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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Lediglich ein kritischer Beobachter hätte festgestellt, dass seine Augen etwas zu eng zusammenstanden und dass seine Lippen zu schmal waren, mädchenhaft rosig und klein inmitten seiner breiten Kinnpartie. Ramses hätte unumwunden zugegeben, dass er alles andere als unkritisch war. Es gab keinen Mann auf Erden, den er mehr hasste als Percy.
    Ramses hatte sich mehrere provokante Äußerungen zurechtgelegt, doch das war völlig überflüssig. Sein Glas war noch halb gefüllt, als Simmons sich von seinen Freunden abwandte und, die schmalen Schultern energisch gestrafft, in Ramses’ Richtung strebte.
    »Ein Wort unter vier Augen«, schnaubte er.
    Ramses kramte seine Taschenuhr hervor. »Um halb elf erwartet man mich im Shepheard’s.«
    »Es dauert nicht lang«, zischte Simmons. »Kommen Sie nach draußen.«
    »Oh, verstehe. Also gut, wenn Sie darauf bestehen.«
    Er hatte nicht beabsichtigt, dass die Sache so weit gehen sollte, aber jetzt konnte er keinen Rückzieher machen.
    Im Gegensatz zu dem Gezira Sporting Club mit seinem Polofeld, dem Golfplatz und der englischen Parklandschaft lag der Turf Club wenig reizvoll an einer der belebtesten Straßen Kairos, flankiert von einer koptischen Schule und einer jüdischen Synagoge. Auf der Suche nach Abgeschiedenheit schlenderte Ramses zur Rückseite des Clubhauses. Die Nachtluft war kühl und frisch, und es war fast Vollmond, dennoch gab es dunkle, von Büschen abgeschirmte Winkel. Ramses strebte auf einen davon zu. Er hatte sich nicht umgedreht; als er sich schließlich umblickte, bemerkte er, dass Simmons von seinen beiden Freunden begleitet wurde.
    »Wie unsportlich«, kritisierte er. »Oder sind Sie mitgekommen, um Simmons anzufeuern?«
    »Es ist nicht unsportlich, einen feigen Halunken zusammenzuschlagen«, schnaubte Simmons. »Es ist allgemein bekannt, dass Sie nicht wie ein Ehrenmann kämpfen.«
    »Das könnte man als Oxymoron bezeichnen«, erwiderte Ramses. »Oh – Verzeihung. Schlechtes Benehmen, Fremdwörter zu benutzen. Schlagen Sie es nach, wenn Sie zu Hause sind.«
    Der arme Teufel wusste nicht, wie man kämpfte, weder als Ehrenmann noch in anderer Form. Mit rudernden Armen und einladend vorgeschobenem Kinn steuerte er auf Ramses zu. Ramses schlug ihn zu Boden und harrte des Angriffs der beiden anderen. Einem von ihnen stieß er einen Ellbogen in die Rippen, dem zweiten trat er in die Kniekehlen, genau über dessen blank polierten Stiefeln – und dann schalt er sich einen Idioten, weil Simmons sich unverhofft aufrappelte und einen Glückstreffer landete, der Ramses die Luft abschnürte. Ehe er wieder zu Atem kam, waren die beiden anderen über ihm. Einer hinkte, der andere keuchte, trotzdem hatte er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren können, ihnen ernsthaft Schaden zuzufügen. Er bereute diesen Höflichkeitsimpuls, als sie ihm die Arme auf den Rücken drehten und ihn zwangen, Simmons gegenüberzutreten.
    »Darf ich vorher wenigstens meinen Mantel ablegen«, meinte er kurzatmig. »Wenn er zerrissen ist, wird meine Mutter mir niemals das Ende der Geschichte schildern.«
    Simmons war ein diffuser, japsender Schatten in der Dunkelheit. Ramses verlagerte sein Gewicht und wartete darauf, dass Simmons einen Schritt näher kam, doch dieser wollte denselben Fehler nicht zweimal begehen. Er hob seinen Arm. Ramses duckte sich und schloss die Augen. Er war nicht schnell genug, um dem Schlag gezielt zu entgehen; Wange und Kinn brannten wie Feuer.
    »Das reicht!«
    Sie ließen ihn los. Blindlings einen anderen Halt suchend, klammerte er sich an einen Ast und richtete sich auf, bevor er die Augen öffnete.
    Percy stand zwischen Ramses und Simmons; er hielt Simmons am Arm gepackt. Völlig untypisch, dachte Ramses. Es hätte eher zu Percy gepasst, dass er sich beteiligte. Die Voraussetzungen waren ganz nach seinem Geschmack: drei oder vier gegen einen.
    Dann bemerkte er den anderen Mann, seine schwarzweiße Abendgarderobe schimmernd im Spiel von Licht und Schatten, und erkannte Lord Edward Cecil, seines Zeichens Finanzberater und Simmons’ Vorgesetzter. Cecils aristokratische Züge verzerrten sich vor Abscheu. Er musterte seinen Untergebenen mit zornig funkelndem Blick und wandte sich dann an Percy.
    »Danke, dass Sie mich darüber in Kenntnis gesetzt haben, Hauptmann. Zweifellos weiß Ihr Cousin das ebenfalls zu schätzen.«
    »Mein Cousin vertritt seine eigene Meinung, Lord Edward.« Percy plusterte sich auf. »Ich stimme ihr nicht zu, aber ich respektiere sie –

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