Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Sache« aufgegeben hatte, dann war er weniger scharfsichtig als von Ramses angenommen. Dieses Thema hatte ohne Umschweife zu dem geführt, was Ramses wirklich am Herzen lag, und er hoffte, daß er seine Einstellung deutlich gemacht hatte. Er entschied, daß er auf die gesundheitsfördernde Wirkung des Schwimmens verzichten sollte, und nahm eine Droschke, die ihn direkt zu den Docks fuhr. Es bestand absolut kein Anlaß, seine Unternehmung noch länger geheimzuhalten. Am folgenden Tag würde er sowohl Nefret als auch seinen Eltern alles beichten.
    Der nächtliche Wachtposten sprang sofort auf, als er Ramses’ leises Rufen vernahm, und schob eine Planke über den Zwischenraum von Dock und Deck; er wirkte weder überrascht noch neugierig. Die Männer hatten sich an das merkwürdige Verhalten der Familie Emerson ge wöhnt.
    Ramses tastete sich durch den Gang zu seinem Zimmer. Er war todmüde und hatte seine natürliche Abwehrhaltung abgelegt, sobald er sich an Bord in Sicherheit wußte; als er jedoch seine Zimmertür öffnete und die schlanke Gestalt in seinem Bett bemerkte, war er so entsetzt, daß er beinahe laut aufgeschrien hätte.
    Sie hatte eine Lampe brennen lassen. Offenbar hatte sie sich an den einige Jahre zurückliegenden Vorfall erinnert, als sie ohne Vorwarnung in sein Zimmer eingedrungen war und er sie fast erwürgt hatte, bevor er sie erkannte.
    Nachdem er sich wieder gefaßt hatte, schlich er geräuschlos zum Bett und betrachtete sie.
    Die Fensterläden waren geschlossen, und es war stickig im Zimmer. Sie lag auf der Seite, das Gesicht zur Tür, eine Wange auf ihre Hand gebettet. Der Lichtschein vermittelte ihren feuchten Schläfenlocken einen intensiven Kupferton und verlieh ihren dichten Wimpern goldene Reflexe. Als Zugeständnis an das Schamgefühl seiner Mutter hatte sie ein Nachthemd übergestreift, falls man es als solches hätte bezeichnen können – es wirkte eher wie ein Brautkleid aus durchschimmernder weißer Seide mit Rüschen- und Spitzenbesatz.
    Ein stechender Schmerz in seinem Brustkorb erinnerte ihn daran, daß er schon eine ganze Weile den Atem anhielt. Langsam ausatmend, dachte er an eine besonders idiotische Bemerkung, die einer dieser Schwachköpfe von Offizieren im Turf Club zum besten gegeben hatte. »Man verhält sich gegenüber einer Dame nicht wie ein Schuft.«
    Der Umkehrschluß dieser Worte beschäftigte ihn schon seit Tagen. War es erlaubt, sich gegenüber einer Frau wie ein Schuft zu verhalten, wenn diese gar keine Dame war?
    Wie sah die genaue Definition für »Dame« aus und, in diesem Zusammenhang, für »schuftiges« Verhalten? Sich bei einer schlafenden Dame wie ein Schuft zu verhalten war vermutlich noch verwerflicher. Da ihm jedoch klar war, daß sie ihm ohnehin eine Standpauke halten würde, sobald sie aufwachte, erlaubte er sich zumindest einen kleinen Ausrutscher. Er beugte sich über sie, legte seine Handfläche auf ihre Schläfe und streichelte zärtlich ihre kupferfarbenen Locken.
    Sie riß die Augen auf.
    »Auf frischer Tat ertappt«, meinte sie.
    »Todsicher«, gestand Ramses.
    Er zog seine Hand weg und beobachtete, wie sie sich aufsetzte.
    »Ich mußte hierherkommen, um deine Nachricht zu finden«, meinte sie vorwurfsvoll. »Normalerweise hättest du sie unter meiner Tür durchschieben können.« Es hatte keinen Sinn, sie danach zu fragen, warum sie wirklich in sein Zimmer eingedrungen war. Etwas Derartiges machte sie häufiger, wenn sie eine plötzliche Eingebung hatte oder besorgt um ihn war.
    »Das war nicht dein erster nächtlicher Ausflug, nicht wahr?« wollte sie wissen.
    »Nein.«
    »Hast du ihn gefunden?«
    »Ja.«
    »Gott sei Dank. Du siehst müde aus. Warum legst du dich nicht einfach hin?«
    Sie rutschte in ihrem durchschimmernden, blütenweißen Nachtkleid zur Seite, um ihm Platz zu machen. »Nein«, erwiderte Ramses. »Nett von dir, aber … Was hast du eigentlich vor, Nefret? Willst du mich erst in Sicherheit wiegen, um mich dann herunterzuputzen? Bring es hinter dich, dann kann ich meine Wunden lecken und schlafen gehen.«
    »Ich will dir keine Vorwürfe machen. Ich verstehe, wa rum du mich nicht mitnehmen konntest.«
    »Tatsächlich?«
    »Tu nicht so erstaunt. Du weißt, daß auch ich vernünftig sein kann. Spar dir den ausführlichen Bericht für morgen früh auf; sag mir nur, ob Wardani zugegeben hat …
    gesagt hat, daß es David war, der …«
    Ihre riesigen, forschenden blauen Augen musterten ihn, als erwartete sie, daß er den Satz zu

Weitere Kostenlose Bücher