Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
in die Militärkrankenhäuser eingeliefert werden. Außerdem sind die meisten Soldaten, die den Suezkanal observieren, Inder – Punjabis und Gurkha. Nicht sonderlich romantisch, nach deiner Ansicht.«
    Ihr Tonfall war wie eine Ohrfeige, und Annas Wangen liefen rot an, als hätte man sie tatsächlich geschlagen.
    »Das 42. Lancashire steht dort«, meinte Cyrus zerstreut. »Und einige australische und neuseeländische Truppen.«
    »Und die ägyptische Artillerie«, fügte Ramses hinzu. »Sie ist hervorragend ausgebildet und die indischen Rekruten sind sehr gute Kämpfer.«
    Er versuchte, Katherine – und mich? – zu beruhigen. Auf Grund meiner Gespräche mit Emerson wusste ich, dass die Situation beileibe nicht so angenehm war wie von Ramses geschildert. Die britische Besatzungsarmee war nach Frankreich abkommandiert worden und der Truppenersatz spärlich und schlecht ausgebildet. Die Sicherheit des Suezkanals hing von der Loyalität der so genannten »einheimischen« Truppenverbände ab – in den meisten Fällen Moslems. Konnte der Ruf des Sultans nach einem heiligen Krieg sie beeinflussen?
    »Jedenfalls sind es gut aussehende Burschen«, meinte Nefret. »Ich habe einige von ihnen in Kairo gesehen, während ihres Heimaturlaubs. Auf der Straße, um genau zu sein. Sie haben keinen Zugang zu den Hotels oder Clubs, nicht wahr? Ich nehme nicht an, dass sich auch nur eine einzige dieser patriotischen Damen von Kairo der Mühe unterzieht, ihnen einen angemessenen Platz zuzuweisen, wo sie sich von ihrer Pflichterfüllung erholen können.«
    »Vermutlich nicht«, bekräftigte ich. »Für die Rekruten sind kaum entsprechende Unterkünfte vorhanden. Kein Wunder, dass die armen Kerle in Wirtshäusern und Cafés und – äh – anderen zwielichtigen – äh – Etablissements herumlungern! Dagegen werde ich etwas unternehmen. Verzeihung, Ramses, sagtest du etwas?«
    »Nein, Mutter.« Er senkte den Blick auf seinen Teller, allerdings nicht rasch genug, um das belustigte Funkeln in seinen dunklen Augen vor mir zu verbergen. Was er gemurmelt hatte, war: »Mit Tee und Gurken-Sandwiches.«
    In diesem Tenor setzte sich die Unterhaltung noch drei weitere Gänge fort. Cyrus’ Fragen an Emerson dienten einwandfrei der Beruhigung; ich bezweifelte nicht, dass er ernsthaft überlegte, Katherine heimzuschicken – oder es bereits versucht hatte. Anna und Nefret fauchten sich weiterhin an und Ramses lieferte keine konstruktiven Gesprächsbeiträge. Nach dem Essen zogen wir uns in den Salon zurück, wo Katherine in einen Sessel sank.
    »Noch ein Wort über diesen Krieg und ich schreie«, drohte sie. »Nefret, würden Sie uns den Gefallen tun und etwas spielen? Wie es heißt, wirkt Musik beruhigend auf das aufgebrachte Gemüt, und meins ist im Moment ziemlich in Mitleidenschaft gezogen.«
    Nefret schaute etwas betreten drein. Sie war nicht ganz unschuldig an der allgemeinen Gemütsverfassung. »Gewiss. Was möchtet ihr hören?«
    »Irgendwas Fröhliches und Mitreißendes«, schlug Cyrus vor. »In den von mir mitgebrachten Notenheften sind einige hübsche, lustige Lieder.«
    »Etwas Sanftes, Beruhigendes und Hübsches«, korrigierte Katherine.
    »Ein Lied, in das wir alle mit einstimmen können«, versetzte Emerson erwartungsvoll.
    Nefret, die bereits am Klavier saß, lachte und blickte zu Ramses. »Hast du einen Wunsch?«
    »Nein, solange es keine dieser sentimentalen, schmalzigen Balladen ist, wie du sie bevorzugst. Oder Marschmusik.«
    Ihr Lächeln verschwand. »Keine Märsche. Heute Abend nicht.«
    Sie spielte die alten Lieder, die zu Emersons Lieblingsstücken zählten. Auf ihre Bitte hin gesellte sich Ramses zu ihr, um für sie die Seiten umzublättern, und auch wenn die Lieder für sein Empfinden zu sentimental waren, sagte er es nicht. Es gelang mir, Emerson daran zu hindern mitzusingen, indem ich Nefret darum bat. Ihre Stimme war zwar nicht ausgebildet, aber dennoch sehr hübsch und klar, und Emerson liebte ihren Gesang.
    Katherine legte den Kopf zurück und schloss die Augen.
    »Das war reizend, mein liebes Kind«, sagte sie sanft. »Spielen Sie ruhig weiter, falls Sie nicht zu müde sind.« Nefret überflog die Noten. »Hier ist eines von Cyrus’ neuen Liedern. Ramses, sing mit mir.«
    Er hatte sie beobachtet, aber vermutlich an etwas anderes gedacht, denn er schrak zusammen, als sie ihn ansprach. Mir war klar, dass er die Uhrzeit genauso wachsam im Auge behielt wie ich. In einer Stunde würde er aufbrechen müssen, um Thomas

Weitere Kostenlose Bücher