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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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–«
    »Noch eine Sache.« Ramses’ dunkle Augen fixierten mich. Seine Miene war ausgesprochen ernst. »Wir zählen auf dich, dass du Nefret aus dieser Sache heraushältst. Sie wird uns begleiten wollen und das darf sie unter gar keinen Umständen. Wäre sie in der Nähe, würde Vater sich um sie sorgen statt um seine eigene Sicherheit.«
    »Und du auch«, räumte ich ein.
    Emerson hatte zugehört, ohne uns ein einziges Mal zu unterbrechen. Jetzt musterte er seinen Sohn und sagte: »Ramses hat Recht. Genau genommen hat er ebenso impulsiv gehandelt wie Nefret, und er hatte Glück, dass er lediglich mit einem Treffer auf den Schädel davongekommen ist.«
    Ramses’ hohe Wangenknochen liefen dunkelrot an. »In Ordnung, es war töricht von mir! Aber ihr könnt euch verdammt sicher sein, dass Farouk sie niemals angerührt hätte, wenn ich als Erster in diesen Raum vorgedrungen wäre. Vermutlich würde ich etwas vergleichsweise Törichtes tun, wenn er sie erneut bedrohte, und du auch, Vater. Angenommen, es ist eine Falle – würde sie bei dem Versuch, uns zu helfen, nicht direkt hineintappen und würdest du nicht Hals über Kopf versuchen wollen, sie zu retten?«
    »Mag sein, dass so etwas passieren kann«, brummte Emerson. Er blickte zu mir. »Zweifellos wirst du uns beschuldigen, dass wir zu gönnerhaft und überfürsorglich sind –«
    »Genau. Das seid ihr. Das bist du schon immer gewesen. Aber …«
    Emerson bemerkte das Zögern in meiner Stimme und besaß so viel gesunden Menschenverstand zu schweigen. Seine blauen Augen wirkten entschlossen, sein markantes, sonnengebräuntes Gesicht unnachgiebig. Ich sah von ihm zu Ramses, dessen schwarze Locken über seine Schläfen fielen und dessen ansprechende Züge denen seines Vaters so ähnlich waren. Beide liebte ich sehr. Würde ich sie größeren Gefahren aussetzen, wenn ich darauf beharrte, an dem nächtlichen Abenteuer teilzunehmen?
    Gezwungenermaßen gestand ich mir ein, dass das der Fall sein könnte. Und ich musste zugeben, dass Ramses’ Analyse von Nefrets Charakter nicht ganz unzutreffend war. Zunächst fand ich diese ungerecht und von Vorurteilen behaftet; allerdings hatte ich Zeit zum Nachdenken gehabt und die einzelnen Vorfälle reflektiert. Einige ihrer früheren Eskapaden ließen sich vielleicht mit jugendlichem Leichtsinn entschuldigen, wie beispielsweise damals, als sie sich absichtlich von einem unserer brutalsten Widersacher hatte gefangen nehmen lassen, in der Hoffnung, ihren Bruder zu retten. Doch trotz ihrer zunehmenden Reife hatte sie sich nicht sonderlich verändert. Als erwachsene Frau hatte sie ein Bordell in Luxor aufgesucht und tatsächlich versucht, die Mädchen vom Verlassen dieses Etablissements zu überzeugen. Dann diese Episode, als sie Ramses erpresst hatte, bis sie ihn und David in einen der übelsten Stadtteile Kairos begleiten durfte, um ein gestohlenes Artefakt aufzuspüren – und die Begebenheit, als sie mutterseelenallein einen mit einem Messer bewaffneten Räuber angriff … Die Aufzählung ließe sich beliebig fortführen. Emersons Charakterisierung von Ramses traf vermutlich auch auf Nefret zu; sie war mutig wie ein Löwe, gerissen wie eine Katze und störrisch wie ein Kamel, und wenn ihr Temperament mit ihr durchging, reagierte sie so spontan wie eine Schlange. Auch ihre überstürzte, unselige Heirat …
    »Nun gut«, versetzte ich. »Nach wie vor meine ich, dass du im Hinblick auf Nefret etwas ungerecht bist; sie hat dich und David aus einigen unangenehmen Situationen befreit, und das weißt du genau.«
    »Ich weiß, was ich ihr schulde«, erwiderte Ramses in ruhigem Ton.
    »Trotzdem«, fuhr ich fort, »bin ich mit eurem Vorschlag einverstanden – nicht, weil ich glaube, dass man ihr kein vernünftiges Verhalten zutrauen kann, sondern weil ich weiß, dass du und dein Vater dazu nicht in der Lage seid.«
    Ramses’ zusammengekniffene Lippen entspannten sich. »Mag sein.«
    »Hmhm«, murmelte Emerson.
    Wir wandten uns unseren unterschiedlichen Aufgaben zu.
    Es war nach Mittag, als Nefret auftauchte. Schon seit Stunden siebte ich einen besonders unerquicklichen Geröllhaufen und war froh, als sie mich dabei unterbrach. Ich sprang auf und streckte mich. Sie trug ihre Arbeitskleidung, und ihr beschwingter Gang bewies mir, dass sie besserer Laune war als am Morgen. Sie umklammerte einen verschlossenen Korb, den sie neben mir auf dem Boden abstellte.
    »Noch mehr Proviant?«, entfuhr es mir. »Wir haben einen Picknickkorb

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