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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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    »Amelia, ich wünschte, du würdest Hamlet nicht immer falsch zitieren«, stieß mein Gatte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Ich verzieh ihm den harschen Ton, wusste ich doch, dass er auf diese Art seine Gefühle zu verbergen suchte. Die Szene glich tatsächlich dem letzten Akt des Dramas: mit Leichen und Soldaten, die um sich starrten oder helfen wollten.
    Sethos und Percy wurden auf Tragen in den Krankenwagen transportiert, den Emerson organisiert hatte – »nur für den Fall«, wie er erklärte. Ramses beharrte darauf, dass er reiten könne, und Nefret versuchte ihn vom Gegenteil zu überzeugen, was offensichtlich zutraf; selbst Rishas geschmeidiger Gang hätte seinen Rücken unerträglichen Strapazen ausgesetzt und die Fesseln hatten tief in seine Handgelenke eingeschnitten. Er war immer noch auf den Beinen und argumentierte hitzig, als Emerson und ich aufbrachen. Allerdings pirschten sich zwei der Soldaten an ihn heran, und Nefret versicherte mir, dass sie ihn in eines der Automobile verfrachten würden – ob er wollte oder nicht.
    Emerson und ich brachten die Pferde zurück, führten das von mir zuvor gerittene mit uns. Wir ritten in gemächlichem Tempo, denn wir hatten uns eine Menge zu berichten. Als wir das Haus erreichten, waren die anderen bereits eingetroffen. Ramses hatte darauf bestanden, David zu sehen, der auf Grund eines Schlafmittels tief schlummerte, aber, wie Nefret mir versicherte, außer Gefahr war. Nachdem Emerson nach Kairo aufgebrochen war, wandten sie und ich uns Ramses zu – es war ein grässliches Unterfangen. Keine seiner Verletzungen war lebensbedrohlich, dennoch war sein Körper übersät von Prellungen und Schnittwunden und den blutigen Malen der Peitsche.
    Schon nach kurzer Zeit bat Nefret mich, das Zimmer zu verlassen. Sie war freundlich, doch sehr bestimmt, und an Ramses’ Blick erkannte ich, dass er ihre Meinung teilte. Also ging ich in mein eigenes Zimmer und saß dort eine Zeit lang mit gemischten Gefühlen. Ich nahm an, dass ich mich daran gewöhnen würde. Im Leben jeder Mutter kommt die Zeit …
    Ramses schlief fast den ganzen Tag und auch ich gönnte mir ein wenig Ruhe. Es mutete seltsam an, sich entspannt hinzulegen; gewiss, eine Reihe unbeantworteter Fragen quälten mich weiterhin, doch ich war von der Angst befreit, die mich Tag und Nacht verfolgt hatte. Ich glaube nicht, dass Nefret überhaupt schlief. Es gelang mir, sie zu überreden, ein Bad zu nehmen und ihre zerknitterte, staubige, blutverschmierte Kleidung zu wechseln. Mir blieb kaum Zeit, die Kissen aufzuschütteln, die Ramses’ Seitenlage unterstützten, seinen Rücken zu inspizieren (der, wie ich erwartet hatte, mit grüner Heilsalbe bestrichen war) und ihm eine kleine Demonstration meiner mütterlichen Zuneigung zu geben (die ihn nicht im Geringsten störte, denn seine Augen blieben weiterhin geschlossen), ehe sie zurückkehrte. Sie trug ihr Haar offen und das hellblaue, gemusterte Baumwollkleid, das, wie ich jetzt bemerkte, noch von jemand anders als Emerson geschätzt wurde.
    Also zog ich mich erneut und ohne Aufforderung zurück, und wann immer ich einen Blick in sein Zimmer riskierte – was ich von Zeit zu Zeit tat –, saß sie in dem Sessel neben seinem Bett, die Hände gefaltet, ihr Blick auf sein schlafendes Gesicht fixiert. Da ich offensichtlich unerwünscht war, beschloss ich, neben David zu wachen, und enthob Fatima dieser Aufgabe. Sie war keineswegs begeistert, doch als ich sie bat, ein Tablett für Nefret vorzubereiten, eilte sie geschäftig davon.
    David war wach. Er lächelte mich an und streckte seine Hand aus. »Danke, dass du mich gerettet hast, Tante Amelia. Jedes Mal, wenn ich den Mund öffnete, versuchte sie, einen Löffel hineinzuschieben.«
    Er stellte Fragen über Fragen. Ich beantwortete die wesentlichsten, mir dessen bewusst, dass nichts seine Genesung besser unterstützte als das Wissen, dass die von ihm geliebten Menschen in Sicherheit waren und die Gefahr gebannt.
    »Dann ist es Nefret – und dir – zu verdanken, dass der Tag glimpflich verlaufen ist«, murmelte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Man könnte es als gemeinsame Unternehmung bezeichnen. Hättest du nicht die heldenhafte Anstrengung auf dich genommen, uns zu erreichen – hätte Nefret nicht von dem Palast gewusst – hätte Emerson Russell nicht überzeugt, dass er keine Zeit verlieren durfte …«
    »Und hätte Sethos nicht im richtigen Augenblick gehandelt! Diesen Teil verstehe ich nicht,

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