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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und hob diesen langsam. Das Ergebnis war überaus erfreulich. Ein weiterer Schuß detonierte. Rasch setzte ich mich auf und feuerte in die Richtung, aus der die Kugel (meiner Meinung nach) gekommen war. Als ich mich erneut flach auf den Boden werfen und vor dem gegnerischen Schuß in Deckung gehen wollte, bemerkte ich einen Reiter, der aus Gizeh in meine Richtung galoppierte. Welche Verwegenheit dieser Bursche doch an den Tag legte! Er gab die perfekte Zielscheibe ab, besser gesagt, er hätte es getan, wenn er nicht so rasch geritten wäre. Aus diesem Grund hatte ihn mein erster Schuß verfehlt, und bevor ich das zweite Mal abfeuern konnte, war er bereits nahe genug, daß ich ihn erkannte. Als er mich bemerkte, straffte er die Zügel, sprang aus dem Sattel, warf sich auf mich und riß mich zu Boden. Er war stärker, als ich aufgrund seiner schmächtigen Statur vermutet hatte; sein Gewicht lastete auf meinem Körper.
    »Also wirklich, Mr. Godwin«, bemerkte ich völlig außer Atem. »Ihre Unverfrorenheit ist empörend.«
    »Verzeihung, Ma’am.« Er errötete und verlagerte sein Gewicht in eine Haltung, die zwar etwas weniger intim war, meinen Aktionsradius aber genauso effektiv einschränkte. »Habe ich mich geirrt? Ich nahm an, daß diese Schüsse Ihnen galten.«
    »Ja, ich glaube, das stimmt. Ich schätze Ihren beherzten Versuch, mich mit Ihrem Körper schützen zu wollen, Mr. Godwin, aber in meinem Rücken befinden sich unzählige scharfkantige Steine. Vermutlich hat der Bursche ohnehin das Weite gesucht.«
    Eine Gewehrsalve unterbrach mich. Die Schüsse schienen ziellos und bereits aus beträchtlicher Entfernung abgefeuert zu werden, doch Mr. Godwins Beschützerinstinkt setzte seinen Verstand außer Kraft. Mit einem entsetzten Aufschrei warf er mich erneut zu Boden. »Verflucht!« zischte ich. »Der Schurke hat mit Sicherheit die Flucht ergriffen; ich höre Hufgetrappel … Gütiger Himmel. Gütiger Himmel! Stehen Sie auf, Mr. Godwin, bevor tatsächlich noch etwas Entsetzliches passiert.« Allerdings kam jede Warnung zu spät. Statt sich zu entfernen, näherten sich die Pferdehufe; sie verharrten;
    und über Mr. Godwins Schulter erhob sich ein zu einer gräßlichen Grimasse verzerrtes Gesicht mit gebleckten Zähnen, zornesroten Wangen und funkelnden Augen.
    Mr. Godwin schnellte aus der Horizontalen in die Vertikale.
    »Nein, Emerson, nicht!« kreischte ich. »Schlag ihn nicht! Du befindest dich in einem schrecklichen Irrtum!« »Tatsächlich?« Er hielt den jungen Mann am Kragen gepackt und in seiner ausholenden Bewegung inne. Allerdings blieb seine Hand zur Faust geballt.
    »Mr. Godwin wollte mich beschützen und nicht etwa angreifen.« Ich rappelte mich auf. Weitere Reiter näherten sich. Emersons Hengst Risha hatte alle aus dem Feld geschlagen.
    »Ach so«, meinte Emerson. »Bitte vielmals um Entschuldigung, Godwin.«
    »Setz ihn doch runter, Emerson«, warf ich ein. Emerson tat, wie ihm geheißen. Der junge Mann zerrte an seinem Hemdkragen und grinste tapfer. »Ist schon in Ordnung, Sir. Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, daß Sie einen falschen Eindruck bekommen. Jemand schoß auf Mrs. Emerson, und ich –«
    »Ja ja. Wir haben die Schüsse ebenfalls gehört und wollten der Angelegenheit auf den Grund gehen. Ich dachte mir schon, daß sie meiner Gattin galten. Ständig schießen die Leute auf sie.«
    Die anderen waren bei uns angelangt – Nefret auf Moonlight und Ramses auf Davids Stute Asfur. Nefret glitt aus dem Sattel und eilte zu mir. Ihr Anblick erinnerte Mr. Godwin an seine gute Kinderstube. Mit einer gemurmelten Entschuldigung riß er sich den Tropenhelm vom Kopf.
    »Reg dich nicht auf, Nefret, ich bin unverletzt«, versicherte ich ihr, als sie mich besorgt abtastete. »Aber Mr. Godwin scheint etwas abbekommen zu haben. Ist das etwa Blut an Ihrer Braue?«
    »Tatsächlich?« Er fuhr sich mit der Hand an den Kopf. »Oh. Ja, jetzt erinnere ich mich wieder; ich trug meinen Helm nicht, weil ich so überstürzt hierherritt. Vermutlich haben Sie den Burschen überhaupt nicht bemerkt, Mrs. Emerson – einen verschlagen wirkenden Einheimischen mit einem schwarzen Bart. Er war zu Pferd; er fiel mir während unserer Unterhaltung auf, denn ich fand es merkwürdig, daß er die ganze Zeit wartete und Ihnen schließlich folgte. Wie er Sie beobachtete, gefiel mir gar nicht …«
    Als er taumelte, wollte Emerson nach ihm greifen, doch er sank in Nefrets Arme. Sein Gewicht zog sie langsam, aber unausweichlich zu Boden,

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