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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Liebste, hoffe ich, daß Du David meine sämtlichen Geständnisse nicht anvertraust. Weißt Du (natürlich weißt Du das), daß Du die erste und einzige Frau bist, die ich jemals zur Freundin hatte? Tante Amelia und ich stehen uns zwar sehr nahe, aber manche Dinge würde sie einfach nicht verstehen. Liebe Lia, bereite Dich also auf eine Flut von Briefen vor. Einige werden Dich auf Eurer Reise vielleicht nie erreichen, trotzdem ist das Schreiben ein kleiner Ersatz für die vielen langen Gespräche, die wir sonst führen.
    Du wirst nie erraten, wen Ramses und ich letzte Woche in London getroffen haben – Maude Reynolds und ihren Bruder Jack – erinnerst Du Dich noch? Die Amerikaner, die im letzten Jahr mit Reisner zusammen waren.
    Nach den üblichen Floskeln wie »Welch eine Überraschung!« und »Was hat euch denn nach London verschlagen?« machte ich sie miteinander bekannt. Ramses versuchte sich sogleich als Unscheinbarkeit in Person, wie immer, wenn er unverdächtig und harmlos erscheinen will. Natürlich absolut erfolglos, zumindest bei Frauen. Maude plauderte und flirtete ungehemmt mit ihm. Es schien ihm zu gefallen, denn er lächelte sie tatsächlich an.
    Vielleicht hat sein Lächeln eine solche Wirkung, weil er normalerweise so ernst ist. Hätte Maude nicht gesessen, wäre sie zu Boden gesunken.
    Auf seine kauzige Art ist Jack ein recht netter Bursche.
    Wenn er nur nicht alle Frauen so freundlich-herablassend behandelte wie seine hirnlose Schwester! Er erklärte uns, daß er und Maude eine Europareise unternähmen, bevor sie die Wintersaison erneut in Kairo verbringen wollten. Wir nahmen den Tee mit ihnen im Savoy ein, wo sie logierten. Maude war einfach entzückend mit ihren langen schwarzen Locken, den riesigen braunen Augen und den rosigen Pausbäckchen. »Unsinn!« wirst Du jetzt sagen. Sicher, ich gebe es zu – ich habe immer schon wohlproportionierte Mädchen mit gesunder Gesichtsfarbe beneidet – schließlich sind nicht nur Maudes Wangen rundlich! Ich bin einfach zu dünn und habe keinen Busen und weiß einfach nicht, wie ich entzückend aussehen soll! Hatürlich haben sie sich auch nach Dir und David erkundigt.

    Esdailes Enthüllungen lieferten ein weiteres Problem bei unserer Suche nach dem Fälscher. Ramses drängte nach wie vor darauf, daß wir die Sache publik machen sollten, aber selbst er mußte zugeben, daß es entsetzlich gewesen wäre, wenn David über Dritte von dieser Sache erfahren hätte – eine logische Konsequenz, sofern die Geschichte an die Öffentlichkeit drang. Nefret, die seine Meinung vertrat, ließ sich von diesem Argument überzeugen, obwohl es ihr nicht behagte. Einige einleitende Nachforschungen wurden erforderlich; wir konnten nicht jeden Händler und Privatsammler in ganz Europa aufsuchen. Emerson und ich diskutierten noch über eine sinnvolle Vorgehensweise, als Ramses plötzlich verschwunden war. Daraufhin zur Rede gestellt, gestand Nefret, daß sie wüßte, wo er sich aufhielte, und daß er weder etwas Ungesetzliches noch Gefährliches vorhabe; alle weiteren Fragen wies sie höflich zurück.
    Zwei Tage später tauchte er so plötzlich, wie er verschwunden war, wieder auf und reagierte auf unsere aufgebrachten Fragen, indem er uns einen Stapel Telegramme überreichte. Ein Blick auf eines der Telegramme erklärte alles. Es war an einen Mr. Hiram Applegarth im Savoy Hotel adressiert und lautete: HABE VOR KURZEM VON UNTADELIGER QUELLE ZWEI HERVORRAGENDE SKARABÄEN ERWORBEN STOP ERWARTE IHREN BESUCH.
    Emerson, der die Telegramme überflog, fluchte ununterbrochen und endete mit einem lautstarken »Hölle und Verdammnis! Hast du jedem europäischen Antiquitätenhändler ein Telegramm geschickt? Das muß doch ein Vermögen gekostet haben. Und war es unbedingt erforderlich, im Savoy zu logieren?«
    »Es war unumgänglich, den Eindruck von Reichtum zu suggerieren«, erklärte Ramses. »Ich mußte ihnen eine Antwortadresse nennen, und unsere eigene wäre doch wohl kaum in Frage gekommen.«
    »Da du weder deinen Vater noch mich um Geld gebeten hast, hast du vermutlich Nefrets dafür verwendet«, bemerkte ich.
    »Es ist nicht mein Geld«, ereiferte sich Nefret, bevor Ramses antworten konnte. »Es gehört uns allen. Ihm, euch, David, Lia. Wir sind doch eine Familie, oder etwa nicht? Ich habe euch immer gesagt –«
    »Ja, mein Schatz, das hast du.« Ich musterte meinen Sohn, der meinem Blick mit extrem rätselhaftem Gesichtsausdruck begegnete. Als Nefret sagte: »Was mir gehört,

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