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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Zentimeter von Abu Rauwasch bis Gizeh und von Sakkara nach Abusir kenne?«
    Ich neige zwar zur Übertreibung, wenn ich Arabisch spreche – eine Angewohnheit, die ich von Emerson übernommen habe –, doch der Tenor meiner Aussage war korrekt.
    Mohammed schüttelte betrübt den Kopf. Er wußte, daß ihm eine Standpauke von Emerson drohte, wenn er mich nicht begleitete, und eine Schimpftirade von mir, sofern er weiterhin darauf beharrte. Die Standpauke lag noch in weiter Ferne, die Schimpftirade nicht. Von daher war seine Entscheidung keineswegs verwunderlich.
    »Nimm wenigstens deinen Schirm mit, Sitt.«
    Die englische Betonung des Wortes klang aus seinem Mund recht drollig. Mein Schirm wurde mittlerweile für eine Waffe mit ungeahnten magischen Kräften gehalten. Abgesehen von seinem psychologischen Effekt, kann man sich keinen nützlicheren Gegenstand vorstellen: er dient mir als Spazierstock, als Sonnenschutz und – da meine Schirme alle aus einer stabilen Stahlkonstruktion mit geschärfter Spitze bestehen – als Waffe. Ich versicherte Mohammed, daß ich vollbewaffnet aufbrechen würde.
    Dann vernahm ich ein leises Fauchen und bemerkte zwei funkelnde grüne Pupillen in der Dunkelheit. Kein Wunder, daß die arme Stute nervös war. Vermutlich war Horus die ganze Zeit über im Stall gewesen, hatte sich als vermeintlicher Löwe aufgespielt und sie aus der Fassung zu bringen versucht.
    »Wir beide sprechen uns später noch«, erklärte ich der Katze und führte mein Reitpferd aus dem Stall, bevor ich aufsaß.
    Es war ein herrlich klarer und ruhiger Morgen – ein hervorragender Tag für einen Pyramidenbesuch. Verärgerung hat einen unangenehmen Nebeneffekt auf den literarischen Stil; Phrasen wie »sich die Hände blutig arbeiten« und »sich für die Bedürfnisse anderer aufopfern« schossen mir durch den Kopf. Allerdings gehöre ich nicht zu den Menschen, die sich ihre Laune verderben lassen. Sobald ich auf meine abtrünnige Familie stieß, würde ich mit einigen klärenden Worten meinen Standpunkt vertreten; bis es soweit war, wollte ich jeden Augenblick genießen.
    Hätte ich zu den leicht zu kränkenden Menschen gezählt, hätte es mich ebenfalls verstimmt, was während meiner Abwesenheit auf der Ausgrabungsstätte passiert war. Nach unserem ersten Besuch hatte ich die Berichte von Signor Barsanti gesucht, die ich zuletzt bei Ramses gesehen hatte. Der Band befand sich nicht in den Bücherregalen im Salon; er lag weder auf dem Oberdeck noch auf Ramses’ Schreibtisch. Schließlich fand ich ihn unter einem der Sessel im Salon, und ich setzte mich sofort hin, um die Aufzeichnungen zu lesen, bevor sie erneut verschwanden.
    Meine Aufrichtigkeit zwingt mich zu dem Eingeständnis, daß die Pyramide wesentlich interessanter war als von mir zunächst angenommen. Wie Emerson sich scherzhaft auszudrücken pflegt, fasziniert mich das Innere einer Pyramide, weil es kindliche Phantasien an Höhlen und unterirdische Geheimgänge, Krypten und verborgene Schätze weckt. Meinetwegen kann er sich nach Herzenslust den Kopf zerbrechen über Baumethoden, fossilienhaltige Steinquader und frühgeschichtliche Statik; ich jedenfalls ziehe lange, dunkle und unterirdische Gänge allem anderen vor. Diese Pyramide schien vielversprechend, und ich glaubte keine Sekunde lang, daß Signor Barsanti sie entsprechend erforscht hatte.
    Ich war noch keine Meile geritten, als mir kein anderer als Geoffrey Godwin entgegengeschlendert kam. »Aber, Mrs. Emerson«, rief er und nahm seinen Tropenhelm ab. »Was für ein unverhofftes Vergnügen!« »Tatsächlich?«
    Ein schüchternes Lächeln glitt über sein Gesicht. »Ein Vergnügen, gewiß; unverhofft – nun, nicht ganz. Vor einer Weile bin ich zufällig den anderen begegnet. Sie sagten, daß sie auf dem Weg nach Zawiet el-Aryan seien und daß Sie vermutlich nachkämen, sobald Sie – äh –«
    »Feststellten, daß sie mir erwischt sind«, beendete ich seinen Satz. »Das stammte vermutlich von Emerson. Er hatte ganz recht. Ich befinde mich auf dem Weg dorthin, Mr. Godwin.«
    »Allein?«
    »Ja, warum nicht?«
    »Nichts spricht dagegen«, erwiderte er rasch. »Allerdings erscheint mir Ihre Stute etwas nervös.«
    »Ich weiß sie zu bändigen«, versicherte ich ihm, während ich die Zügel kürzer nahm, um den verfluchten Gaul davon abzuhalten, einen vorübertrottenden Esel zu treten.
    »Natürlich. Sehen Sie, Mrs. Emerson, ich wohne für ein paar Tage bei Jack und Maude; er arbeitet an einem Artikel, und

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