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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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darfst du raten«, entfuhr es Nefret. »An jenem Nachmittag im Savoy habe ich gegenüber Jack Reynolds einen überaus eindeutigen Hinweis fallen lassen.«
    »Ja, aber das grenzt die Möglichkeiten beileibe nicht entsprechend ein«, erwiderte ihr Bruder aufgebracht. »Jack könnte deine Bemerkung gegenüber Dritten kolportiert haben. Vielleicht hat Mr. Renfrew doch nicht wie versprochen Stillschweigen gewahrt. Der Übeltäter war möglicherweise erneut bei Esdaile und erfuhr, daß wir dort waren und Fragen zu ›Mr. Todros‹ gestellt haben. Irgend jemand könnte eine Indiskretion begangen haben.«
    »Ich nicht«, erwiderte Nefret ungehalten. »Du behauptest immer, ich könne meine Zunge nicht im Zaum halten. Das ist ungerecht.«
    Ramses warf seiner Schwester einen mißfälligen Blick zu und nickte dann. »So langsam bekommen wir doch ein Bild von dem Burschen, oder nicht? Falls er kein Ägyptologe ist, verfügt er jedenfalls über außerordentliche Kenntnisse; handelt es sich bei ihm nicht um den Künstler, dann hat er zumindest Kontakte in diese Richtung. Er ist verflucht gut informiert über unsere Gepflogenheiten, unser Umfeld und unseren Bekanntenkreis. Keiner der von ihm aufgesuchten Händler kannte David persönlich, er jedoch kennt David gut genug, um gewisse Charakteristika nachzuahmen, einschließlich Davids Vorliebe für den Gebrauch der englischen Sprache, obwohl ihm Deutsch, Französisch und Arabisch ebenfalls geläufig sind.«
    »Er ist ein Meister der Verstellung«, pflichtete ihm Nefret bei.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Ramses. »Es gehört nicht viel dazu, die Gesichtsfarbe zu verändern, einen Bart anzukleben und einen Turban aufzusetzen.«
    Ein besonders heftiges Schlingern des Dampfers versetzte die Öllampe erneut in Schwingungen. Das Spiel von Licht und Schatten verwandelte Emersons wutverzerrtes Gesicht in eine diabolische Maske. Ich wußte, was – oder besser gesagt: an wen – er dachte. Niemand anderem als dem Meisterverbrecher gelang es, daß Emerson sich in einen solch unbändigen Zorn hineinsteigerte.
    Seinen richtigen Namen und seine wahre Identität hatten wir nie erfahren. Er war ein Meister der Verstellung und der intelligenteste Verbrecher, dem wir jemals begegnet waren. Jahrelang hatte dieses kriminelle Genie in der frevelhaften Unterwelt des Antiquitätenschmuggels und der Kunstfälschungen regiert. Er hatte sämtliche von Ramses erwähnte Charakteristika – und einige weitere, ebenso verachtenswerte –, einen morbiden Sinn für Humor und, wie er mir irgendwann einmal anvertraute, die weltweit besten Fälscher an der Hand.
    »Heraus damit, Emerson«, drängte ich. »Du verdächtigst Sethos, nicht wahr?«
    »Nein«, erwiderte Emerson.
    »Du verdächtigst ihn ständig. Gib es zu. Tu deinen Gefühlen keinen Zwang an; sonst wird alles nur schlimmer und dann –«
    »Ich verdächtige ihn aber nicht. Du etwa?«
    »Nein, in diesem Fall nicht. Er hat mir geschworen, daß er mir und meinen Lieben niemals etwas antun würde –«
    »Werde jetzt bitte nicht rührselig«, schnaubte Emerson. »Du bist vielleicht so töricht, die Beteuerungen dieses Halunken hinsichtlich seiner edelmütigen und unerwiderten Leidenschaft für bare Münze zu nehmen, aber ich weiß es besser. Zum Teufel, Peabody, warum mußtest du ihn ins Spiel bringen? Mit dieser Sache kann er nichts zu tun haben.«
    »Da stimme ich dir zu, Sir«, warf Ramses ein.
    »Ach ja, tatsächlich? Darf ich fragen warum? Und«, fügte Emerson hinzu, »ich darf dich darum bitten, nicht die alberne Schönfärberei zu übernehmen, die deine Mutter bei diesem charakterlosen Verbrecher betreibt.«
    »Nein, Sir. Ein Mann, der eine ältere amerikanische Dame und einen blasierten, jungen englischen Aristokraten zu verkörpern weiß, würde niemals zu einer so plumpen Tarnung wie dieser greifen. Er wäre als Howard Carter oder als Wallis Budge aufgetreten – vielleicht aber auch als Professor Radcliffe Emerson.«
3. Kapitel
Ich zog mein Schwert und schlitzte dem Burschen den Arm auf. Schreiend und blutüberströmt rannte er davon. Das Mädchen fiel vor mir auf die Knie. »Allah sei mit dir, Effendi«, flüsterte sie und drückte ihre Lippen auf meine staubigen Stiefel. Sanft zog ich sie hoch …
    Noch vor Sonnenaufgang trafen wir in Alexandria ein, doch aufgrund der in den arabischen Ländern üblichen Langsamkeit war das Mittagessen längst vorüber, als die Passagiere mitsamt ihrem Gepäck von Bord gingen. Im Hafen wimmelte es von

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