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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Maude ist in Kairo. Ich könnte mir eines der Pferde ausleihen und in wenigen Minuten wieder bei Ihnen sein.«
    »Das ist zwar nett gemeint, aber vollkommen unnötig«, versicherte ich ihm. »Schließlich bin ich keine Touristin.«
    Er grinste und trat schulterzuckend zurück. »Vermutlich wollen Sie umgehend zu den Pyramiden reiten.«
    »Vielleicht unternehme ich noch einen kleinen Abstecher zu Karl von Bork. Er ist doch heute dort, oder?«
    »Ja, Ma’am. Die Saison von Herrn Junker beginnt früher als unsere. Wenn Sie ganz sicher sind, daß Sie –«
    Mein Aufbruch war vielleicht etwas zu abrupt, doch seine Ausführungen nahmen kein Ende, und ich war in Eile.
    Karl arbeitete tatsächlich an einer der Mastaben auf den großen westlichen Grabfeldern, einem Gebiet, das den Deutschen zugewiesen worden war – um genau zu sein, sollte ich vielleicht besser sagen, »den Österreichern«. Herr Steindorff, der ursprüngliche Exkavator, war von Herrn Junker von der Wiener Universität ersetzt worden. An besagtem Tag war er nicht zugegen; statt dessen tauchte Karls strahlendes Gesicht aus einem der Löcher auf, und er bot sich an, mir das Grab zu zeigen. Auch wenn die Versuchung groß war (denn das Grab erschien mir überaus interessant), lehnte ich mit der Erklärung ab, daß ich auf dem Weg zu unserer Ausgrabungsstätte lediglich vorbeigekommen sei, um ihn zum Abendessen einzuladen. Natürlich nahm Karl dankend an. Dann erbot er sich, mich zu begleiten, und drängte sich so energisch auf, daß ich mich gezwungen sah, ihn ebenso abrupt wie Geoffrey zu verlassen.
    Also wirklich, diese Männer, dachte ich im stillen. Man sollte doch annehmen, daß ich in der Lage war, auf mich selbst aufzupassen.
    Meine Stimmung hob sich, während ich weiterritt und dem schmalen Pfad über das Felsplateau folgte. Sonne und Einsamkeit, Sandwehen und himmlische Ruhe! Der weite blaue Himmel über mir, der ausgebleichte Boden unter meinen Füßen! Als ich über die Besorgnis meiner beiden Freunde nachdachte, lachte ich laut auf. Hier war mein geistiges Zuhause, das Leben, das ich über alles liebte. Es bestand absolut kein Anlaß zu der Befürchtung, daß ich mich verirrte.
    Die Stute hatte sich beruhigt und ließ sich problemlos führen, bis jemand auf uns schoß.
    Beim ersten Schuß zuckte sie zusammen und wurde nervös; der zweite, der unmittelbar vor uns auftraf, ließ sie scheuen. Ich stürzte nicht, sondern saß ab. Zugegeben, das geschah in aller Eile. Schließlich ist es allemal vernünftiger, Deckung zu suchen, wenn man zur Zielscheibe auserkoren ist.
    Hinter einem Felskamm legte ich mich flach auf den Boden, beobachtete, wie meine treulose Stute in einer Staubwolke das Weite suchte, und überlegte meinen nächsten Schritt. Was sollte ich nur tun? Ich hatte mehr als die Hälfte der Strecke bewältigt und war schätzungsweise einen Kilometer von meinem Ziel entfernt – ein kurzer Spaziergang für eine durchtrainierte Frau wie mich, trotzdem hätte meine aufgerichtete Erscheinung ein hervorragendes Ziel abgegeben, und ich hatte keine Lust, auf allen vieren vorwärts zu robben. In meiner derzeitigen Lage zu verharren war vermutlich das Sicherste. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie lange ich dort aushalten mußte, bis jemand kam oder mein unsichtbarer Widersacher die Jagd einstellte. Einige Stunden unter sengender Sonne, und ich wäre so ausgetrocknet wie ein Nilschlammziegel. Wenn Emerson einmal buddelte, dann vermutlich bis zum Einbruch der Dunkelheit, und vielleicht nahm er den Rückweg entlang der Uferstraße und nicht den Wüstenpfad.
    Trotzdem bestand kein Grund zum Trübsalblasen. Ich war vollbewaffnet. Mein Schirm und mein Messer waren zwar nutzlos, solange ich dem Burschen nicht frontal gegenüberstand, aber ich hatte noch meine kleine Pistole. Ich hob den Kopf und peilte die Lage.
    Hinter mir erhoben sich die Silhouetten der Pyramiden von Gizeh vor dem azurblauen Himmel. Ich wußte, daß sich der Fluß etwas unterhalb von mir zu meiner Linken befand, doch aufgrund meiner geduckten Haltung konnte ich ihn nicht sehen. Eigentlich sah ich ohnehin nichts als typische Wüstenlandschaft – Sand, Geröll und Felsvorsprünge. Hinter einem solchen Felsen mußte mein Gegner auf der Lauer liegen. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel. Es war später, als ich gedacht hatte. Zeit zum Angriff!
    Ich zog die Pistole aus meiner Jackentasche und nahm meinen Tropenhelm ab. Letzteren stülpte ich über die Spitze meines zweckmäßigen Schirms

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