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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dingfest gemacht hatte.
    »Schon möglich.«
    »Was ist mit diesem grotesken Franzosen, der ihr auf Schritt und Tritt folgt? Könnte er Sethos sein?«
    Ramses schüttelte den Kopf. »Zu offensichtlich. Ihm steht der Schurke quasi ins Gesicht geschrieben. Nein, Sethos würde vermutlich eher die Identität einer allseits bekannten Person annehmen – Clayton oder Woolley oder … Nicht Lawrence, er ist zu klein.«
    Sie gelangten an den Rand des Rotlichtbezirks. Zwei uniformierte Männer torkelten eingehakt und lautstark singend auf sie zu. Es war lange nach dem Zapfenstreich, und die Burschen würden zur Rechenschaft gezogen werden, sobald sie in ihre Kaserne zurückkehrten, doch einige davon ertrugen bereitwillig die Strafe für ihre Vergnügungen in den Bordellen und Wirtshäusern. Ramses und David traten beiseite, und als die Männer vorüberschwankten, vernahmen sie die rührselige, beiläufige Erwähnung irgendeiner lieben, alten Mutter. David wechselte ins Arabische über.
    »Warum fragst du den Professor nicht einfach, wen er verdächtigt?«
    »Das könnte ich tun«, räumte Ramses ein.
    »Es wird Zeit, dass du deine Eltern wie verantwortungsbewusste Erwachsene behandelst«, erwiderte David streng.
    Ramses grinste. »Wie stets sprichst du Worte der Weisheit. Wir müssen uns jetzt trennen, mein Bruder. Die Brücke liegt vor dir.«
    »Du lässt mich wissen –«
    »Aywa. Gewiss. Gib Acht auf dich. Salam.«

    Nach unserer Rückkehr erfuhren wir von Fatima, die auf uns gewartet hatte, dass Nefret vor einer Stunde eingetroffen war. Sie hatte ein Abendessen mit der Begründung abgelehnt, dass sie zu müde zum Essen sei, und sich umgehend in ihr Zimmer zurückgezogen. Ich empfand Mitgefühl für das Kind, wusste ich doch, dass sie um einen ihrer Patienten besorgt war. Ich verharrte vor ihrer Zimmertür, sah durch das Schlüsselloch jedoch kein Licht und hörte keinerlei Geräusch, so dass ich weiterging.
    Ich selbst litt an einer leichten Magenverstimmung. Ich schob es auf meine Nerven und auf das zu fette Essen, dessen ich mich im Rinnstein entledigt hatte, und nahm die mir von Fatima angebotene Tasse Tee dankend an, bevor ich mich zurückzog. Überflüssig zu erwähnen, dass ich erst einschlief, nachdem ich ein leises Klopfen an der Tür vernommen hatte – das vereinbarte Zeichen, zu dem Ramses sich bei seiner Rückkehr widerwillig bereit erklärt hatte. Da ich versprochen hatte, ihn nicht mit Fragen zu bedrängen, unterdrückte ich meinen natürlichen Impuls und drehte mich auf meine Seite, wo ich auf zwei große, warme Hände traf. Emerson war ebenfalls wach geblieben. Schweigend umarmte er mich und hielt mich fest, bis ich einschlief.

    Da Nefret für gewöhnlich keine Frühaufsteherin war, überraschte es mich, dass sie bereits am Frühstückstisch saß, als ich hinunterkam. Ein Blick in ihr Gesicht bewies mir, dass meine Vermutung zutraf. Ihren Wangen fehlte die übliche rosige Farbe und unter ihren Augen lagen dunkle Ringe. Ich wusste genau, dass jedes Mitgefühl oder Bedauern fehl am Platz gewesen wäre. Als ich auf ihr zeitiges Aufstehen anspielte, informierte sie mich mit knappen Worten, dass sie ins Hospital müsse. Einer ihrer Patienten befand sich in einem kritischen Zustand und sie wollte bei ihm sein.
    Lediglich eine Sache hätte mich von dem Gedanken abbringen können, was an jenem Abend passieren sollte, und diese fanden wir nicht. Die Grabkammer am Fuße des tiefen Schachts war bereits in grauer Vorzeit geplündert worden. Geblieben waren nur ein paar Knochen und Scherben der Grabbeigaben.
    Wir überließen es Ramses, diese enttäuschenden Fragmente zusammenzustellen und zu katalogisieren, und kletterten über die provisorische Leiter zurück ans Tageslicht. Ich erklärte Emerson, der hinter mir war: »Es gibt noch einen weiteren Grabschacht. Vielleicht führt er zu etwas Interessanterem.«
    Emerson seufzte.
    »Willst du ihn heute in Angriff nehmen?«, erkundigte ich mich.
    »Nein.«
    Ich blieb stehen und sah zu ihm hinunter. »Ich verstehe, mein Schatz«, meinte ich mitfühlend. »Es ist schwierig, sich auf die Exkavation zu konzentrieren, da so viel von unserem mitternächtlichen Rendezvous abhängt.«
    Emerson umschrieb besagtes Rendezvous mit einer Reihe sorgfältig gewählter Adjektive und fügte hinzu, dass es mir ähnlich sehe, mitten auf einer baufälligen Leiter stehen zu bleiben und ein Gespräch anzufangen. Daraufhin versetzte er mir einen kleinen freundschaftlichen Stoß.
    An der

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