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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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oder weitere Grabkammern.« Ich glaube, daß Jack Emersons Verhalten sonderbar fand, da er jedoch wenig Sinn für Humor besaß, dämmerte es ihm nicht. Geoffrey verzog das Gesicht, hütete sich jedoch zu lachen. »Soweit ich weiß, Professor, hat noch niemand in dem Schacht gegraben«, bemerkte er. »Unser Exkavationstrupp mit Sicherheit nicht.«
    »Gütiger Himmel«, schnaubte Emerson. »Wie ich Ihren Mut bewundere! Wenn das Füllmaterial – was auch immer es sein mag – in den Durchgang eingebrochen wäre, hätte es Sie bei lebendigem Leib begraben.«
    »Wir haben uns die meiste Zeit mit den Nebengräbern und der Außenfassade der Pyramide beschäftigt«, wandte Jack ein. Emersons übertriebener Sarkasmus ließ sich nicht mehr ignorieren; wütend nagte der junge Mann an seinem Schnurrbart.
    »Pah«, seufzte Emerson, dieses Spiels überdrüssig geworden. »Die veröffentlichten Berichte sind entsetzlich ungenau. Wo sind Reisners Feldaufzeichnungen?«
    Jack war sichtlich schockiert. »Ich weiß es nicht, Sir. Ich bin sicher, er würde sie Ihnen mit dem größten Vergnügen überlassen, aber ohne seine Erlaubnis kann ich – äh – könnte ich Sie Ihnen selbst dann nicht aushändigen, wenn ich über ihren Verbleib informiert wäre.«
    »Macht nichts«, brummte Emerson. »Ich werde ohnehin wieder ganz von vorn anfangen müssen.«
    »Emerson«, wandte ich ein. »Es ist schon spät.«
    »Ja ja. Nur noch eine Minute, Peabody.«
    Woraufhin er ohne jede weitere Vorwarnung behende auf den Geröllhaufen kletterte und einen kleineren Erdrutsch aus Kieseln und Bruchsteinen auslöste.
    »Gott im Himmel, seht euch das an!« entfuhr es Jack staunend. »Ich hätte nicht geglaubt, daß ein solcher Hüne von einem Mann so flink sein kann.«
    »Er übertrifft sämtliche um ihn rankenden Legenden«, meinte Geoffrey mit einem merkwürdig schiefen Lächeln. »Wußten Sie, Mrs. Emerson, daß ich die meisten über Ihren Gatten gehörten Geschichten anzweifelte, bevor ich den Professor persönlich kennenlernte?«
    »Die einzig unglaubwürdigen Geschichten beziehen sich auf seine magischen Kräfte«, erwiderte ich lachend. »Obwohl er bei Bedarf hervorragende Geisterbeschwörungen zelebriert. Was alles andere anbelangt, so ist es einfach unmöglich, im Zusammenhang mit Emerson zu übertreiben.«
    »Selbiges trifft auf Ihre gesamte Familie zu«, erwiderte Geoffrey höflich. »Sie sind in Ägypten ebenfalls zur Legende geworden, Mrs. Emerson, und bei Ramses wird es nicht mehr allzu lange dauern.«
    »Ich habe keine Vorstellung, wie Sie diesen Eindruck gewinnen konnten«, entgegnete ich. Allerdings hatte ich einen Verdacht. Maude mußte einige der absurden Geschichten kolportiert haben, die Nefret ihr erzählt hatte.
    Auf dem Gipfel angelangt, legte Emerson schützend eine Hand über seine Augen und ließ den Blick über die Umgebung schweifen. Seine überwältigende Statur zeichnete sich vor dem strahlendblauen Himmel ab, und sein schwarzes Haar schimmerte wie das Gefieder eines Raben. Ich fragte mich, was zum Teufel er mit seinem Helm angestellt hatte.
    »Was macht er da oben?« wollte Maude wissen.
    Ihr Bruder kicherte abfällig. »In deinem Spatzenhirn ist kein Platz für die Archäologie, nicht wahr? Wenn du die Ausführungen deines Bruders konzentriert verfolgt hättest, würde sich diese Frage erübrigen. Er sucht zugeschüttete Grabstätten. Manchmal deuten Schatten auf eine Bodenvertiefung oder ein Stück Mauerwerk hin. Allerdings wird er um diese Tageszeit nicht viel erkennen können. Die Sonne steht zu hoch.«
    Offensichtlich kam Emerson zu dem gleichen Schluß, denn er trat den Abstieg an. »Sei vorsichtig!« brüllte ich, als sich ein Stein unter seinem Fuß löste und zu Boden prallte. Geoffrey flüsterte Jack irgend etwas zu, woraufhin dieser rief: »Auf der anderen Seite kommen Sie leichter wieder herunter, Professor.«
    Diesen Vorschlag hatte ich ihm gerade machen wollen. Der Abstieg war gefährlicher als der Aufstieg, da ein falscher Schritt den Kletterer kopfüber in den Abgrund befördert hätte, und das ohne die geringste Hoffnung, sich vor dem Aufprall auf den felsigen Boden schützen zu können. Auf der Ostseite war das Gestein immer noch so beschaffen, daß es wie eine improvisierte Treppe wirkte. Emerson griff Jacks Vorschlag auf und tastete sich ein Stück entlang des Felsgesteins, bis er schließlich seinen Abstieg fortsetzte. Er befand sich ungefähr sechs Meter über dem Boden und bewegte sich mit derselben

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