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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Verständnis, als wäre sie ein Teil seiner selbst. Trotzdem sah er keine Möglichkeit, diese Liebe zu erzwingen, schon gar nicht bei einem Menschen wie Nefret. Entweder traf es sie beide irgendwann wie ein Blitzstrahl oder auch nicht – das war so unvorhersehbar wie das Wetter. Schließlich schlief er ein.
5. Kapitel
Umgeben von angreifenden Schwertern, kämpfte ich weiter. Wäre da nicht das Mädchen gewesen …
    Meine Entscheidung, in ein größeres Haus umzuziehen, fiel keine Sekunde zu früh. Mittlerweile waren alle gereizter Stimmung. Einer ging dem anderen auf die Nerven. Horus ging ohnehin allen auf die Nerven, und das Eingesperrtsein – denn Nefret erlaubte ihm nicht, die belebten Straßen von Kairo zu durchstreifen – strapazierte sein Nervenkostüm. Emerson murrte und kam mir ständig mit irgendwelchen Ausflüchten, wenn ich ihn daran erinnerte, daß er seine Bücher zusammenpacken sollte, doch als ich Mahmud dazu anwies, war ihm das auch nicht recht; Ramses hatte dunkle Schatten unter den Augen und wandelte umher wie ein Gespenst; Nefret grübelte. Als ich sie fragte, ob sie wegen irgend etwas beunruhigt sei, erklärte sie, daß sie Lia und David vermisse.
    Nachdem wir erfahren hatten, daß sie erst nach Weihnachten zu uns stoßen würden, waren wir alle enttäuscht. David hatte das phantastische Angebot erhalten, auf Kreta an der Restaurierung der Fresken des Palastes von Knossos mitzuwirken. Er hatte sich schon immer für den minoischen Einfluß in der ägyptischen Kunst interessiert, und diese Einladung von Sir Arthur Evans, einem der renommiertesten Persönlichkeiten auf dem Sektor der Archäologie, war ein Tribut an Davids hervorragenden Ruf als erfahrener Kopist. Es war völlig klar, daß Lia ihm überallhin gefolgt wäre, solange sie nur bei ihm sein konnte.
    Meiner Ansicht nach war diese Nachricht allerdings nicht für Nefrets uncharakteristisches Verhalten verantwortlich. Sie war absolut nicht der Typ, der sich trübsinnigen Selbstbeobachtungen hingab. Bei einer ledigen jungen Dame fällt einem sogleich eine mögliche Erklärung für die nachdenkliche Geisteshaltung ein, und ich überlegte, ob vielleicht ein bestimmter junger Mann dahintersteckte. Jack Reynolds und Geoffrey Godwin waren die wahrscheinlichsten Kandidaten, dachte ich im stillen. Beide waren attraktiv, jung, wohlerzogen, gebildet und darüber hinaus Ägyptologen. Eine verständnisvolle Mutter oder, wie in meinem Fall, ein Adoptivelternteil, hätte eigentlich keiner weiteren Erklärung bedurft.
    Allerdings erkannte ich bei genauerer Beobachtung, daß Nefret etwas anderes bedrückte und daß ihr keiner der beiden Männer hundertprozentig zusagte. Ihr Verhalten gegenüber Geoffrey war zwar liebenswürdiger als ihr ungezwungen scherzhafter Umgang mit dem lebenslustigen jungen Amerikaner, doch dieser gewisse Blick … ich bemerkte ihn nicht – und in solchen Dingen irre ich mich nur selten.
    Ein Rätsel wurde schließlich gelöst, als uns Ramses seine Begegnung mit dem Führer der jungen ägyptischen Partei schilderte.
    Wie gewohnt nahmen wir das Frühstück auf dem Oberdeck ein, und Emerson fluchte wie üblich über die schlechte Luft und den Gestank und den zunehmenden Schiffsverkehr. Ramses gesellte sich verspätet zu uns. Seine dunklen Augenringe wirkten an diesem Morgen besonders auffällig, so daß ich mich, auch wenn ich den jungen Leuten eine gewisse Privatsphäre zubillige, zu der Frage hinreißen ließ, was er in der Nacht getrieben habe.
    Es wäre weder korrekt noch gerechtfertigt, wenn ich behauptete, daß Ramses mich häufig anlog. Das brauchte er auch nicht; schon im zarten Kindesalter war er ein Spezialist in Sachen Doppeldeutigkeit gewesen, und diese Fähigkeit hatte er im Laufe der Zeit perfektioniert. Bei besagtem Frühstück erklärte er, daß er uns exakt an diesem Morgen hatte informieren wollen. Ich griff zum Salzstreuer und bat ihn, fortzufahren.
    Auch wenn seine Schilderung unzählige Fragen aufwarf, unterbrachen wir ihn nicht – ich nicht, weil ich wußte, daß es verlorene Liebesmüh war, Emerson nicht, weil er erst eine Tasse Kaffee getrunken hatte und noch nicht richtig wach war, Nefret nicht (meine unfehlbaren Instinkte hatten es mir bereits angedeutet), weil sie schon alles wußte.
    »Und du denkst, daß er die Wahrheit gesagt hat?« bemerkte Emerson, als Ramses geendet hatte. »Das erleichtert mich. Ich hatte schon geglaubt …«
    »Du auch, Professor?« entfuhr es Nefret.
    »Der Verdacht war zwar

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