Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra
deine Pläne nicht schilderst, werde ich den Bastard eigenhändig töten.«
»Meinst du, Lia wird es dir danken, wenn du dein Leben aufs Spiel setzt, um Johnny zu rächen? Percys Tod macht ihn nicht wieder lebendig.«
»Aber es würde mich erheblich erleichtern.« Davids Lächeln jagte Ramses einen Schauer über den Rücken. Er hatte dieses sanfte Gesicht noch nie so hart gesehen.
»Ich habe eine gewisse Vorstellung«, gestand Ramses widerwillig.
»Irgendwie habe ich mir das gedacht.« Sein Lächeln war eiskalt.
Es dauerte nicht lange, bis er seinen Plan geschildert hatte, soweit er einen hatte. Während er zuhörte, entkrampften sich Davids geballte Fäuste. Tränen traten in seine Augen. Jetzt vermochte er um Johnny zu trauern.
Seltsamerweise war es nicht Johnnys Gesicht, das Ramses ständig vor Augen hatte. Es war das des jungen Deutschen.
Aus Briefsammlung B
Liebste Lia,
mindestens eine Woche wird verstreichen, ehe du meinen Brief erhältst. Wozu soll das Schreiben gut sein? Aber es ist alles, was ich tun kann. Wäre ich bei dir, könnte ich meine Arme um dich legen und mit dir weinen. Sinnlos zu behaupten, dass der Schmerz nachlassen und mit der Zeit erträglich wird. Welcher Trost ist das für jemanden, der hier und jetzt trauert?
Du hast mich getröstet, als ich dich brauchte – egoistisch, undankbar und uneinsichtig wie ich war –, und jetzt, da du mich brauchst, kann ich nicht bei dir sein.
Glaube mir eins, Lia – halte dich daran fest und verliere nie den Mut. Eines Tages in naher Zukunft wird es eine fröhliche Nachricht geben. Mehr kann ich in einem Brief nicht sagen und nicht einmal das sollte ich andeuten.
Vergiss nie, dass ich alles tun würde, um uns alle wieder zu vereinen.
14. Kapitel
Am nächsten Morgen brachen die Vandergelts unmittelbar nach dem Frühstück auf. Wenn wir sie darum gebeten hätten, wären sie sicherlich geblieben, doch ich denke, Katherine verstand, dass wir mit unserem Schmerz allein sein wollten. Das Schlimmste war, dass wir nichts für die geliebten Menschen tun konnten, die am meisten gelitten hatten. Ich hatte geschrieben und Nefret war meinem Beispiel gefolgt; Emerson hatte ein Telegramm aufgegeben, und Ramses brachte die Depeschen zum Hauptpostamt in Kairo, um ihre umgehende Weiterleitung zu gewährleisten. Es war wenig genug.
Ramses kehrte rechtzeitig zurück, um sich von den Vandergelts zu verabschieden. Er hatte das Haus vor Tagesanbruch verlassen, und mir war klar, dass er vor dem Versand der Briefe nach der Botschaft Ausschau gehalten hatte, die das Ende seiner Mission ankündigte. Als er meinem fragenden Blick begegnete, schüttelte er den Kopf. Dann also nicht heute, sondern morgen.
Da ich wusste, dass er vor seinem Aufbruch so gut wie nichts zu sich genommen hatte, schlug ich vor, in den Frühstücksraum zurückzugehen und Fatima das Vergnügen zu gönnen, uns aufs Neue zu beköstigen. Ihr Gesicht hellte sich auf, als ich sie um weiteren Toast und Kaffee bat.
»Aber ja, Sitt Hakim, selbstverständlich! Ihr müsst bei Kräften bleiben. Werdet ihr heute nach Gizeh aufbrechen? Ich habe Selim informiert, dass ihr das vielleicht nicht wollt.«
»Wir könnten einen Ruhetag einlegen«, meinte Emerson gedehnt. »Das würden die Regeln des Anstands erfordern.«
»Ich bezweifle, dass Johnny sich um Anstandsregeln scheren würde«, wandte Ramses ein. »Allerdings könnten wir eine Art Trauerfeier ins Auge fassen. Daoud und Selim würde es gefallen und die anderen werden ihm respektvoll die letzte Ehre erweisen wollen.«
»O ja, Sitt«, ereiferte sich Fatima. »Sie werden alle kommen wollen. Wer ihn nicht persönlich kannte, hat von seinem Humor und seiner Liebenswürdigkeit gehört.«
»Die Idee gefällt mir«, sagte ich, während ich meine Emotionen zu verbergen versuchte. »Aber nicht heute. Vielleicht sind wir morgen – oder übermorgen – gefasster für eine solche Zeremonie.«
Ich dachte an David. Es wäre unendlich tröstlich, ihn wieder bei uns zu wissen. Wie dieser Teil der Angelegenheit geregelt werden sollte, hatte Ramses nicht geschildert; falls die Behörden seinen Mut und seine Aufopferung jedoch nicht umgehend anerkannten, würde ich ein Wörtchen mit General Maxwell zu reden haben.
»Unter diesen Umständen können wir ebenso gut für eine Weile in Gizeh arbeiten«, warf Emerson ein. »Beschäftigung lenkt ab, was? Gegen Mittag werden wir zurückkehren. Für den heutigen Nachmittag habe ich andere Pläne.«
Ramses hob die Augenbrauen.
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