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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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vermutlich war Russell bereits dort. Er überließ Risha einem der bewundernden Türsteher, stürmte die Treppe hinauf und trat ein. Russell befand sich in der Eingangshalle. Er war allein, las oder gab vor, eine Zeitung zu lesen. Allerdings schaute er auf die Uhr, und als er Ramses bemerkte, ließ er die Zeitung sinken und wollte sich erheben. Ramses winkte ab und setzte sich in den neben ihm stehenden Sessel.
    »Was machen Sie hier?«, zischte Russell leise. »Ich habe die Nachricht erhalten. Ist irgendetwas schief gelaufen?«
    »Nichts, was Sie betrifft. Allerdings gibt es eine leichte Planabweichung. Sie können das Waffenarsenal jederzeit leeren, aber es muss absolut geheim bleiben und Sie dürfen niemanden festnehmen. In der verfallenen Moschee neben Burckhardts Grabstätte ist eine weitere Lieferung versteckt.«
    Auf Grund des Befehlstons verengten sich Russells Augen zu Schlitzen. Er war es gewöhnt, Kommandos zu geben, und nicht, sie zu empfangen. »Weshalb?«
    »Wollen Sie den Mann, der dahinter steckt?«
    »Sie meinen … Wissen Sie, wer es ist?«
    »Ja.«
    Er enthüllte es mit der kalten Präzision einer Formel, Punkt für Punkt, und ignorierte die Skepsis, die Russells Gesicht zu einer steinernen Maske erstarren ließ. Einmal bewegte sich diese Maske unmerklich, dennoch schwieg Russell, bis er geendet hatte.
    »Als er in Alexandria war, verpassten wir zwei Lieferungen. Er hatte sich am falschen Treffpunkt eingefunden.«
    »Dann glauben Sie mir also. Sie können General Maxwell überzeugen –«
    Bedächtig schüttelte Russell den Kopf. »Es könnte sich um schlichte Inkompetenz gehandelt haben. Das dachte ich jedenfalls. Deshalb habe ich ihn ablösen lassen und nach Kairo zurückgeschickt. Er gehört zu Maxwells Lieblingen und Maxwell würde jegliches Einschreiten meinerseits ablehnen.«
    Ramses war bewusst, dass er Recht hatte. Die Missgunst innerhalb der Armee war eine verflucht unangenehme, allgegenwärtige Tatsache. »Der militärische Abschirmdienst war bislang nicht in der Lage, Informationen über ihn einzuholen«, wandte er ein. »Geben Sie mir wenigstens die Chance, den Beweis zu erbringen.«
    »Wie? Ob Sie Recht oder Unrecht haben, ändert nichts an der Tatsache, dass der Bursche bislang keinen falschen Zug gemacht hat. Irgendjemand hat seine Finger im Spiel, das räumt sogar Maxwell ein, aber er würde niemals glauben, dass es einer seiner Lieblinge ist. Wir haben einige Subalterne gestellt, unter anderem auch diese Mrs Fortescue, aber keiner von ihnen hat jemals persönlich mit ihm gesprochen.«
    »Trotzdem muss er direkt mit seinen Auftraggebern kommunizieren. Vermutlich über Funk. Offensichtlich hat er die Ausstattung nicht in seiner Wohnung. Das bedeutet, er hat einen geheimen Unterschlupf. Ich denke, ich weiß wo. Gelegentlich nimmt er Frauen mit dorthin.«
    Russell kniff die Lippen zusammen. »Woher wissen Sie das? Von Ihrem Freund, dem Päderasten?«
    »Mein Freund ist vertrauter mit seinen Usancen als Maxwell oder Sie. Ihr feiner, emporstrebender junger Offizier ist kein unbeschriebenes Blatt in el Was’a. Auch das würde Maxwell vermutlich nicht glauben. Bitte gestatten Sie mir, auf den Ausgangspunkt zurückzukommen. Es hat keinen Sinn, diesen Unterschlupf zu durchsuchen, Sie würden nichts finden, was ihn belasten könnte. Ich muss ihn auf frischer Tat ertappen. Nein, unterbrechen Sie mich nicht. Der Aufstand soll morgen oder übermorgen stattfinden. Ihm ist seine kostbare Haut viel zu teuer, als dass er während der Revolte in Kairo bliebe, also sucht er einen sicheren Ort auf – möglicherweise das von mir erwähnte Versteck. Ich werde ihm folgen.« Russells Versuch eines Einwandes winkte er mit einer entschiedenen Geste ab. »Deshalb dürfen Sie nichts unternehmen, was ihn warnen könnte. Sie können Wardanis Truppe nicht inhaftieren, ohne dass er davon erfährt, und dann wird er reagieren – weiß der Himmel wie! –, ich vermag mir nicht auszudenken, wozu der Mistkerl in der Lage ist. Er könnte beschließen, auszuharren und überhaupt keinen Schachzug zu machen. Er könnte fliehen. Er könnte sich aber auch zu dem Schritt entschließen, potentielle Zeugen zu beseitigen, um sich selber zu schützen.«
    »Sie hassen ihn wirklich bis aufs Blut, nicht wahr?«, murmelte Russell.
    »Meine persönlichen Gefühle tun nichts zur Sache. Ich bitte Sie um einen einzigen Gefallen, und ich glaube, ich habe das Recht dazu.«
    Zähneknirschend nickte Russell. »Sie müssen es nicht tun und

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