Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
mir.«
    »Meinst du, ich habe Angst vor ihm?«
    »Nein, gewiss nicht!«
    »Habe ich aber.«
    »Du könntest ihn mit einer Hand bewusstlos schlagen.«
    Ramses stieß einen seltsamen Laut aus – vielleicht ein unterdrücktes Lachen. »Deine Einschätzung ist schmeichelhaft, Mutter, aber vielleicht etwas übertrieben. Vermutlich müsste ich beide Hände einsetzen. Das habe ich allerdings nicht gemeint.«
    »Er kann uns nicht noch einmal hinters Licht führen, Ramses. Wir kennen seinen wahren Charakter nur zu gut. Sicherlich glaubst du nicht, dass Nefret seinen Schmeicheleien und Avancen erlegen ist?«
    »Nein.« Er reagierte zu rasch und zu heftig.
    »Nein«, bekräftigte ich. »Er verkörpert genau das, was sie verachtet und missbilligt. Vielleicht … Ja, ich kann mir lediglich vorstellen, dass sie denkt, Percy führe etwas Neues im Schilde, und dass sie dich davor schützen will.«
    »Und genau davor habe ich Angst. Zeit zum Rückzug, Mutter, sie steht auf.«
    Wir schlenderten zurück in den Ballsaal. Nefret war uns auf den Fersen. Hatte sie uns gesehen? Ich hoffte nicht; sie hätte allen Grund zur Verstimmung, falls sie merkte, dass ich ihr nachspionierte.
    Emerson war durch den Raum gestreift, auf der Suche nach mir, wie er vorwurfsvoll betonte.
    »Überlass sie mir, Ramses«, befahl er. »Die Walzer gehören mir, wie du weißt.«
    »Ja, Sir.«
    Emerson nahm meinen Arm, und als ich mich umdrehte, stand Nefret hinter uns. Mit Ausnahme ihrer zart geröteten Wangen deutete nichts darauf hin, dass sie ein schlechtes Gewissen haben könnte. Sie legte ihre Hand auf Ramses’ Ärmel. »Tanzt du mit mir?«
    »Hast du diesen Tanz noch nicht vergeben?«
    »Ich habe es mir anders überlegt. Bitte?«
    Diese Höflichkeit konnte er ihr nicht verweigern. Mit einer förmlichen Verbeugung bot er ihr seinen Arm.
    Das Orchester spielte einen gefühlvollen, langsamen Walzer, den ich nicht kannte. Statt mich jedoch auf die Tanzfläche zu führen, blieb Emerson stehen und beobachtete unseren Sohn und unsere Adoptivtochter.
    »Zum ersten Mal seit langem tanzen sie wieder miteinander«, hob ich an.
    »Ja.«
    »Ein schönes Paar.«
    »Ja.«
    Sie hatten immer sehr gut harmoniert, doch an diesem Abend lag etwas Bezauberndes in ihrem Tanz, jede Bewegung war so synchron, als wären sie eine Einheit. Sie schwebte so anmutig wie ein Vogel im Fluge, ihre aneinander gelegten Hände berührten sich kaum, ihre andere Hand streifte seine Schulter. Sie sahen sich nicht an; Nefrets Gesicht war abgewandt und seins die übliche unbeteiligte Maske. Während ich sie beobachtete, schienen die Gestalten der anderen Paare zu verblassen, und ich hatte nur noch Augen für die beiden, zwei Geschöpfe, auf ewig gefangen in einer Schneekugel.
    Energisch verdrängte ich diese gewissermaßen abstruse Vorstellung. Als ich mich umschaute, stellte ich fest, dass Emerson und ich nicht die Einzigen waren, die das Paar beobachteten. Percys Augen verfolgten jede ihrer Bewegungen. Er hatte die Arme verschränkt und grinste selbstgefällig.
    Als der Tanz endete, drehte Percy sich um und verschwand in der Menge. Nefret hatte ihn nicht bemerkt; ihre Hand weiterhin auf Ramses’ Schulter, sah sie zu ihm auf und sagte etwas. Kühl und gelassen schüttelte er den Kopf. Dann trat ein anderer Gentleman zu Nefret; vermutlich hätte sie ihm einen Korb gegeben, wäre Ramses nicht zurückgewichen und nach einer knappen Verbeugung verschwunden.
    Emerson umschlang mich. Die Gestalt meines sich davonstehlenden Sohnes nicht aus den Augen lassend, sagte ich abwesend: »Das ist kein Walzer, Emerson, sondern ein Schottischer.«
    »Oh«, murmelte Emerson.
    Ramses bahnte sich einen Weg durch die ausgelassenen Gestalten und erreichte die Tür des Ballsaals. Erst in dem Augenblick, als er beiseite trat, um ein Paar vorbeizulassen, erhaschte ich einen Blick auf sein Gesicht.
    »Bitte, entschuldige mich, Emerson.«
    Ramses war weder an der Bar noch in der maurischen Halle oder auf der Terrasse. Falls er das Hotel nicht überhaupt verlassen hatte, gab es nur eine weitere Rückzugsmöglichkeit, die er gewählt hätte. Ich schlenderte in den Hotelpark und hörte ihre Stimmen, noch ehe ich sie sah. Sie musste ihren Partner zurückgelassen haben und ihm gefolgt sein, genau wie ich, allerdings instinktiv die richtige Stelle gefunden haben, eine kleine Laube mit einer gemeißelten Steinbank, umgeben von weißen Rosenbüschen. Im Mondlicht schimmerten die Blumen wie Perlmutt und ihr schwerer Duft

Weitere Kostenlose Bücher