der werte Leser wird es unschwer erraten – um meinen Sohn handelte, der lediglich mit seiner bevorzugten Nachtwäsche, einer weiten Baumwollhose, bekleidet war. Geschmeidig wie eine Feder tänzelte Nefret mit gezücktem Messer um sie herum und wartete nur auf eine günstige Gelegenheit zum Einsatz ihrer Waffe. Fluchend sprang sie beiseite, als der Einbrecher Ramses zu Boden warf – geradewegs in das zerbrochene Glas. Allerdings lockerte dieser seine Umklammerung nicht, und die von ihm hervorgestoßenen Beschimpfungen wiesen ihn eindeutig als Sohn seines Vaters aus.
    »Aus dem Weg, Nefret«, brüllte Emerson. Er packte den Einbrecher am Mantelkragen, hob ihn in die Luft und entwand seiner zitternden Hand die Pistole. Blutüberströmt und keuchend richtete Ramses sich langsam auf. Als er wieder zu Atem gekommen war, galten seine ersten Worte Nefret.
    »Verflucht! Warum hast du ihn nicht verfolgt?«
    Emerson blickte von der reglosen, auf dem Teppich liegenden Gestalt zu dem zappelnden Bündel, das er auf Armeslänge von sich hielt. »Gab es noch einen weiteren?« wollte er wissen.
    »Ja«, stieß Nefret hervor. »Ich habe ihn nicht verfolgt, weil ich dachte, daß Ramses vermutlich Unterstützung bei den beiden anderen brauchen würde. Ich Dummkopf! Bitte verzeih mir!«
    »Verflucht, er hat den Skarabäus an sich genommen!« »Bist du sicher?« fragte ich, während Emerson abwesend den Einbrecher schüttelte und Nefret ihren Bruder fixierte.
    »Ja«, erwiderte Ramses. »Als ich Licht machte, hatte dieser Bursche ihn bereits in der Hand. Sobald ich auf ihn losging, warf er ihn dem dritten Halunken zu, der meiner Ansicht nach völlig kopflos war, denn er spurtete geradewegs durch die verschlossenen Terrassentüren.«
    »Was hat dieser hier gemacht?« fragte Emerson interessiert und deutete auf den am Boden liegenden Einbrecher.
    »Er versuchte sich einzumischen«, entgegnete sein Sohn.
    »Wie ich sehe, hatte auch er eine Pistole«, bemerkte Emerson. »Du kannst sie ruhig aufheben, meine liebe Peabody; zweifellos ist er nicht in der Lage, sie zu benutzen, trotzdem kann Vorsicht nie schaden. Ramses, entschuldige dich bei deiner Schwester.«
    »Entschuldigung«, murmelte Ramses.
    »Wenn ich darüber nachdenke, fühle ich mich recht geschmeichelt«, erwiderte Nefret in einem ihrer plötzlichen Stimmungswechsel, die manche Leute so reizend fanden (andere wiederum zum Verzweifeln). Sie eilte zu Ramses und kreischte kurz auf, weil sie in eine Glasscherbe getreten hatte.
    Emerson hob Nefret mit seinem freien Arm auf und bugsierte sie auf einen Stuhl. »Paß auf, wo du hintrittst, Ramses, du trägst ebenfalls keine Hausschuhe. Jetzt ist es zu spät, den Flüchtenden zu verfolgen. Ich vermute allerdings, daß uns dieser Gentleman mit Vergnügen alles Wissenswerte berichtet.«
    Er grinste den Einbrecher, einen stämmigen Burschen, freundlich an und hielt ihn weiterhin am Kragen gepackt, als wäre er so leicht wie ein Kind. Mittlerweile war das gesamte Haus aufgewacht, und eine ganze Anzahl von Bediensteten scharrte sich um uns, brüllte Fragen und drohte mit den unterschiedlichsten Mordwaffen. Verzweifelt musterte der Einbrecher Emerson, der mit bloßem, durchtrainiertem Oberkörper vor ihm stand – den mit seinem Knüppel bewaffneten Gargery – Selim, der ein noch längeres Messer als Nefret gezückt hatte – verschiedene Diener, die mit Schürhaken, Äxten und Fleischklopfern ausgestattet waren – und die hünenhafte Gestalt Daouds, der sich ihm unaufhaltsam näherte. »Verflucht, das ist ja eine ganze Armee!« stieß er hervor. »Dieser verlogene Bastard sagte doch, daß Sie irgendein Professor sind!«
    Als wir alles geklärt hatten, dämmerte bereits der Morgen. Ich hatte gut und gern zwanzig Minuten damit zugebracht, alle Glassplitter aus Ramses’ Rücken und Nefrets Füßen zu entfernen, und ich bezweifelte, daß sich die Blutflecken jemals wieder aus dem Teppich beseitigen ließen. Die beiden Einbrecher wurden von unserer örtlichen Polizeidienststelle abgeführt. Der auf dem Boden liegende Mann war zwar wieder bei Bewußtsein, bestand jedoch jammernd darauf, daß er nicht laufen könne und auf einer Bahre transportiert werden müsse. Er schien ziemlich übel zugerichtet.
    Der andere Eindringling hatte zwar seine Bereitschaft zur Kooperation signalisiert, konnte aber keinerlei

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