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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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überwache ich die Ausgrabungen auf den westlichen Begräbnisfeldern, die, wie Sie wissen –«
    »Ja, das wissen wir«, unterbrach ihn Emerson. »Hallo, von Bork. Habe Ihren Artikel in einer Zeitschrift gelesen. Törichter Unfug, wissen Sie, was Sie von den frühen königlichen Grabstätten in Sakkara behauptet haben.«
    »Ach ja? Aber, Professor, die Monumente von Abydos –«
    Ich fuhr Emerson mitten in seiner aufgebrachten Kritik ins Wort. »Karl, Sie sollten nicht ohne Kopfbedeckung in der Sonne herumstehen; setzen Sie sofort Ihren Helm wieder auf. Wie geht es Mary? Und den Kindern? Sie haben drei, nicht wahr? Oder waren es vier?«
    Ich hätte mich besser nicht danach erkundigt; Karl zog ein dickes Bündel mit Schnappschüssen aus seiner Brusttasche. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich alle begutachtet hatte, da er jedes Foto mit einer detaillierten Schilderung der Schönheit, Intelligenz und der Kinderkrankheiten des jeweils abgelichteten Sprößlings untermalte. Es freute mich, zu hören, daß Mary von der Krankheit völlig genesen war, die sie sich Jahre zuvor zugezogen hatte. Ich hatte sie schon immer sehr gemocht; während des Baskerville-Falles hatte sie als Künstlerin für uns gearbeitet, und ihre Eheschließung mit Karl gehörte zu den wenigen angenehmen Erinnerungen an diese unselige Geschichte.
    Eine Weile gelang es Emerson, seine Langeweile zu überspielen – wie die meisten Männer interessiert er sich wenig für Kinder, sofern es nicht seine eigenen sind –, doch schließlich unterbrach er unser Gespräch mit einer Frage zur gegenwärtigen Exkavationssaison. Karl wollte wissen, wo wir arbeiteten, zeigte sich überrascht, daß wir kein interessanteres Gebiet ausgewählt hatten, und bot sich an, uns seine neue Mastaba zu zeigen.
    »Heute nicht«, erwiderte ich entschieden. »Nein, Emerson, das ist mein voller Ernst. Wir müssen weiter, wenn wir Nefret und Ramses pünktlich treffen wollen.«
    »Ach ja, verzeihen Sie, ich habe ganz vergessen, Sie danach zu fragen. Sind sie gesund, das schöne Mädchen und der kleine Ramses?«
    »So klein ist er nun auch nicht mehr.« Ich lachte. »Danke der Nachfrage, Karl, den beiden geht es hervorragend. Ich werde Vorkehrungen für eine baldige Zusammenkunft treffen. Komm, Emerson!«
    Die Pyramiden sind kilometerweit zu sehen, und während wir in Richtung Süden ritten, folgte ihnen mein sehnsüchtiger Blick, bis mich Emerson, der meine diesbezüglichen Empfindungen nur zu gut kannte, recht ungehalten darauf hinwies, meine Aufmerksamkeit auf den Pfad zu lenken und nicht ständig über meine Schulter zurückzuspähen.
    »Wir sind fast da«, brüllte er und vollführte eine weit ausholende Geste.
    Ich fragte mich, worauf zum Teufel er eigentlich hinwies.
    Zu jenem Zeitpunkt war Zawiet el-Aryan eine der verlassensten archäologischen Stätten in Ägypten. Man könnte sie auch mit »langweilig« umschreiben. Die beiden Begriffe stehen in diesem Zusammenhang häufig als Synonyme, da lediglich die interessanten Gebiete von Touristen besucht werden. Kein Tourist kam jemals nach Zawiet el-Aryan.
    Irgendwie beschlich mich der Verdacht, daß das letztlich einer der Gründe gewesen war, warum Emerson sich für dieses Ausgrabungsgebiet entschieden hatte. Mein geschätzter Gatte ist beileibe nicht wählerisch in seinen Antipathien, doch abgesehen von gewissen Fachkollegen sind die Touristenströme sein größtes Ärgernis. Es war hoffnungslos, ihn darauf hinzuweisen (wie ich das unzählige Male getan hatte), daß viele dieser Besucher ein echtes, wenn auch laienhaftes Interesse an den Kunstschätzen hatten und daß ihr Informationsdefizit bedauerlich, aber nicht verachtenswert sei. Emersons Reaktion war kurz und bündig. »Verflucht, sie stehen mir im Weg.«
    In Zawiet el-Aryan würde ihm das mit Sicherheit nicht passieren.
    »Da ist sie«, verkündete er in feierlichem Ton. »Die Stufenpyramide.«
    Ich glaube, ich darf ungestraft behaupten, daß keine meiner Geschlechtsgenossinnen ihrem Gatten tiefer verbunden ist als ich. Als Mensch und als Ägyptologe ist Emerson einfach unübertroffen. Sobald mein Blick allerdings auf den formlosen Steinhaufen fiel, mußte ich mir auf die Lippe beißen, um ihn nicht anzuschreien. Überall lagen Steine und Mörtel verteilt. Die Überreste des verfluchten Monumentes bildeten lediglich einen niedrigen, gewölbten Hügel, dessen Gipfel vielleicht 12 Meter hoch war.
    »Gibt es unterirdische Gänge?« fragte ich erwartungsvoll.
    »Hmmm? Oh, ja.

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