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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mitgebracht.«
    »Du kennst doch Fatima«, erwiderte Nefret. »Sie denkt, dass wir alle zu wenig essen. Während ich badete und mich umzog, hat sie Ramses’ Lieblingsgericht gekocht; sie behauptet, er sei nur noch Haut und Knochen und müsse zunehmen. Wo ist er überhaupt? Wenn er sich weigert, werden wir ihn damit voll stopfen, wie sie es bei den Gänsen praktizieren.«
    »Und in der Frühzeit.« Ich lächelte. »Dann geh und ruf ihn und Emerson zum Mittagessen. Sie sind in der Kapelle.«
    Fatima hatte auch Aprikosenkompott und eine in Spalten zerlegte Wassermelone eingepackt. Wir alle aßen mit großem Appetit, einschließlich Ramses. Die Kunafa war eines seiner Lieblingsgerichte: Fadennudeln in Butter gebraten und mit Honig gesüßt. Nefret neckte ihn mit Fatimas Kritik, und er reagierte mit einem ziemlich unflätigen arabischen Sprichwort über weibliche Schönheitsideale, das auf sie eindeutig nicht zutraf. Emerson musterte die beiden mit einem liebenswerten Lächeln.
    »Alles gut gelaufen heute?«, erkundigte er sich.
    Nefret nickte. »Gestern Abend dachte ich, sie würde es nicht schaffen, aber heute Morgen ging es ihr schon wesentlich besser.« Wohlerzogen spuckte sie einen Melonenkem in ihre Hand und fuhr fort: »Ihr werdet nie erraten, wer mich heute besucht hat.«
    »Und deshalb kannst du es uns ebenso gut sagen«, versetzte Ramses.
    Der nächste Kern verfehlte sein Ohr. Er kniff die Augen zusammen und griff nach einem Stück Wassermelone.
    »Ich verbiete dir, das zu tun, Ramses«, entfuhr es mir. »Du und Nefret, ihr seid jetzt einfach zu alt für solche Spiele.«
    »Lass ihnen doch ihren Spaß, Peabody«, meinte Emerson nachsichtig. »Also, Nefret, wer war dein Besucher?«
    Ihre Antwort verscheuchte das liebenswürdige Lächeln von Emersons Gesicht. »Dieser degenerierte, schleimige, verachtenswerte, widerliche, perverse, abscheuliche –«
    »Er war sehr höflich«, fuhr Nefret ihm ins Wort. »Oder sollte ich besser sagen ›sie‹?«
    »Die Tatsache, dass el-Gharbi Damengarderobe vorzieht, ändert nichts an seiner Männlichkeit – äh – an seinem Geschlecht«, erklärte Ramses. Er wirkte so unergründlich wie stets, dennoch fiel mir sein unwillkürlich aufflackerndes Erstaunen auf. »Was wollte er im Krankenhaus?«
    »Sich nach einem ›seiner‹ Mädchen erkundigen.« Nefret legte die Betonung auf das Pronomen. »Es handelt sich um die junge Frau, die ich gestern Abend operierte. Er behauptete, dass er sie zu uns geschickt habe und dass man mit dem Mann, der sie verletzte, bereits … fertig geworden sei.«
    Emerson schnappte nach Luft. »Dieser Kriecher, dieser hinterhältige Mädchenhändler, dieser elende –«
    »Ja, liebster Professor, ich weiß, was du meinst. Und seine Vorliebe für Schmuck und Parfüm ist ziemlich widerlich!« Da ihr Emersons aufgebrachter Gesichtsausdruck vermittelte, dass er nicht in der Stimmung für einen Scherz war, legte sie ihren Arm um seine Schultern und küsste ihn auf die Wange. »Ich liebe deine Entrüstung, Professor-Schätzchen. Aber seit Gründung der Klinik habe ich Schlimmeres erlebt und mich damit auseinander setzen müssen. El-Gharbis Wohlwollen kann mich dabei unterstützen, diesen Frauen zu helfen. Und das ist das Wichtigste.«
    »Ganz recht«, pflichtete ich ihr bei.
    »Pah«, schnaubte Emerson.
    Ramses sagte: »Gut gemacht, Nefret.«
    Der Melonenkern traf ihn mitten am Kinn.
    An diesem Nachmittag galt meine Konzentration nicht ausschließlich meinem Geröllhaufen. Ich zermarterte mir das Hirn, wie ich Nefret daran hindern konnte, Emerson und Ramses zu begleiten. Eine Reihe von Möglichkeiten ging mir durch den Kopf, die ich jedoch als undurchführbar verwarf. Die Eingebung, die mir schließlich kam, war so bemerkenswert, dass ich mich fragte, warum ich nicht schon eher daran gedacht hatte.
    Wir aßen früher als gewöhnlich zu Abend, da ich sicherstellen wollte, dass Ramses ein anständiges Mahl zu sich nahm, bevor er aufbrach. Er würde eine Stunde benötigen, um Maadi auf dem Umweg zu erreichen, den er gewählt hatte, um unbeobachtet und unverdächtig seinen Wachtposten einnehmen zu können. Als wir anderen uns zum Kaffee in den Salon zurückzogen, schlüpfte er aus dem Haus, aber natürlich bemerkte Nefret seine Abwesenheit schon bald und wollte wissen, wo er war.
    »Er ist gegangen«, erwiderte ich, denn ich hatte beschlossen, ihr die Wahrheit zu sagen, statt eine Geschichte zu erfinden, die sie ohnehin nicht geglaubt hätte.
    Nefret sprang auf.

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