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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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verraten hätte, solange David involviert war. Jetzt hat er keinen Grund, mir zu vertrauen, und ein Gejagter auf der Flucht fackelt nicht lange.«
    »Ganz recht.« Emerson seufzte. »Ich kann mir nicht vorstellen, was dich dazu bewogen hat, Peabody, etwas Derartiges vorzuschlagen. Ramses, ich verbiete dir strengstens … ähhm … ich bitte dich ernsthaft, keinen Versuch zu unternehmen, Wardani aufzuspüren. Wenn er dir nicht die Kehle aufschlitzt, dann mit Sicherheit einer seiner fanatischen Anhänger.«
    »Ja, Sir«, murmelte Ramses.
Aus Manuskript H
    Sie trafen sich kurz nach Einbruch der Dämmerung, in einem Café im Tabakbezirk. Massive, eisenverstärkte Türen sicherten die Gebäude, in denen der Tabak gelagert wurde; die Gegend war vom Verfall bedroht, die riesigen Paläste verlassen, die Anwesen der alten Handelsfürsten zu Mietwohnungen umfunktioniert.
    Zu viert saßen sie im Schneidersitz um einen niedrigen Tisch in einem Hinterzimmer – eine verschlossene Tür und ein schwerer Vorhang trennten es von dem eigentlichen Café. Eine einzige Öllampe auf dem Tisch erhellte das längliche Spielbrett, auf dem das beliebte Mankalla gespielt wurde, doch keiner von ihnen, nicht einmal die Mitspieler, konzentrierte sich auf die Verteilung der Kugeln. Die Unterhaltung verlief einsilbig, und einem zufälligen Beobachter wäre vermutlich aufgefallen, dass keine Namen genannt wurden.
    Schließlich brummte ein Hüne mit grauem Bart und Beduinentracht: »Es war idiotisch und gefährlich, sich hier zu treffen. Es ist noch zu früh. Die Straßen sind voller Menschen, die Geschäfte hell erleuchtet –«
    »Die Engländer trinken in ihren Clubs und Hotels oder essen zu Abend.« Der Sprecher war Anfang 20, kräftig gebaut für einen Ägypter, mit dem eigentümlichen Blinzeln des Gelehrten. »Du bist neu in unserer Gruppe, mein Freund; stelle die Weisheit unseres Führers nicht in Frage. Im abendlichen Treiben ist man weniger verdächtig als um Mitternacht auf einer menschenleeren Straße.«
    Der ältere Mann schnaubte verächtlich. »Er kommt spät.«
    Die zwei anderen, die bislang geschwiegen hatten, tauschten Blicke aus. Beide waren wie Angehörige der ärmeren Schichten gekleidet, in einen einfachen blauen Leinenkaftan mit einem Turban aus grober weißer Baumwolle, doch auch sie wirkten wie Studenten. Dicke Brillengläser vergrößerten die Augen des einen; nervös zupfte er an seinem Turban, als wäre diese Kopfbedeckung ungewohnt für ihn. Der andere junge Mann war groß und schlank, mit schmalem Gesicht, seine Augen von dichten, dunklen Wimpern umrahmt. Sein Gewand war fast bis zur Taille geöffnet und enthüllte ein Amulett, das für gewöhnlich von Frauen getragen wurde – ein winziges Silberkästchen, das einen Vers aus dem Koran enthielt. Er antwortete dem Beduinen. »Er kommt, wenn er es für richtig hält. Mach deinen Zug.«
    Wenige Minuten später wurde der Türvorhang beiseite geschoben und ein Mann trat ein. Er trug europäische Kleidung – Wollmantel und -hose, Lederhandschuhe und einen breitkrempigen Hut, der die obere Hälfte seines Gesichts verbarg, aber eine auffällige Hakennase und glatt rasierte Wangen enthüllte. Der Graubärtige sprang auf, eine Hand an seinem Messer. Die anderen erstarrten und der attraktive Jüngling schlug die Hände vor die Brust.
    »Ihr wisst meinen kleinen Scherz zu schätzen. Überzeugend, oder?«
    Die Stimme war die Wardanis, sein großspuriges Auftreten, sein diabolisches Grinsen. Er nahm den Hut ab und verbeugte sich spöttisch vor dem Beduinen. »Salam alaikum. Sei nicht so schnell mit dem Messer. Unsere kleine Zusammenkunft ist nicht verboten. Wir sind schließlich nur zu fünft.«
    Der bebrillte Student ließ einen Schwall unflätiger Flüche los und wischte sich die schwitzenden Handflächen an seinem Gewand. »Du hast deinen Bart abrasiert!«
    »Hervorragend beobachtet.« Sie starrten ihn weiterhin an, woraufhin Wardani ungehalten fortfuhr: »Ein falscher Bart ist leicht zu bekommen. Das ermöglicht mir eine Vielzahl von Tarnungen – nicht nur ein glatt rasiertes Gesicht, sondern auch andere Masken. Ich habe eine ganze Reihe solcher Tricks von David gelernt, der sie wiederum von seinem Freund übernahm.«
    »Aber … aber du siehst exakt so aus wie er!«
    »Nein«, erwiderte Wardani. »Schaut genauer hin.« Er beugte sich vor, so dass die Öllampe sein Gesicht erhellte. »Von weitem sehe ich dem berüchtigten Bruder der Dämonen so ähnlich, dass die Polizei mich

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